Kommentar
09:00 Uhr, 12.06.2024

Seitwärtstendenzen wegen Unsicherheit oder Sicherheit?

Nach dem US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag hat auch die Europawahl vom Wochenende deutliche Spuren an den Börsen hinterlassen. Der Euro gab kräftig nach, ebenso wie die Kurse am Anleihemarkt.

Beides ließe sich alleine bereits mit dem starken Stellenzuwachs in den USA begründen. Denn dieser deutet auf eine anhaltend starke US-Wirtschaft, was einerseits den Dollar stützt und andererseits Zinssenkungen der US-Notenbank unnötig erscheinen lässt, weshalb die Renditen am Anleihemarkt wieder zulegten.


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In die gleiche Richtung wirkte aber auch die Europawahl, bei der die politische Mitte verlor und die Ränder deutlich hinzugewannen. Kritiker der EU und des Euro erhielten mehr Sitze im Parlament, was die Gemeinschaftswährung tendenziell schwächt. Die politische Verunsicherung nahm zu, wodurch die Renditen am Anleihemarkt stiegen und sich die Peripheriespreads teilweise deutlich ausweiteten.

Pendeln sich die Renditen und Kurse am Anleihemarkt nun seitwärts ein?

Im Ergebnis konnte die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe einen Teil ihrer jüngsten Kursverluste wieder aufholen. Sie steht damit derzeit zwischen Aufwärts- und Abwärtstendenz.

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Daher bleibt es bei meiner Erwartung, dass sich die Rendite zwischen den markanten Hochs und dem Dezember-Tief einpendeln wird.

Der Bund-Future ist derweil an der oberen Linie seines Abwärtstrendkanals abgeprallt (siehe roter Pfeil im folgenden Chart), konnte aber das Tief von Ende April bei 129,53 Punkten als Unterstützung nutzen (grüner Pfeil).

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Daher muss ich auch an der Erwartung, wonach der Bund-Future in eine Seitwärts- und später in eine moderate Aufwärtsbewegung einschwenken soll, keine Änderung vornehmen.

EUR/USD setzt Seitwärtstendenz fort

Und auch beim EUR/USD spricht aktuell wieder viel für eine (anhaltende) Seitwärtstendenz. Denn die Kursschwäche, über die ich am 12. April berichtete (siehe „EUR/USD doppelt belastet“), wurde wenig später überwunden – noch bevor das untere Ende der Seitwärtsrange (gelb) erreicht wurde – und im Rahmen einer Kurserholung alle kurzfristigen Abwärtstrendlinien (rot) gebrochen.

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Bei Rücksetzern wurde die Abwärtstrendlinie, die auf den Hochs vom 29. Dezember und 8. März liegt, zwei Mal von oben getestet und der Bruch somit bestätigt, womit ein Trendwechsel möglich war. Doch durch die Euro-Schwäche infolge des US-Arbeitsmarktberichts und der Europawahl wurde die Linie wieder unterschritten, womit sich letztlich weder ein Abwärts- noch ein Aufwärtstrend etablieren konnte. Stattdessen dominiert weiterhin die Seitwärtstendenz.

Seitwärtstendenzen aus Unsicherheit oder Sicherheit?

Man kann diese Seitwärtstendenzen am Anleihe- und Devisenmarkt als ein Ergebnis der Unsicherheit werten, die sich durch die Europawahl politisch jüngst noch verstärkt hat. Man kann es allerdings auch als eine Stabilisierung der Kurse bzw. Renditen werten. Diese lässt sich zum Beispiel damit erklären, dass die Notenbanken in Sachen Geldpolitik Glaubwürdigkeit zurückerlangt haben, weil sie den Anlegern einen klaren Kurs kommuniziert haben, an den sie sich auch halten. Zudem hat sich die konjunkturelle Entwicklung stabilisiert, die durch mehrere, langfristig prägende Ereignisse, zuletzt dem Ukraine-Krieg, deutlich aus dem Tritt geraten war. Aber wie üblich hat sich die Wirtschaft an die neuen Fakten angepasst. Und sie läuft derzeit wieder in relativ geordneten Bahnen, vor allem in den USA, inzwischen aber auch wieder hierzulande.

Pendelt sich auch der Ölpreis nun seitwärts ein bzw. aus?

Die naheliegende Frage, ob die politische Verunsicherung aus der Europawahl zu einem dominierenden Faktor werden könnte, würde ich damit beantworten, dass politische Börsen in diesem Fall wohl mal wieder kurze Beine haben werden. Dafür spricht auch der Ölpreis, der sich von seinem jüngsten Kursrutsch deutlich erholen konnte.

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Er ist damit nun wieder in meinen Zielbereich zurückgekehrt (gelb), womit man sich die Frage, warum die Ölpreise einbrechen, gar nicht mehr stellen muss.

Und genau wie beim EUR/USD, scheint sich die langfristige Seitwärtstendenz durch tiefere Hochs und höhere Tiefs nun in einem zunehmend engeren Rahmen zu bewegen. Die Volatilität scheint also abzunehmen und sich der Ölpreis aus- bzw. einzupendeln. Die Kursausschläge fallen also kleiner aus, was auch auf eine deutliche Marktberuhigung nach zuvor turbulenten Zeiten hindeutet.

Kleinere Kursbewegungen wären sehr wünschenswert

Ein wenig mehr Normalität an den Börsen wäre zudem sehr wünschenswert – auch in Bezug auf die Aktienmärkte, die es in den vergangenen Tagen, Wochen und Monaten ebenfalls durch große Kursausschläge in einigen Bereichen deutlich übertrieben hatten. Hoffen wir, dass eine längst überfällige Korrektur, so sie denn (möglichst bald) kommt, geordnet abläuft.

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