Kommentar
07:46 Uhr, 28.08.2015

Sensationelles US-Wachstum?

Das US Wachstum für das zweite Quartal wird kräftig nach oben korrigiert und gilt gleich als sensationell. Ein Vorbote für den Rest des Jahres ist es jedoch nicht.

Das US Wachstum war im zweiten Quartal sehr viel besser als gedacht. Die ersten Schätzung des Wachstums lag bei 2,3% (annualisiert). Für die zweite Schätzung wurde eine Korrektur nach oben auf 3,3% erwartet. Tatsächlich wurden es nun 3,7%. Zusammen mit dem Wachstum von 0,6% im ersten Quartal kann sich 2015 sehen lassen.

Um das Jahresziel von 2,8% Wachstum zu erreichen, muss sich die Dynamik in den kommenden zwei Quartalen halten. Ob das realistisch ist bleibt abzuwarten, denn die Verunsicherung der letzten Wochen wird das Wachstum kaum angeschoben haben. Nichtsdestotrotz kann man guten Gewissens auf ein Jahreswachstum von 2,3 bis 2,5% hoffen. Alles darüber hinaus gehende ist eine schöne Zugabe.

Von alleine passiert das nicht. Grafik 1 zeigt, welche Bereiche der Wirtschaft wie viel zum Wachstum beitragen. Der Privatkonsum war im vergangenen Quartal eine starke Stützstelle. Allein 2,1% der insgesamt 3,7% Wachstum kommen aus dem Privatkonsum. Der Staat trug weitere 0,47% bei. Unternehmensinvestitionen brachten es immerhin auf 0,41%. Positiv ist der Beitrag der Nettoexporte (Exporte minus Importe) zu werten. Der Beitrag hieraus war wegen des starken Dollars zuletzt häufig negativ.

Der Außenbeitrag ist nicht nur positiv, weil der Import von Rohstoffen billiger geworden ist. Öl war im zweiten Quartal teurer als im ersten und die US Ölproduktion war im zweiten Quartal auch nicht höher als zu Beginn des Jahres. Es sieht so aus als hätte es tatsächlich eine höhere Nachfrage nach US Produkten gegeben.

Für den Rest des Jahres erwarte ich persönlich wieder einen geringeren Beitrag des Staates zum Wachstum. Ebenso sollte der Außenbeitrag wieder auf null sinken oder sogar negativ werden, nachdem im dritten Quartal eine neue Runde Dollaraufwertung begonnen hat. Unternehmen haben in diesem Jahr bisher unterdurchschnittlich viel investiert. Dieser Faktor könnte wieder stützen, doch in der Vergangenheit kam ein Großteil der Investitionen aus dem Energiebereich. Solange der Ölpreis niedrig bleibt, bleiben auch die Investitionen unterdurchschnittlich.

Eine Abkühlung des Quartalswachstum auf 2,7% im dritten und vierten Quartal erscheint realistisch. Am Ende des Jahres stünde dann ein Plus von ungefähr 2,4%. Für ein Jahreswachstum nahe der 3% Marke müssten Unternehmen die Investitionen deutlich steigern. Das ist nicht absehbar. Ebenso wird der Staat seine überdurchschnittlich hohen Ausgaben nicht so fortführen. Mit etwas Glück schafft die US Wirtschaft ein Wachstum von 2,7%. Persönlich halte ich 2,4% für realistischer.

Die heute veröffentlichten Zahlen sind auf den ersten Blick sensationell. Auf den zweiten Blick sind sie immer noch gut, aber sensationell ist nicht das Wort, das einem in den Sinn kommt. Die Zahlen sind solide. Sie zeigen keine Beschleunigung, sondern eher eine Fortsetzung der bisherigen Dynamik. Der Notenbank kann es dennoch Rückenwind für eine Zinsanhebung geben.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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