Schwellenländer senden positive Signale für Anleiheinvestoren
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„Wir erwarten, dass die Performance von Schwellenländeranleihen in den nächsten Monaten von einer Kombination aus Pull-Faktoren aus den Ländern selbst sowie Push-Faktoren aus den entwickelten Märkten getrieben wird“, erläutert Denise Simon. „Die vier wichtigsten Bereiche dabei sind die Geldpolitik, das Wirtschaftswachstum, die Fiskalpolitik sowie Bewertungen.“
1. Geldpolitik: Leitzinsen deutlich über Realzinsen
„Unserer Einschätzung nach haben die Schwellenländer etwa ein Drittel der geldpolitischen Lockerung bereits hinter sich, während die Industrieländer damit gerade erst begonnen haben“, ordnet die Expertin ein. „Die Zinssenkungen in den Industrieländern dürften bis 2025 andauern, was dazu beitragen dürfte, dass die Leitzinsniveaus in den Emerging Markets im Vergleich attraktiver werden.“ Die realen Tages-Leitzinsen in den aufstrebenden Volkswirtschaften lägen selbst nach Berücksichtigung der von den Märkten erwarteten Zinssenkungen deutlich über den neutralen Realzinsen. Dies gelte besonders für Kolumbien, Chile, Brasilien und Südafrika.
2. Wachstum: Bessere Aussichten in den Emerging Markets
Auch beim Wachstum seien die Schwellenländer den Industrienationen einen Schritt voraus. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts habe in den meisten Schwellenländern seinen Tiefpunkt durchschritten und zeige Anzeichen einer Aufwärtsbewegung, während den Konsensprognosen zufolge die außergewöhnlich langanhaltende ökonomische Stärke der USA in die Endphase eintreten könnte. Denise Simon nennt konkrete Zahlen: „Das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern, das nicht nur von China angetrieben wird, gewinnt an Fahrt und wird 2024 voraussichtlich 4,2 Prozent erreichen, während sich das Wachstum in den Industrieländern auf 1,5 Prozent verlangsamt.“
3. Fiskalpolitik: Deutliche Verbesserungen
Für EM-Anleihen sprächen auch die jüngsten Veränderungen in der Fiskalpolitik: „Die Haushaltslage hat sich in allen Schwellenländern aufgrund orthodoxer politischer Entscheidungen und des starken Widerstands der Gesetzgeber gegen zusätzliche Ausgaben deutlich verbessert“, sagt Simon. „Im Vergleich dazu ist die Fiskalpolitik der USA geradezu waghalsig. Wir erwarten für die Jahre 2025 bis 2028 Defizite im US-Haushalt in Höhe von sechs Prozent oder mehr – unabhängig vom Ausgang der Wahlen im November. Das wäre dann fast ein ganzes Jahrzehnt mit sehr hohen Defiziten.“
Zudem hätten die Schwellenländer seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie außerordentliche Unterstützung von multilateralen Institutionen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) erhalten. „Deshalb konnten sie in den letzten Jahren deutlich geringere Ausfallquoten als im historischen Durchschnitt vorweisen“, hat Denise Simon beobachtet. Jetzt hätten sich die Kapitalmärkte wieder für Neuemissionen aus Ländern mit geringerer Qualität geöffnet.
4. Attraktive Bewertungen
Während sich die Credit-Spreads der entwickelten Märkte verengt und zuletzt nahe ihren Tiefstständen aus der Zeit nach der Finanzkrise gelegen hätten, seien die Schwellenländer diese Entwicklung nicht mitgegangen. Zwar hätten sich auch in den Emerging Markets die Credit-Spreads der Staats- und Unternehmensanleihen verringert, aber nicht in gleichem Maße. „Darum sind die Credit-Spreads von EM-Staats- und -Unternehmensanleihen heute attraktiver als die von vergleichbaren Qualitätsanleihen aus den Industrienationen“, erklärt Simon.
Chancen überwiegen Risiken
Keine Chance ohne Risiko – dies gelte auch für Schwellenländeranleihen: „Wir beobachten aktuell sehr genau das langsamere Wachstum in China, das trotz zusätzlicher fiskal- und geldpolitischer Maßnahmen anhält“, erklärt Simon. Hinzu komme: „Sollte der ehemalige US-Präsident Donald Trump ins Amt zurückkehren, rechnen wir mit einer restriktiven Ausrichtung der globalen Handelspolitik, was sich negativ auf Europa und China sowie das globale Wachstum auswirken dürfte.“
Trotz dieser Risiken überwiegen aus Sicht Denise Simons jedoch die Faktoren, die für eine positive Entwicklung von Schwellenländeranleihen sprechen: „Insgesamt bleiben wir bei einem konstruktiven Ausblick für Schwellenländeranleihen. Wir beobachten die globalen Entwicklungen sehr genau, um sicherzustellen, dass wir die Chancen in den kommenden Monaten auch entsprechend nutzen können“, sagt die Expertin abschließend.
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