Silber: Anleger im Kaufrausch
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Silber geht weg wie warme Semmeln – seitdem der Chef der Federal Reserve, Ben Bernanke, im späten August klare Hinweise auf eine erneute Runde so genannter quantitativer Lockerung gab. Investoren fürchten die Entwertung von Papierwährungen und setzen auf Silber, was nicht ohne Risiko ist. Zwar sprang der Silberpreis von Ende August bis Anfang November um satte 64% auf 29,32 Dollar – korrigierte dann aber ebenso heftig. Bis Mitte November war der Preis wieder um 13% gefallen und notierte bei 25,44 Dollar. Investoren lassen sich davon jedoch nicht beeindrucken. Sie kaufen munter nach, besonders nachdem die Notenbank nun wirklich mehr Geld drucken wird.
Tatsächlich verzeichneten Silberprodukte am Tag nach dem Kursrutsch so hohe Zukäufe, wie nie zuvor. Das gilt besonders für physisch besicherte ETFs. Hier können Investoren eine Andienung in Silberbarren verlangen, müssen dies aber nicht. Diese Flexibilität wird begrüßt: Seit 2005 wurden auf der ganzen Welt 14,000 Tonnen Silber in solchen ETFs hinterlegt. Das entspricht sieben Monaten Weltproduktion.
Neben der Investmentnachfrage ist die industrielle Nachfrage für Silber besonders relevant. Sie entwickelt sich stark zyklisch und sie ist durch die Rezession um ein Viertel eingebrochen. Experten befürchten, dass sie sich so schnell nicht mehr auf das Vorrezessionsniveau erholen wird. Das liegt auch daran, dass die digitale die analoge Photographie langsam verdrängt. Die Silberwette ist also auch eine, die auf eine klar wachsende Weltwirtschaft setzt. Die Schmucknachfrage macht bei Silber nur ein Viertel der Gesamtnachfrage aus.
Run auf die Silber-Börse?
Angebotsseitige Verknappungen dürften nur dann auftreten, wenn die Investorennachfrage noch stärker wächst, als bislang. Zum größten Coup könnte es für Silberkäufer kommen, wenn ein Szenario Wirklichkeit werden sollte, von dem eingeschworene Silberexperten schon seit Jahren schreiben: Ein Run auf die COMEX. An der New Yorker Metallbörse wird weitaus mehr Silber gehandelt als tatsächlich in Lagern bevorratet wird. Es könnte zu Engpässen und entsprechend schnell steigenden Preisen kommen, wenn sich eine große Gruppe von Händlern zur physischen Lieferung entscheiden würde.
Solange dies nicht geschieht, wird Silber ein nachfragegetriebener Markt bleiben. Das liegt auch daran, dass Silber als Koppelprodukt der boomenden Industriemetalle auftritt. Die durchschnittlichen Grenzkosten der reinen Silberproduktion liegen darüber hinaus bei 10 Dollar. Die COMEX ermöglicht heute Silbervorausverkäufe bis Juli 2015 – und das zu Preisen von 26,87 Dollar pro Unze – eine komfortable Gewinnspanne. U.S. Silver, die zweitgrößte amerikanische Silbermine, nutzte am 10. November bereits die Gunst der Stunde und sicherte 20% der 2011er Produktion zu einem Preis von 27,50 Dollar pro Unze ab. Damit erhält das Unternehmen einen garantierten positiven Cashflow – kann also in neue Projekte investieren – und bewahrt für 80% der Produktion das volle Aufwärtspotenzial, sollte der Silberpreis weiter steigen.
Die Silberwette ist also vorwiegend eine Spekulation auf eine weiterhin hohe Investmentnachfrage. Sie ist aber auch eine Versicherung gegen das „Black Swan“-Event eines Runs auf die Comex sowie eine massive weitere Entwertung des US-Dollars. Wer in Edelmetalle investieren möchte und eine Hebelwirkung auf Gold wünscht, sollte dem volatileren Silber den Vortritt geben.
Autor: Jochen Stanzl – Chefredateur Finanznachrichten BoerseGo.de
BoerseGo.de ist ein Service der BörseGo AG : http://www.boerse-go.ag
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