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16:57 Uhr, 28.03.2017

Short-Attacke: Aurelius stürzt um 30 % ab

Ein fragwürdiger Research-Bericht hat den Aurelius-Kurs am Dienstag zeitweise um mehr als 30 % einbrechen lassen. Steckt ein Körnchen Wahrheit hinter den Anschuldigungen?

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Die Münchener Beteiligungsgesellschaft Aurelius Equity Partners ist offenbar Opfer einer Short-Attacke geworden. Der Hedgefonds Gotham City Research verbreitete am Dienstag einen extrem negativen Research-Bericht über Aurelius. Anschließend stürzte der Kurs der Aurelius-Aktien im Tief um rund 32 Prozent ab. Aktuell notieren die Papiere noch knapp 20 Prozent im Minus.

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Vor der Veröffentlichung des Research-Berichts ist Gotham City Research Short-Positionen auf Aurelius eingegangen. Gotham City Research profitiert also davon, wenn der Aktienkurs von Aurelius einbricht. Per 24. März hielt Gotham City Research Leerverkaufs-Positionen im Umfang von 0,61 Prozent des Grundkapitals von Aurelius, so Daten aus dem Bundesanzeiger.

In den vergangenen Jahren waren bereits bereits der Werbevermarkter Ströer und der Zahlungsdienstleister Wirecard das Opfer von gezielten Short-Attacken geworden. Das Vorgehen der Angreifer ist dabei immer gleich: Zunächst werden, von der Öffentlichkeit größtenteils unbemerkt, Short-Positionen aufgebaut. Anschließend werden sehr negative Research-Berichte veröffentlicht, die den Unternehmen häufig auch kriminelle Machenschaften unterstellen. Der Aktienkurs bricht in der Folge deutlich ein und führt zu Gewinnen bei den Short-Sellern, die ihre Leerverkaufspositionen in der Folge schließen.

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Die Masche der Short-Seller funktioniert nur deshalb so gut, weil sich in den Research-Berichten häufig Fiktion und Wahrheit nur schwer unterscheiden lassen. Außerdem greifen die Short-Seller häufig Unternehmen an, deren Aktien zuvor kräftig gestiegen und damit ohnehin „reif für eine Korrektur“ sind.

Im Research-Bericht zu Aurelius Equity Partners erhebt Gotham City Research schwere Anschuldigungen. So wird unterstellt, dass die Gewinne von Aurelius Equity Partners mehrheitlich auf kreativer Buchführung beruhen und nichts mit der Realität zu tun hätten. In den Jahren 2011 bis 2015 sollen 123 Prozent des Nettogewinns durch „negativen Goodwill“ entstanden sein. „Negativer Goodwill“ entsteht, wenn Vermögenswerte (in diesem Fall Firmenbeteiligungen) unter ihrem eigentlichen Wert erworben werden und der Wert in der Bilanz anschließend heraufgesetzt wird. Diese Heraufsetzung des Werts bedeutet einen Gewinn für das Unternehmen, auch wenn es sich um einen rein buchhalterischen Effekt handelt, der mit keinerlei Zahlungsflüssen verbunden ist.

In der Realität sei das Geschäftsmodell von Aurelius Equity Partners nicht erfolgreich. So seien rund 60 Prozent der Beteiligungsunternehmen in die Insolvenz geschlittert, nachdem Aurelius sie verkauft habe, schreibt Gotham City Research. Viele von Aurelius erworbene Unternehmen seien nicht profitabel, dennoch sei ihr Wert in der Bilanz durch Zuschreibungen heraufgesetzt worden.

Gotham City Research verweist außerem darauf, dass die Aurelius-Manager im Dezember 2016 Aktien des Unternehmens im Wert von 169 Mio. Euro verkauft hätten, und zwar mit einem deutlichen Abschlag zum damaligen Aktienkurs. Aurelius-Chef Dirk Markus sei außerdem vor seiner Zeit bei Aurelius Manager beim Unternehmen Arques AG gewesen. Dessen Aktienkurs sei um 95 Prozent eingebrochen, nachdem Markus das Unternehmen verlassen habe, heißt es.

Die Aurelius-Gruppe beschreibt ihr Geschäftsmodell auf ihrer Website so: „Seit der Gründung im Jahr 2006 hat sich Aurelius von einem lokalen Turnaround-Investor zu einem internationalen Multi-Asset-Manager entwickelt, der ein breites Branchenspektrum und die gesamte Bandbreite der Unternehmensfinanzierung abdeckt. Wir konzentrieren uns dabei darauf, am Markt vorhandenen Opportunitäten zu erkennen, zu analysieren und für den Ausbau des jeweiligen Geschäfts zu nutzen.“

Die Aktien von Aurelius sind nicht im regulierten Markt, sondern nur im Freiverkehr notiert. Damit unterliegen die Aktien weniger strengen Zulassungsvoraussetzungen und Folgepflichten.

Aurelius wies die Anschuldigungen von Gotham City Research scharf zurück. Die von Gotham City Research gezogenen Schlussfolgerungen seien "substanziell inkorrekt", teilte das Unternehmen in einer ersten Stellungnahme mit. Gotham City Research habe bereits bekannte Informationen in einer irreführenden Weise widergegeben und mit falschen Behauptungen und Unterstellungen widergegeben, um selbst wirtschaftlich zu profitieren. Mögliche Schadensersatzforderungen sowie eine Strafanzeige wegen Marktmanipulation würden geprüft. Man habe eine starke Exit-Pipeline und sehe ein starkes Interesse an den Beteiligungsunternehmen. Aurelius kündigte eine Erhöhung der Aktienrückkäufe an und will sich in den kommenden Tagen detaillierter zu den Vorwürfen äußern.

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11 Kommentare

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  • motörhead
    motörhead

    Der Geschäftsbericht, auf den alle warten, ist angesichts der Vorwürfe völlig nebensächlich. Es handelt sich nicht nur um eine Short-Attacke, sondern um eine Breitseite auf das Vertrauen in das Unternehmen Aurelius an sich.

    21:50 Uhr, 28.03.2017
  • 280a
    280a

    test

    20:21 Uhr, 28.03.2017
  • Oliver Baron
    Oliver Baron Experte für Anlagestrategien

    Eine ausführliche Antwort von Aurelius ist hier zu finden:

    https://www.godmode-trader.de/nachricht/dgap-news-...

    17:28 Uhr, 28.03.2017
  • Bastian Galuschka
    Bastian Galuschka Chefredakteur

    Statement von Aurelius: http://www.reuters.com/article/brief-aurelius-comm...

    17:04 Uhr, 28.03.2017
    1 Antwort anzeigen

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Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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