Nachricht
14:09 Uhr, 30.11.2023

Signa-Insolvenzverfahren könnte auch zu Galeria-Verkauf führen

Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones) - Die Einleitung des Insolvenzverfahrens bei der österreichischen Signa Holding betrifft nun auch die deutsche Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, die ins Schaufenster gestellt werden könnte.

Am Mittwochabend teilte die Schweizer Signa Retail Selection AG - eine Tochter der Signa Holding - mit, Verwaltungsrat und Geschäftsleitung haben entschieden, beim zuständigen Gericht eine sogenannte "Nachlassstundung" - also Gläubigerschutz - zu beantragen. Ziel sei es, dadurch das Geschäft von der österreichischen Muttergesellschaft "abzukoppeln und geordnet zu liquidieren", teilte Signa Retail Selection mit Sitz in Zürich mit, zu der einem Signa-Sprecher zufolge auch Galeria Karstadt Kaufhof gehört.

   Schweizer Tochter Signa Retail Selection will Aktiva in kommenden Monaten abstoßen 

"Dabei geht der Verwaltungsrat davon aus, sämtliche externen Verbindlichkeiten regeln zu können und die Aktiven gut organisiert und in einem strukturierten Prozess über die nächsten Monate zu veräußern", sagte Christian Wenger, Verwaltungsratspräsident der Signa Retail Selection AG.

So wolle die Schweizer Tochter verhindern, dass sie "in Abhängigkeit des Insolvenzverfahrens der österreichischen Muttergesellschaft gerät".

In der Signa Retail Selection (SRS) AG, die 2017 gegründet wurde, hat Signa operative Beteiligungen an europäischen Handelsunternehmen gebündelt, unter anderem Galeria Karstadt Kaufhof.

Der Antrag auf Nachlassstundung in der Schweiz ermögliche es den Managern, in Zusammenarbeit mit dem Sachwalter das Geschäft "unabhängig von den Insolvenzen der restlichen Signa Gruppe geordnet und transparent abzuwickeln", so Wenger.

   Signa Holding soll 5 Mrd Euro an Schulden haben 

Am Mittwoch hatte die österreichische Signa Holding des Investors Rene Benko beim Gericht in Wien ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Das Handelsgericht Wien hat dem Antrag stattgegeben, ein Insolvenzverfahren eröffnet und den Rechtsanwalt Christof Stapf zum Insolvenzverwalter bestimmt, sagte eine Sprecherin des Gerichts am Donnerstag. Insolvenzgläubiger können nun innerhalb einer Frist bis 15. Januar 2024 ihre Ansprüche anmelden. Die erste Gläubigerversammlung soll den Angaben zufolge noch in diesem Jahr stattfinden, am 19. Dezember.

Das Magazin Der Spiegel zitiert zwei österreichische Gläubigerschutzverbände, denen zufolge sich die Schulden der Signa Holding auf rund 5 Milliarden Euro belaufen.

Hohe Baukosten, steigende Kreditzinsen und Liquiditätsprobleme hatten den Handels- und Immobilienkonzern zuletzt in Schieflage gebracht und bereits zur Insolvenz der deutschen Tochter Signa Real Estate Management Germany (Signa REM Germany) geführt. Der Antrag ist laut Medienberichten am Freitag beim Amtsgericht in Berlin-Charlottenburg eingereicht und am Montag vom Gericht bestätigt worden. Bei der Online-Sporttochter Signa Sports United hatte bereits Ende Oktober die Tochter Tennis-Point Insolvenz angemeldet. Signa Sports United teilte am 20. Oktober mit, dass mehrere andere Töchter sowie die in New York börsennotierte Mutter Signa Sports United NV lokal ähnliche Verfahren planen. Grund sei die "Kündigung der verbindlichen, uneingeschränkten Eigenkapitalzusage durch die Signa Holding GmbH am 16. Oktober 2023 sowie die daraus resultierenden fehlenden Mittel zur Deckung des operativen Finanzierungsbedarfs der Signa Sports United Gesellschaften".

Derweil prüft auch das Bundesfinanzministerium einer Ministeriumssprecherin zufolge derzeit mögliche Auswirkungen der angekündigten Insolvenz auf Bundeshilfen von 680 Millionen Euro, die Galeria aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) erhalten hat.

   Verdi besorgt über "immer neue Hiobsbotschaften" 

Die Gewerkschaft Verdi zeigt sich besorgt. "Die immer neuen Hiobsbotschaften bei Signa sorgen bei den Beschäftigten von Galeria für Unruhe. Sie wollen Jobsicherheit und eine planbare Perspektive", sagte Corinna Groß, Bundesfachgruppenleiterin Handel bei Verdi. Das Weihnachtsgeschäft sei gut angelaufen, es sei eine Tarifeinigung über eine Sonderzahlung von 500 Euro an die Beschäftigten erreicht worden. "Wir erwarten jetzt, dass diese Vereinbarungen vollumfänglich eingehalten werden."

Sollte Signa mit der neuen Insolvenz die finanzielle Unterstützung nicht wie zugesagt leisten können, "muss das Galerie-Management vorbereitet sein und auf verschiedene Möglichkeiten reagieren können". Zu einem möglichen Eigentümerwechsel sagte Groß: "Klar ist aber, dass ein Eigentümer, der Kompetenz in der Handelsbranche mitbringt, eine gute Lösung für uns und die Kolleg*innen bei Galeria wäre."

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

DJG/uxd/mgo

Copyright (c) 2023 Dow Jones & Company, Inc.