Schwellenländeranleihen: widerstandsfähig in unsicherem Umfeld
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Die Entwicklung von Vermögenswerten in Schwellenländern ist eng verknüpft mit der Entwicklung der globalen Wirtschaft. Die weltweite Finanzlage, geldpolitische Entscheidungen, die Handelsdynamik, Preisschwankungen bei Rohstoffen, geopolitische Risiken und insbesondere das globale Wachstum – all diese Faktoren üben einen starken Einfluss auf Schwellenländeranleihen aus. In den Industrienationen weisen Indikatoren seit mehreren Quartalen auf eine Verlangsamung des globalen Wirtschaftswachstums hin. So konnte Europa zuletzt nur knapp ein positives Wachstum verzeichnen und auch in den USA ist das Wirtschaftswachstum unterdurchschnittlich, trotz starker Daten auf Konsumentenseite. Unsicherheiten durch den Handelsstreit zwischen den USA und China und andere globale Risikofaktoren haben dazu beigetragen, dass sich die Wachstumsdynamik im spätzyklischen Umfeld zusätzlich verschlechtert hat. „Dennoch haben eine günstige Inflationsentwicklung und starke Maßnahmen der Zentralbanken zur Verbesserung der Liquidität ein günstiges Umfeld für festverzinsliche Anlagen geschaffen“, sagt Denise Simon. „Dies schließt auch Schwellenländeranleihen mit ein, die seit Beginn des Jahres Erträge im zweistelligen Bereich erzielen konnten.“
Die entscheidende Frage für Investoren lautet aus Sicht der Expertin: Kann die Anlageklasse trotz der Wachstumsverlangsamung in den Industrieländern weiterhin starke risikoadjustierte Renditen liefern? „Angesichts des aktuellen globalen Umfelds sowie der zuletzt starken Entwicklung von Schwellenländeranleihen halten wir es für wichtig, die Ertragserwartungen zu dämpfen“, sagt Simon. Jene Teile der Anlageklasse, die am stärksten mit den Zinssätzen der Industrieländer korrelieren, sollten aus Sicht der Expertin jedoch weiterhin attraktive risikoadjustierte Renditen liefern – sowohl auf absoluter Basis als auch im Vergleich mit anderen festverzinslichen Alternativen. „Das ist einer der Gründe, weshalb wir glauben, dass Schwellenländeranleihen im derzeitigen Umfeld Renditen im mittleren einstelligen Prozentbereich erzielen werden, auch bedingt durch die attraktiven Carry-Trades, die die Anlageklasse ermöglicht“, so Simon weiter.
Aufgrund deutlich verbesserter Finanzbedingungen und inflationsdämpfender Trends könnten die Zentralbanken der Schwellenländer heute im Gegensatz zu 2018 mehr Flexibilität an den Tag legen, wenn es um die Lockerung ihrer Geldpolitik geht. Darüber hinaus gebe es erste Anzeichen einer Stabilisierung der Wachstumsdynamik in den Emerging Markets. „Kurzfristig bleiben die Aussichten für höherwertige Kredite sowie lokale Zinssätze deshalb positiv“, erklärt Simon. „So dürften beispielsweise Investment-Grade-Titel mit längerer Laufzeit im aktuellen ,Lower for longerʻ-Renditeumfeld weiterhin gestützt werden. Ebenso sollten sich Duration und Carry-Trades in den lokalen Anleihemärkten gut entwickeln.“
Generell hält Simon es noch für zu früh, um im großen Maßstab in Hochzins-Anleihen oder Schwellenländerwährungen zu investieren. „Wir sind der Meinung, dass es noch einige wesentliche Hürden gibt, die der Markt zuerst überwinden muss, bevor alle notwendigen Voraussetzungen für eine mehrjährige Outperformance in den Schwellenländern geschaffen sind“, so die Portfoliomanagerin. „Vor allem wollen wir zunächst ein besseres Bewertungsniveau bei Hochzinsanleihen sehen oder Anzeichen einer nachhaltigen Erholung des globalen Wachstums. Sobald sich das Wachstum in den entwickelten Märkten erholt, was unweigerlich der Fall sein wird, dürften sich die Wachstumsunterschiede zwischen Schwellenländern und Industrienationen zugunsten der Schwellenländer vergrößern.“ Ein solches Umfeld sei in der Regel sehr günstig für Kapitalströme in lokale Märkte, was wiederum zu einer nachhaltigen und signifikanten Aufwertung von Schwellenländerwährungen führen dürfte. „Bis dahin ist es aus unserer Sicht ratsam, sich in Geduld zu üben und die attraktiven Carry-Trades höherwertiger Segmente bei Schwellenländeranleihen einzustreichen“, schließt Simon.
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