Seltene Erden – die chinesische Sichtweise
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Was geschehen kann, wenn ein Land das Monopol auf diese für die Industrie essentiellen Metalle hat, bekommen wir derzeit vor Augen geführt.
Seltene Erden sind, anders als der Name vermuten lässt, gar nicht so selten auf der Erde vorhanden. Sie sind nur in geringer Konzentration auf der Erde verstreut. Um sie aber profitabel abbauen zu können, benötigt es Vorkommen mit einer hohen Dichte an Seltenen Erden. China ist der Top-Markt für die Produktion von Seltenen Erden, nach neuesten Berechnungen befinden sich weit mehr als 90 % der weltweiten Reserven in der Volksrepublik. Dr. Eike Wenzel vom zu Godmode-Trader.de gehörenden Börsenbrief „CASHKURS*Trends“ schätzt, dass die derzeitige Nachfrage nach Seltenen Erden bei 120.000-130.000 Tonnen liegt. Bis zum Jahr 2014 reichen die Prognosen sogar bis 220.000 Tonnen.
Was geschehen kann, wenn ein Land das Monopol auf diese für die Industrie essentiellen Metalle hat, bekommen wir derzeit vor Augen geführt. China war der Meinung, dass die seltenen Erden zu günstig ins Ausland verkauft werden und führte Förderquoten ein, wie sie auch bei der OPEC gängig sind. „Der Nahe Osten besitzt Erdöl, China besitzt Seltene Erden“, sagte einmal Deng Xiaoping, der ehemalige Staatpräsident Chinas. Mit der Verknappung der Exportmengen kamen steigende Preise. Ceriumoxid, das verwendet wird, um Halbleiter zu polieren, hat sich in sechs Monaten um den Faktor sieben verteuert.
Im Westen wird Kritik an der chinesischen Politik laut, besonders nachdem China im Juli dieses Jahres kurzerhand beschloss, die Förderquoten von heute auf morgen um 72% zu kappen. In den USA werden als Reaktion jetzt wieder alte Seltene-Erde-Bergwerke in Betrieb genommen, Kanzlerin Merkel forderte unlängst die Erschließung von Vorkommen in Osteruopa und Zentralasien.
Weiter verschärft wurde die Lage durch Berichte aus Japan, wonach China den Export Seltener Erden nach Japan ganz stoppte, nachdem es zu einem Zusammenprall eines chinesischen Fischkutters mit der japanischen Küstenwache in umstrittenen Gewässern kam, die zur Verhaftung des Kapitäns des Fischkutters durch die japanischen Sicherheitskräfte führte. Der Vorfall „zeigt, dass die chinesische Regierung ihren Finger brandgefährlich nahe am Abzug hat“, schrieb Nobelpreisträger Paul Krugman am 18. Oktober in der „New York Times“.
Die chinesische Sichtweise ist natürlich eine ganz andere. Nach ihrem Dafürhalten wurden die Exporte nicht gestoppt. Die Reduzierung sei keine Marktmanipulation. Vielmehr seien die geringeren Exportmengen auf ein Gesetz aus dem Jahr 2006 zurückzuführen, das dem Wildwuchs von kleinen Bergwerken, die die Umwelt zerstören, Einhalt gebieten soll. Das ist ein Argument: China will die Ausbeutung des eigenen Landes während des Wirtschaftsbooms verhindern und versucht, die Bergbaubranche zu konsolidieren. Immerhin müssen für die Gewinnung einer Tonne Seltener Erden 2000 Tonnen vergifteter Schlamm gerechnet werden – die Folgen für Landschaft und Umwelt kann sich jeder selbst ausmalen. Die Konsolidierung geschieht nicht nur bei Produzenten Seltener Erden, doch schlägt es dort besonders ins Kontor, da das Bergbau-Unternehmen mit dem sperrigen Namen „Inner Mongolia Baotou Steel Rare Earth High Tech Co“ den Großteil der chinesischen Seltenen Erden fördert. Es wurde – so behaupten die Chinesen - als ein solches Unternehmen klassifiziert, dass unter die Konsolidierung unter dem 2006er Berbaugesetz fallen soll.