Analyse
09:30 Uhr, 23.03.2023

SGL CARBON – Verschnaufpause nach zwei Wachstumsjahren

Trotz eines Umsatzanstiegs um 12,8 Prozent wurde die Umsatzprognose nicht ganz erreicht. Besser sieht es beim Ergebnis aus.

Erwähnte Instrumente

  • SGL CARBON SE - WKN: 723530 - ISIN: DE0007235301 - Kurs: 8,000 € (XETRA)

Der Konzernumsatz des Kohlefaserspezialisten stieg 2022 auf 1,14 (Vorjahr 1,01) Mrd. EUR. Damit wurde das Ziel von 1,20 Mrd. EUR knapp verfehlt. Das bereinige EBITDA stieg um 23,4 Prozent auf 172,8 (VJ 140,0) Mio. EUR. Mit einem Plus von 9,5 Prozent auf 120,9 (VJ 110,4) Mio. EUR landete das EBIT genau in der Mitte des Prognosekorridors von 110 bis 130 Mio. EUR. Der überproportionale Anstieg des Konzerngewinns um über 68 Prozent auf 126,9 (VJ 75,4) Mio. EUR lag auch an einem Steuerertrag in Höhe von 31,3 Mio. EUR, der in diesem Jahr so nicht mehr anfallen wird.

Ursächlich für das Wachstum in 2022 waren zum einen höhere Volumina und zum anderen Preiserhöhungen zum Ausgleich der gestiegenen Kosten für Energie, Rohstoffe und Logistik. SGL Carbon-CEO Derr zeigte sich mit dem Erreichten sehr zufrieden, da das Unternehmen bereits fast die gesamten mittelfristigen Ziele, die man sich für 2025 gesetzt hatte, erreicht hat.

Das größte Geschäftssegment Graphite Solutions trug mit 512,2 (VJ 443,6) Mio. EUR zum Konzernumsatz bei und lieferte ein bereinigtes EBITDA von 118,5 (VJ 87,9) Mio. EUR. Der Bereich Carbon Fibers erwirtschaftete Erlöse von 347,2 (VJ 337,2) Mio. EUR und ein EBITDA von 43,2 (VJ 54,5) Mio. EUR. Der Rückgang ist vor allem auf das Auslaufen eines margenstarken Vertrags mit einem Automobilunternehmen zurückzuführen. Im Segment Process Technology stieg der Umsatz auf 106,3 (VJ 87,2) Mio. EUR bei einem EBITDA von 9,9 (VJ 4,7) Mio. EUR und im vierten Geschäftsbereich Composite Solutions expandierten die Erlöse auf 153,1 (VJ 122,5) Mio. EUR und das EBITDA kletterte auf 20,0 (VJ 12,1) Mio. EUR.

Bilanzielle Lage weiter verbessert

Der Rückgang des freien Cashflow auf 67,8 (VJ 111,5) Mio. EUR muss vor dem Hintergrund betrachtet werden, dass im Vorjahr ein Mittelzufluss in Höhe von 30,6 Mio. EUR aus dem Verkauf nicht betriebsnotwendiger Grundstücke enthalten war. Außerdem wurde das Working Capital hochgefahren, um die Lieferfähigkeit sicherzustellen.

Die Eigenkapitalquote verbesserte sich angesichts des auf 578,6 (VJ 380,8) Mio. EUR gestiegenen Eigenkapitals deutlich auf 38,5 (VJ 27,0) Prozent. Die Nettoverschuldung ging durch die Tilgung von Finanzverbindlichkeiten auf 170,8 (VJ 206,3) Mio. EUR zurück, so dass sich der Verschuldungsfaktor zum Jahresende 2022 auf 1,0 (VJ 1,5) stellte.

2023 wird ein Stabilisierungsjahr

Im laufenden Geschäftsjahr wird der Umsatz durch den Verkauf des Geschäfts am US-Standort Gardena und durch das Auslaufen eines Carbonfaser-Liefervertrags mit einem Automobilkunden belastet werden. Positiv wird sich hingegen die anhaltend hohe Nachfrage vor allem durch die Halbleiter-, Solar- und LED-Industrie auswirken. SGL profitiert dabei unter anderem vom steigenden Bedarf nach Hochleistungshalbleitern, die zum Beispiel in den Bereichen Erneuerbare Energien und Elektromobilität benötigt werden. Die Produktionskapazitäten sollen deshalb in diesem Bereich ausgebaut werden. Dafür wird SGL einen zweistelligen Millionenbetrag investieren.

Der Konzernumsatz wird auf dem Niveau von 2022 erwartet bei einem bereinigten EBITDA zwischen 160 und 180 Mio. EUR. Ergebnisseitig wird viel davon abhängen, ob es den Wiesbadenern erneut gelingt, die weiter steigenden Kosten an die Kunden weiterzureichen zu können.

Fazit: Nach zwei Jahren des Wachstum, in dem er Konzernumsatz um knapp 24 Prozent und das bereinigte EBITDA um 86 Prozent angestiegen ist, steht bei SGL Carbon in diesem Jahr eine Konsolidierung an. Die mittelfristigen Ziele sind weiter intakt. Bis 2027 soll die bereinigte EBITDA-Marge auf 18 bis 19 Prozent gesteigert werden. Im vergangenen Jahr lag diese bei 15,2 Prozent. An schwachen Tagen kann deshalb ein Kauf der SGL Carbon-Aktie in Erwägung gezogen werden.

Jahr 2022 2023e* 2024e*
Umsatz in Mrd. EUR 1,14 1,14 1,26
Ergebnis je Aktie in EUR 1,01 0,80 0,90
KGV 8 10 9
Dividende je Aktie in EUR 0,00 0,02 0,03
Dividendenrendite 0,00 % 0,25 % 0,38 %

*e = erwartet

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Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

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