Kommentar
15:01 Uhr, 06.11.2007

Schwacher Ausblick für das vierte Quartal

1. Die heutigen Daten für die Auftragseingänge in der deutschen Industrie im September enttäuschten. Zwar wurde mit einem Rückgang gerechnet (Bloomberg-Median: -0,3 % mom, DekaBank: -0,5 % mom), doch mit der gemeldeten Schrumpfung um 2,5 % mom wurden die Erwartungen sogar deutlich unterschritten. Das dritte Quartal schließt damit mit einem Minus von 1,7 % qoq. Das ist der stärkste Quartalsrückgang seit dem zweiten Quartal 2003.

2. Sowohl die Inlands- als auch die Auslandsaufträge (-2,9 % mom bzw -1,9 % mom) waren rückläufig. Dabei stützten die Auslandsaufträge aus dem Euroraum noch (+0,6 % mom), während aus der Nicht- Eurozone 3,8 % mom weniger Orders kamen. Hier könnten sich erste Bremsspuren der Aufwertung bemerkbar gemacht haben. Die zweite Auffälligkeit sind die Inlandsaufträge für die Investitionsgüterproduzenten, die zum zweiten Mal in Folge sanken, nach 0,2 % mom dieses Mal um 4,8 % mom. Möglicherweise laufen nun die Vorzieheffekte im Zusammenhang mit der Verschärfung der Abschreibungsbedingungen zum 1.1.2008 aus. Ein Rückgang der Auftragseingänge im September hatte sich schon im Vorfeld wegen der stark rückläufigen Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfrage (EMI) abgezeichnet. Und er wird wohl nicht der letzte bleiben, denn auch im Oktober setzte sich der Sturzflug der EMI-Auftragskomponente fort.

3. Ebenfalls heute wurde der Einkaufsmanagerindex für die Dienstleister im Oktober veröffentlicht. Nach dem Rekordrückgang im Vormonat um 6,7 Punkte fiel der Rückprall mit +2,0 Punkten auf einen Stand von 55,1 Punkten recht bescheiden aus. In den Details liegen gute und schlechte Nachrichten eng beisammen. Positiv ist die weitere Verbesserung der Beschäftigungskomponente, die unter Umständen darauf schließen lässt, dass die Unternehmen derzeit nicht mit einer dauerhaften Abkühlung rechnen. Dass sie sich aber auf schlechtere Geschäfte einstellen, zeigen die (nicht saisonbereinigten) Geschäftserwartungen, die abermals gesunken sind und sich nun im Kontraktionsbereich befinden (48,7 Punkte). Das ist der niedrigste Stand seit Mai 2003. Mit einem Startwert für das vierte Quartal, der um 2 Punkte unter dem Durchschnitt des dritten Quartals liegt, lastet auch hier eine Hypothek auf dem vierten Quartal.

4. Schließlich zeigt der letzte Woche veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe, dass sich auch dieser Wirtschaftsbereich im vierten Quartal schwer tun könnte. Mit einem Rekordrückgang um 3,2 Punkte und einer Beurteilung der Auftragsbestände, die innerhalb von nur zwei Monaten um 8,4 Punkte in den Kontraktionsbereich gefallen sind, stehen die Vorzeichen nicht besonders gut.

5. Derzeit deutet alles auf eine merkliche Wachstumsverlangsamung der deutschen Volkswirtschaft im vierten Quartal hin. Für eine rezessive Entwicklung gibt es bislang keine Hinweise. Wir gehen daher von einer ein bis zwei Quartale andauernden Konjunkturdelle aus.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten