Scoach (Frankfurt) - Öl: Zwickmühle für das Wachstum der Weltwirtschaft
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Zwei aneinander folgende Wochen mit dramatischen Rückgängen der kommerziellen Ölbestände in den USA und militärische Auseinandersetzungen zwischen Türkei und der kurdischen Arbeiterpartei PKK haben den Preis des US-Leichtöls auf einen neuen Rekordstand bei über 97 Dollar pro Barrel steigen lassen. Die USA sehen indes eine dritte Runde von Sanktionen gegen Iran vor.
Der einzige Grund, warum die 100-Dollar-Marke noch nicht erreicht ist, sind wohl die Kommentare der Fed, die sich besorgt über die hohen Energiepreise äußerte. Der hohe Ölpreis, aber auch die starke Teuerung bei fast allen anderen Rohstoffen entfachen nach Meinung der Währungshüter in den USA neue Sorgen um die Inflationsentwicklung. Die US-Notenbank würde wohl gerne angesichts der aktuellen Kreditkrise die Zinsen stärker senken, sieht sich dann aber mit einer höheren Geldmenge und einer möglichen überdurchschnittlich hoch steigenden Inflationsentwicklung konfrontiert.
Hohe Liquidität wird in Rohstoffe investiert
Aktuell stehen der Wirtschaft in Europa und den USA rund 10% mehr Kapital zur Verfügung, als sie eigentlich zum normalen „Betrieb“ benötigen würde. Diese erhöhte Liquidität, geschaffen durch die Zinssenkungen und Finanzspritzen der Notenbanken, wollen erstmal angelegt werden. Und hohe Summen sind nun einmal in Rohstoffe investiert worden, da diese eine inverse Korrelation zum angeschlagenen Aktienmarkt versprechen und im Falle von Gold sogar eine Absicherung gegen eine steigende Inflation. Sind die Kommentare der Fed hinsichtlich der hohen Rohstoffpreise nur eine Eintagsfliege oder der Beginn einer Reihe von Maßnahmen zur Senkung der Rohstoffpreise?
Die Seefrachtkosten sind auf so hohe Niveaus angestiegen, dass einige Länder sich dazu gezwungen sehen, ihre Importe zu senken, und sie bezogen sich dabei ganz dezidiert auf die hohen Frachtkosten. Man darf nicht der Illusion erliegen, dass die hohen Preise, die derzeit für Erdöl zu zahlen sind, einfach spurlos am Konsumverhalten der Verbraucher in den Industrieländern, aber auch in den Emerging Markets vorüber gehen. Vielmehr wird es meiner Meinung nach nicht lange dauern, bis eine rückläufige Nachfrage nach Mineralölprodukten sich in steigenden Lagerbeständen bei Öl bemerkbar machen wird.
Backwardation vs. Lagerhaltung
Doch wie wir auch schon in den letzten Wochen geschrieben haben: Erdöl für zeitnahe Lieferungen kostet mehr, als wenn man es auf Termin mehrere Wochen oder Monate in die Zukunft hinaus bestellt. Daher lohnt sich die Lagerhaltung aktuell einfach nicht – Backwardation sei dank. Just in Time Lieferungen, wo sie möglich sind, werden am Ölmarkt aktuell bevorzugt. Doch wenn die Nachfrage preisbedingt zurückgeht, werden die Lagerbestände steigen, Backwardation hin oder her.
„Wollen Sie auf zunächst fallende Ölpreise setzen, sollten Sie aber zunächst Trendwendesignale abwarten. Denn die hier angestellten fundamentalen Überlegungen scheinen am Ölmarkt aktuell völlig vorüber zu gehen. Das Aufwärts-Momentum scheint ungebrochen, und Preise von über 100 Dollar sind wohl nur noch eine Frage der Zeit“, so Jochen Stanzl, Rohstoff-Analyst bei Rohstoff-Report.de. „Wie es dann weiter geht, kann noch niemand sagen. Sicherlich lohnt es sich aber, sich dann auf die Lauer für den Aufbau von Short-Positionen zu legen. Über 100$ steigen die Chancen für eine Korrektur im Ölpreis.“
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