September: Talfahrt an den Rohstoffmärkten ist noch nicht vorbei
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Die Abwärtskorrektur an den Rohstoffmärkten hat sich gefestigt. Im vergangenen Monat verbilligten sich einige Rohstoffe sogar mit zweistelligen Raten, allen voran die Edelmetalle und die Energierohstoffe. Die Preisrückgänge bei Industriemetallen und Agrarrohstoffen waren etwas schwächer ausgeprägt. Wenn in den kommenden Wochen die Übertreibung den Rohstoffmärkten noch vollends entwichen ist, werden die fundamentalen Faktoren stärker in den Fokus der Märkte rücken. Diese werden aufgrund der Abschwächung der Weltkonjunktur und der nachlassenden Nachfragedynamik in den kommenden Monaten nennenswerte Rohstoffpreisanstiege erst einmal verhindern.
Energie: Mitte Juli drehte auch bei den Energierohstoffen der Trend nach unten. Wenngleich der Ölpreis kurzzeitig unter die 100-US-Marke rutschen kann, erwarten wir nachhaltig keine zweistelligen Ölpreise.
Edelmetalle: Die industrielastigeren Edelmetalle wie Silber, Platin und Palladium kamen im vergangenen Monat stärker unter Druck als der Goldpreis. Der stärkere Dollar drückt aber ebenfalls auf die Edelmetallpreise.
Industriemetalle: Die schwache Weltkonjunktur mit einer Industrieproduktionsdynamik von nur noch 3,5 % lässt die Industriemetalle billiger werden. Dieser Trend dürfte noch einige Zeit anhalten.
Wird der Ölpreis wieder zweistellig?
1. Aktuelles: Seit Mitte Juli sind die Ölpreise am Fallen. Daran haben auch die Hurrikans Gustav und Ike im Golf von Mexiko nichts geändert, auch wenn es aufgrund von Evakuierungsmaßnahmen zu Produktionsausfällen kam. Somit weicht die Übertreibung derzeit zu großen Teilen aus dem Ölmarkt. Ob nun eine Untertreibung bevorsteht, ist schwer zu prognostizieren. Preisniveaus um die 100 US-Dollar halten wir jedoch nicht für eine solche. Die Spekulanten sind sich derzeit auch nicht ganz einig. Zeitweise wetteten sie mehrheitlich auf fallende, zuletzt jedoch wieder auf steigende Preise.
2. Fundamentale Faktoren: Die OPEC-Ölminister haben bei ihrem 149. Treffen in Wien zwar die offizielle OPEC-Förderquote unverändert gelassen. Zugleich einigten sie sich aber auf eine striktere Einhaltung dieser Quote und somit auf eine Kürzung der tatsächlichen Rohölförderung in der Größenordnung von 520.000 Barrels pro Tag. Sie begründeten diesen Beschluss mit einer Überversorgung an den Märkten. Die tatsächliche OPECFörderung liegt derzeit mehr als 600.000 Barrels pro Tag über der offiziellen Förderquote. Dass die offizielle OPEC-Quote ab jetzt anstatt 29,67 Mio. Barrels pro Tag 28,8 Mio. Barrels pro Tag beträgt, hängt mit dem Aussetzen der Mitgliedschaft Indonesiens zusammen (entspricht einem Minus von 0,865 Mio. Barrels). Aus den Äußerungen der OPEC ließ sich zudem ableiten, dass eine Kürzung der offiziellen Quote beim nächsten Treffen am 17. Dezember beschlossen werden könnte, sollte der Ölpreis bis dahin nachhaltig unter die 100 US-Dollar- Marke fallen. Doch auch dies dürfte im jetzigen Umfeld kaum einen entscheidenden Einfluss auf die Ölpreisentwicklung haben, denn die Märkte sind ausreichend mit Rohöl versorgt.
3. Unsere Meinung: Wenngleich ein weiterer Preisverfall und somit eine Untertreibung am Ölmarkt nicht auszuschließen ist, rechnen wir in den kommenden Monaten eher mit einer Seitwärtsbewegung mit leichten Abwärtstendenzen. Zugleich wird jedoch die konjunkturelle Schwäche der Weltwirtschaft in den nächsten Monaten und Quartalen noch keine nennenswerten Ölpreisanstiege zulassen.
Goldpreis überrascht mit starken Preisbewegungen – erst nach oben, dann nach unten
1. Aktuelles: Auf die überraschend starken Goldpreisanstiege bis Juli 2008 folgte eine überraschend scharfe Abwärtskorrektur auf Preisniveaus von zeitweise unter 800 US-Dollar. Letztere ging auch mit einem verringerten Optimismus der Goldspekulanten einher.
