Schwache Konjunkturdaten gewinnen die Oberhand
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Die zurückliegende Handelswoche beendete ein Großteil der internationalen Aktien mit einem negativen Vorzeichen. Bei geringen Umsätzen konzentrierten sich die Marktteilnehmer dabei wieder stärker auf schwache Konjunkturdaten, die jedoch keinesfalls überwogen.
USA: Industrieproduktion schwächer als erwartet
Alles in allem waren die in der vergangenen Woche vermeldeten Konjunkturdaten recht positiv. So nahm etwa die Zahl der Baubeginne weiter zu, was eine Bodenbildung am Häusermarkt des privaten Sektors andeutet. Auch die Frühindikatoren für die US-Wirtschaft stiegen stärker an als zuvor prognostiziert. Dennoch gaben die Notierungen der Wallstreet nach, was im Dow Jones Industrial Average zu einem Wochenverlust von drei Prozent führte und vor allem daran lag, dass schlechte Nachrichten wieder stärker Beachtung fanden und sich Anleger an der schwächeren Industrieproduktion störten. Diese war im Mai um 1,1 Prozent gesunken. Zusätzlich sorgten Äußerungen aus der Führungsetage von General Electric für Verunsicherung. Vize-Chef Rice teilt den Optimismus nicht, dass sich die US-Wirtschaft schnell erholen könnte. Die Aktie des von ihm geführten Mischkonzerns gehörte in der Folge mit einem Minus von 10,4 Prozent zu den größten Wochenverlierern. Belastend wirkte sich auch eine Gewinnwarnung des Logistikunternehmens FedEx aus, so dass sich Käufer letztlich bedeckt hielten und die Indizes bei relativ geringen Umsätzen Verluste hinnehmen mussten.
Microsoft profitierte zu Wochenschluss von einer positiven Analysteneinschätzung von Goldman Sachs, was dazu führte, dass Technologietitel am Freitag gesucht waren. Damit lässt sich auch das geringere Wochenminus von 1,7 Prozent im Nasdaq erklären.
Europa: Defensive Titel wieder gefragt
Auch an den europäischen Börsen agierten die Marktteilnehmer sehr zurückhaltend. Einige Leitindizes wie der DAX verzeichneten nur an einem der fünf Handelstage ein Kursplus. Insgesamt blieben die Umsätze eher unterdurchschnittlich. Besonders negativ zu bewerten ist dabei, dass die Handelsaktivitäten bei schwächeren Kursen eher zulegten. Die befürchtete Verzerrung am vierfachen Verfallstermin von Optionen am Freitag blieb indes aus.
Im Wochenverlauf war darüber hinaus zu beobachten, dass Anleger wieder defensive Werte bevorzugten. Größter Gewinner unter den Stoxx-Branchen waren somit Telekommunikationswerte, die durchschnittlich 2,6 Prozent gewannen. Auch Pharmatitel und Nahrungsmittelhersteller konnten zulegen. Zu den Verlierern gehörten Zykliker, die zuletzt ein Großteil der Käufe auf sich vereinigen konnten. Besonders hart traf es die Automobilindustrie, die fast zehn Prozent einbüßte. Neben einem schwächeren Konjunkturausblick belasteten auch Nachrichten von Einzeltiteln, wie etwa von Daimler. So musste der Stuttgarter Autobauer eine Verschlechterung seiner Bonitätsnote in Kauf nehmen. Neben einer Erhöhung der Finanzierungskosten sinkt damit die Attraktivität bei Institutionellen Investoren. Im Wochenvergleich mussten die Aktien des Konzerns daher 11,7 Prozent abgeben.
Zu den Gewinnern der Kursrallye seit Mitte März zählten vor allem Rohstoffwerte, die als Motor einer anziehenden Konjunktur gelten und somit besonders stark gestiegen waren. Inzwischen haben einige Rohstoffe jedoch Niveaus erreicht, die sich möglicherweise sogar als schädlich herausstellen könnten. Mit zuletzt über 73 US-Dollar je Barrel besteht die Gefahr, der hohe Ölpreis könnte eine beginnende Erholung im Keim ersticken. In der letzten Woche gehörten sowohl Rohstoffe, als auch Rohstoffaktien zu den Verlierern und zeigten sich ebenfalls von Sorgen um die weitere wirtschaftliche Entwicklung belastet. Der Minenwert Rio Tinto verlor 18,6 Prozent an Wert und der im DAX gelistete Kaliproduzent K+S gab sogar 20,9 Prozent ab. Die Nachfrage nach Düngemitteln sei weiter schwach und eine Besserung vorerst nicht in Sicht, teilte die Unternehmensführung mit. Letztlich gab der EuroStoxx 50 drei Prozent ab, der eher zyklisch aufgestellte DAX verlor sogar 4,5 Prozent.
Die negative Stimmung setzte sich auch zu Beginn dieser Woche fort. Daran konnte auch der dritte Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas in Folge nichts ändern. Händler verwiesen hingegen auf eine neue Studie der Weltbank, wonach die Wirtschaftleistung der Eurozone im laufenden Jahr weiter zurückgeht. Statt bislang vorausgesagten 2,7 Prozent sehen die Volkswirte nun eine Eintrübung um 4,5 Prozent.
EM: Russland steht und fällt mit dem Ölpreis
Die Börsen der Schwellenländer konnten sich dem negativen Trend ebenfalls nicht entziehen und verbuchten Verluste. Mit 10,3 Prozent fielen diese im russischen RTS-Index besonders stark aus. Bei einem Großteil der dort gelisteten Werte handelt es sich um Öl explorierende Unternehmen. Mit dem Rückgang unter die Marke von 70 US-Dollar je Barrel sehen nicht nur die Aussichten für Ölfirmen schlechter aus, auch Russland selbst ist stark vom Export des Schwarzen Goldes abhängig. Die fundamentalen Daten, mit nach wie vor hohen Lagerbeständen sprechen bereits seit Wochen für leichtere Notierungen beim Öl.
Ausblick
Am Mittwoch kommen die US-Notenhüter zusammen. Eine Zinsänderung ist nicht zu erwarten. Gemäß den letzten Äußerungen dürfte die Niedrigzinspolitik weiter beibehalten werden. Die Beurteilung der Wirtschaftslage fiel von einigen Mitgliedern zuletzt jedoch gemischt aus. Mit Spannung wird daher der weitere Ausblick zur konjunkturellen Entwicklung erwartet.
Steuererleichterungen könnten zum Wochenschluss für eine weitere Stabilisierung der US-Konsumausgaben führen und so die Notierungen an Wallstreet positiv beeinflussen.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 144,2 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2008, davon 91 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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