Situation am Rentenmarkt bleibt angespannt
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US-Notenbank erhöht Leitzinsen auf 5,0 Prozent. Zehnjahresrenditen steigen in den USA und Europa unvermindert an. US-Dollar ist weiter im Sinkflug. Im Mittelpunkt des Interesses stehen in dieser Woche insbesondere Konjunktur- und Preisdaten aus den USA sowie der hiesige ZEW-Index.
US-Notenbank: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel
Wie erwartet hat die amerikanische Notenbank die Zielrate für die Fed Funds um 25 Basispunkte auf 5,0 Prozent erhöht. Unter professionellen Marktbeobachtern herrscht indes noch Uneinigkeit darüber, ob es vorerst bei dieser 16. Zinserhöhung in Folge bleiben wird oder ob Bernanke und Co. noch einen weiteren Schritt nach oben vornehmen werden. Die Entscheidung darüber dürfte von den amerikanischen Währungshütern im Lichte der kommenden Inflations- und Konjunkturdaten getroffen werden. Für eine weitere Zinsanhebung spricht der wieder zunehmende Inflationsdruck, nachdem der Ölpreis erneut die 70-Dollar-Marke deutlich übersprungen hat. Der im jüngsten Arbeitsmarktbericht festgestellte Anstieg der Stundenlöhne sowie die fortgesetzte Abwertung des US-Dollar passen ebenfalls in dieses Bild. Die Gefahren für die Preisniveaustabilität spiegeln sich auch in den Inflationserwartungen der Marktteilnehmer wider, die in den zurückliegenden Wochen spürbar angestiegen sind. Auf der anderen Seite fielen aber die letzten Konjunkturdaten etwas schwächer als zunächst erwartet aus. Nach der unterdurchschnittlichen Zahl neu geschaffener Jobs blieben auch die Einzelhandelsumsätze hinter den Prognosen zurück. Die Konjunkturdynamik scheint sich damit etwas abzuschwächen, wenngleich es sich hierbei bislang höchstens um graduelle Veränderungen handelt. Das Bild einer robusten Konjunkturlage bleibt damit im Wesentlichen intakt.
Die Situation am US-Rentenmarkt bleibt vor diesem Hintergrund angespannt. Im Gefolge der Zinserhöhung stiegen die im Mittelpunkt des Interesses stehenden Zehnjahresrenditen erneut an und näherten sich dem Wert von 5,2 Prozent. Binnen 8 Monaten summiert sich der Renditeanstieg damit auf sehr beachtliche 120 Basispunkte. Ein vergleichbares Renditeniveau verzeichneten wir zuletzt im Juni 2002. Die Zinskurve, welche die Renditen verschiedener Laufzeiten miteinander verbindet, hat inzwischen wieder einen leicht steigenden Verlauf angenommen, nachdem sie kurzzeitig zur Inversion neigte. Die Phase der relativen Sicherheit am US-Rentenmarkt vorhersehbare Zinssteigerungen am kurzen Ende, begrenzte Renditeanstiege am langen Ende scheint damit erst einmal der Vergangenheit anzugehören.
Dollar: Abstiegssorgen
Der Sinkflug des Dollar setzte sich in der Vorwoche fort. Die Marke von 1,30 US-Dollar je Euro, die wir zum letzten Mal Anfang April 2005 gesehen haben, ist wieder in unmittelbare Sichtweite gerückt. Zwar wurde am Markt schon seit geraumer Zeit darüber spekuliert, dass mit der Aussicht auf eine sinkende Zinsdifferenz zwischen den USA und dem Euroraum sowie einer wieder zunehmenden Aufmerksamkeit gegenüber dem US-Leistungsbilanzdefizit die Weltleitwährung unter Druck kommen könnte. Allerdings verblüffte die Vehemenz, mit der der Greenback in den letzten vier Wochen attackiert wurde. Am 12. April, also genau vor einem Monat, erhielt man für einen Euro noch 1,21 US-Dollar. Der Abwärtstrend beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Relation zum Euro, sondern betrifft auch die meisten anderen Dollar-Währungspaare. Mussten für einen US-Dollar vor vier Wochen beispielsweise noch fast 120 Yen bezahlt werden, liegt der Preis jetzt bei 110 JPY/USD. Trotz der spürbaren Aufwertung des Yen hielt die japanische Notenbank bislang still und intervenierte nicht am Devisenmarkt.
EZB geht in die Verlängerung
Nachdem die Zinserhöhung im Mai ausblieb, richten sich an den europäischen Finanzmärkten nun alle Blicke auf die EZB-Ratssitzung im Juni. Eine weitere Leitzinsanhebung gilt dabei als ausgemachte Sache. Verschiedentlich wird sogar darauf hingewiesen, dass die EZB nicht von vornherein auf einen 25-Basispunkte-Schritt festgelegt ist. Verschiedene Notenbanker haben darauf in Statements hingedeutet. Aus unserer Sicht erscheint eine Erhöhung um 0,5 Prozent jedoch nahezu ausgeschlossen, nachdem die Währungshüter auf einen Zinsschritt noch im Mai verzichtet haben. Daran ändert auch der wieder leicht zunehmende Inflationsdruck nichts. An den Rentenmärkten herrscht derzeit dennoch ein Moment größerer Unsicherheit. Die Renditen länger laufender Bundesanleihen haben im Wochenverlauf erneut angezogen. Gegenwärtig rentieren zehnjährige Staatspapiere mit 4,1 Prozent, verglichen mit drei Prozent im September 2005. Anzeichen für eine durchgreifende Erholung sind noch nicht in Sicht. Anleger sollten daher ihr Augenmerk weiterhin auf Geldmarktfonds und Kurzläuferfonds richten.
Ausblick:
Die in dieser Woche in den USA zur Veröffentlichung anstehenden Daten zur Erzeuger- und Verbraucherpreisentwicklung könnten erste Anhaltspunkte für die weitere FED-Politik liefern. Überraschend starker Preisdruck spräche für eine Fortsetzung der Zinserhöhungen. Im Euroraum dürfte sich der Blick vor allem auf den ZEW-Index richten, der nach dem Höhenflug der vergangenen Monate wieder etwas nachgeben könnte.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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