Kommentar
11:41 Uhr, 17.02.2006

Sind Dividendenstrategien noch attraktiv?

Dividendenstarke Aktien bieten stabile und nachhaltige Erträge, wenn sie sorgfältig analysiert und ausgewählt werden. Das Risikoprofil und die Volatilität sind niedriger als die vergleichbarer Benchmarks, während die durchschnittliche Umschlagshäufigkeit dividendenstarker Aktien nur halb so hoch wie die von Aktien ohne Dividendenzahlung ist.

Langfristig machen Dividenden ungefähr 50% der Aktiengewinne aus.

Nicht alle Dividendenstrategien konzentrieren sich auf die Rendite. Die effektivsten Fonds kombinieren wachstums- und ertragsreiche Titel. Sie suchen nach attraktiven Geschäftsmodellen mit steigenden Gewinnen und regelmäßigen Ertragsströmen.

Aufgrund des niedrigeren Risikoprofils und der geringen Volatilität tragen Dividendenfonds zur Verbesserung des gesamten Risiko-Rendite-Profils des Aktienanteils eines Portfolios bei. Sie sind eine ideale Ergänzung für Produkte mit höherem Risiko, wie zum Beispiel asiatische Aktienfonds oder BRIC-Fonds.

Warum in dividendenstarke Aktien investieren?

Es wird erwartet, dass sich das wirtschaftliche Wachstum und die Gewinndynamik in Zukunft verlangsamen werden. In diesem Umfeld entwickeln sich Unternehmen mit stabilen und nachhaltigen Wachstumsprofilen und regelmäßigen Erlösen wahrscheinlich besser als der Markt.

Unternehmen verfügen über eine hohe Liquidität, der Schuldenstand ist angemessen, die Bilanzen sind in guter Verfassung. Die liquiden Mittel können für Reinvestitionen oder für Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe genutzt werden. Wir begrüßen den Einsatz liquider Mittel für Übernahmen und Reinvestitionen ebenso wie Ausschüttungen an die Aktionäre – beides ist die Grundlage für zukünftiges Wachstum und damit für zukünftige Dividendenzahlungen.

Im Gegensatz zur allgemeinen Wahrnehmung sind die Ausschüttungsquoten auf einem sehr angemessenen Niveau (zum Beispiel in Europa unter 45% und in den USA mit 33% sogar noch niedriger). Sie haben sich in den letzten zwei Jahren sogar verringert.

Die Dividendendeckung (Dividende je Aktie dividiert durch KGV) der Unternehmen ist weltweit auf hohem Niveau. Die Mehrzahl der Unternehmen könnte daher ihre Dividendenauszahlung verdoppeln, ohne ernste Liquiditätsprobleme zu bekommen.

Mit den Dividendenstrategien ist in Europa gerade erst ein neuer Anlagestil aufgekommen, der sicher nicht Gefahr läuft, sich zu einer Blase zu entwickeln. Die hervorragende Entwicklung dividendenstarker Aktien in den letzten Jahren lässt sich zwar nicht wiederholen, das bedeutet aber nicht, dass die Strategie ihre Attraktivität verloren hat. Ein Stockpicking-Ansatz mit Dividendenstrategie sollte weiterhin zu guten Erträgen unter allen Marktbedingungen führen.

Drei Vorurteile gegen Dividendenstrategien – und deren Widerlegung

Das Geschäft eines Unternehmens, das Dividenden zahlt, kann nicht wachsen.

- Es gibt zahlreiche Aktien auf dem Markt, die ein überdurchschnittliches Ertragswachstum und zugleich eine ordentliche Dividendenrendite verzeichnen. Anleger sollten sich auf das Gleichgewicht zwischen Auszahlungssumme und Reinvestition konzentrieren. Ein Unternehmen, das 100% seiner Erträge an die Aktionäre ausschüttet (per Dividende oder Aktienrückkauf), investiert nicht in sein Geschäft und schränkt das zukünftige Wachstumspotenzial offensichtlich ein.

- Die Ausschüttung eines Teils der Erträge an die Aktionäre kann jedoch eine gute Managementstrategie sein. Studien haben gezeigt, dass es zwischen der Zahlung einer Dividende und der Eigenkapitalrendite einen positiven Zusammenhang gibt. Da die Dividendenzahlung von den Managern eine größere Kapitaldisziplin fordert, scheint die Verwendung des restlichen Kapitals zu besseren Ertragsergebnissen zu führen.

- Der Markt sollte die Lektion aus dem Expansionswahn Ende der neunziger Jahre gelernt haben: Viele Investitionen haben nicht einmal die Kapitalkosten eingebracht und hätten sorgfältiger analysiert werden sollen.

Wenn die Zinsen steigen, fallen die dividendenstarken Aktien

- Ja, zwischen dividendenstarken Aktien und Zinsen besteht eine Beziehung, denn je höher die Anleiherendite ist, desto weniger attraktiv ist die Dividendenrendite der Aktien. Diese Überlegung ignoriert jedoch die Tatsache, dass eine Dividendenstrategie nicht nur allein die Dividendenrendite ausmacht.

- Vom Zinsanstieg am stärksten betroffen sind so genannte „Bond Proxies“ (beispielsweise Versorgertitel), die anleiheähnliche Eigenschaften haben. Eine Dividendenstrategie sollte sich stattdessen auf dividendenstarke Aktien konzentrieren, die außerdem ein stabiles und nachhaltiges Wachstum aufweisen – da sie von Zinsänderungen weniger betroffen sind.

Ein Dividendenfonds ist sehr stark konzentriert und investiert nur in Versorger, Telekoms und Finanztitel

- Es stimmt, dass es in traditionellen dividendenausschüttenden Sektoren wie Versorgung und Finanzen mehr dividendenstarke Aktien gibt. Trotzdem hat die Konzentration auf die Aktionärsrendite in den letzten Jahren dazu geführt, dass Unternehmen in allen Sektoren des Marktes den Einsatz ihrer liquiden Mittel überdenken. Es ist jetzt möglich, dividendenstarke Aktien aus einer Reihe von Branchen zu erhalten, um eine breite Diversifizierung in einem Fonds sicherzustellen. Insbesondere Europa und manche Schwellenmärkte haben die Erhöhung und Einführung von Dividenden erlebt.

Quelle: Schroders

Die Schroders-Gruppe ist eine führende internationale Vermögensverwaltungsgesellschaft, die 1804 gegründet wurde. Schroders verwaltet Anlagen für Pensionsfonds, Regierungsbehörden, Wohltätigkeitsorganisationen, Körperschaften, Familienunternehmen und vermögende Privatpersonen weltweit und ist ein führender Verwalter von Investmentfonds. Schroders bietet Anlagen in allen wichtigen Vermögenskategorien in entwickelten Ländern und Schwellenländern an: Aktien, Schuldtitel, Geldmarktinstrumente, Beteiligungen und Immobilien. Das weltweit verwaltete Vermögen betrug zum 31. März 2005 rund 158,2 Mrd. Euro.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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