2. Fundamentale Faktoren: Das weltweite Goldangebot schrumpfte im zweiten Quartal 2008 weiter, diesmal um 3 % im Vergleich zum Vorquartal. Stark rückläufig war hierbei die Komponente Altgoldangebot. Die Minenproduktion konnte sich hingegen von den strombedingten Ausfällen im Vorquartal mit einem Plus von 8 % etwas erholen. Die weltweite Goldnachfrage stieg hingegen im gleichen Zeitraum um 5 % an. Die Nachfrager nach Goldschmuck nutzten die geringfügige Verbilligung von Gold im zweiten Quartal und weiteten ihren Goldschmuckkonsum um 11 % gegenüber dem Vorquartal aus. Der Goldpreis sank erstmals seit dem Schlussquartal 2006 im Vorquartalsvergleich. Sehr viel weniger als noch zu Beginn des Jahres wurde Gold für ETFs und andere Formen der Finanzanlage im zweiten Quartal nachgefragt.
3. Unsere Meinung: Gold hält, was es verspricht. Mit Ausnahme der ersten Hälfte der Achtzigerjahre, als sich Gold aufgrund der Ölkrise merklich verteuert hatte, bewegte sich der reale Wert in der Tendenz seitwärts. Das heißt, dass der Goldpreis im längerfristigen Durchschnitt in etwa mit der jährlichen Inflationsrate steigt. Dies wird auch für 2008 und 2009 gelten, stärkere Goldpreisanstiege erwarten wir allerdings nicht. Die von uns prognostizierte Aufwertung des US-Dollar und ein weiteres Abflauen der Finanzmarktkrise werden deutlicheren Goldpreisanstiegen im Wege stehen. Allerdings rechnen wir auch mit keiner starken Verbilligung von Gold. Denn Inflationssorgen bleiben, auch wenn unserer Meinung nach Inflation nicht zum Problem wird. Zudem steht das Winterhalbjahr bevor, in dem die Heiratssaison in Indien stattfindet, die die Schmucknachfragekomponente stützt. Eine Seitwärtsbewegung im weiten Korridor zwischen 800 und 900 US-Dollar pro Feinunze halten wir deshalb für die kommenden 12 Monate für am wahrscheinlichsten.
Bleipreis hat den Boden noch nicht erreicht
1. Aktuelles: Seit Oktober 2007 ist der Bleipreis bereits in einer ausgeprägten Abwärtsbewegung. Zurzeit kostet Blei fast 40 % weniger als vor einem Jahr. Seit Anfang Juli scheint der Preis aber einen gewissen Boden gebildet zu haben. Er schwankt seitdem mit relativ starken Ausschlägen seitwärts. Entsprechend hat sich die Volatilität seit Juli nennenswert erhöht (gemessen an der annualisierten Standardabweichung der relativen Preisveränderung der letzten 30 Handelstage).
2. Fundamentale Faktoren: Blei wird zu 80 % für Batterien, vor allem bei der Herstellung von Autobatterien, eingesetzt. Global zeigt sich auf der Nachfrageseite derzeit eine Schwächephase. Denn die Automobilproduktion liegt in den USA seit März 2008 mit zweistelligen Raten unter dem Vorjahresniveau. Seit Mai produziert auch die Automobilindustrie in Europa weniger Fahrzeuge als im Vorjahr. Selbst in China haben sich die Zuwächse bei der Autoproduktion auf 10 % im Vorjahresvergleich moderiert. Dennoch trat China im Juli dieses Jahres erstmals als Nettoimporteur von Blei am Weltmarkt auf. Das heißt, China importierte im Juli mehr Blei als es exportierte, trat also als Nettonachfrager am Weltmarkt auf. Dabei wurde das weltweite Bleiangebot in der ersten Jahreshälfte 2008 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um mehr als 5 % ausgeweitet. In der Tendenz resultierte aus diesem Verhältnis von steigendem Angebot und schwächelnder Nachfrage ein Lageraufbau von Blei an der London Metal Exchange (LME). Diese fundamentalen Entwicklungen sind ein wichtiger Teil zur Erklärung der fallenden Bleipreise.
3. Unsere Meinung: Aufgrund der zunächst noch anhaltenden Schwächephase der Weltwirtschaft gehen wir davon aus, dass der Bleipreis bei dem jetzigen Niveau den Boden noch nicht erreicht hat. Wir rechnen für die kommenden Monate mit einer weiteren moderaten Abwärtsbewegung, bevor Blei sich zur Jahresmitte 2009 aufgrund der wieder anziehenden globalen Konjunkturdynamik erneut verteuert.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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