Kommentar
12:53 Uhr, 11.11.2020

Schon wieder in der Rezession

Gerade noch konnte das beste Quartal aller Zeiten gefeiert werden. Inzwischen steckt die Wirtschaft schon wieder in der Rezession.

Das dritte Quartal war in den meisten Ländern weltweit ein gutes Quartal. Dies galt auch für die Eurozone. Nach einem Minus von über 10 % im zweiten Quartal ging es im zurückliegenden Quartal um 12,7 % nach oben. Besonders überraschten Länder wie Frankreich, Italien oder Spanien. Der Lockdown war in diesen Ländern besonders strikt und teils länger als etwa in Deutschland. Es wurde befürchtet, dass die Wirtschaft größeren Schaden nimmt. Das Wachstum war daher überraschend hoch. In Spanien etwa wurden 12 % Wachstum erwartet. Am Ende waren es fast 17 %. So schnell wie sich die Dinge entwickeln ist das dritte Quartal aber schon längst Geschichte. Inzwischen gelten neue Restriktionen oder Lockdowns. In einigen Ländern sind diese weniger strikt als im Frühjahr. Einige Regierungen verzichten auf landesweite Lockdowns. In der Schweiz wurden nur in wenigen Regionen Geschäfte wieder geschlossen.


In anderen Ländern gibt es einen Lockdown light. Gaststätten werden geschlossen und die meisten Veranstaltungen verboten. Zusätzlich gelten Ausgangssperren in der Nacht. Es werden aber nicht flächendeckend alle Geschäfte bis auf Lebensmittel und Apotheken geschlossen.

Man kann daher davon ausgehen, dass die Folgen des neuen Lockdowns weniger stark ausgeprägt sein werden als beim ersten. Trotzdem muss mit einer neuerlichen Rezession gerechnet werden. Die Wirtschaftsleistung der Eurozone dürfte so im vierten Quartal wieder merklich sinken (Grafik 2).


Wie große das Minus wird hängt von mehreren Faktoren ab. Das Quartal ist noch nicht beendet und keiner weiß, ob noch weitere Maßnahmen folgen. Der erste Monat des Quartals, Oktober, zeigte sich bereits schwach. Auch ohne Lockdowns zeigte der Mobilitätstrend nach unten (Grafik 3).

Da die meisten Wirtschaftsdaten nur mit Verzögerung veröffentlicht werden, ist man auf alternative Daten angewiesen. Die Mobilität ist ein solcher Datensatz, der die wirtschaftliche Entwicklung sehr gut und nahezu in Echtzeit abbildet.

Demnach schrumpfte die Wirtschaft bereits im Oktober leicht. November hat gerade erst begonnen. Daher ist es noch zu früh, um Bilanz zu ziehen. Absehbar ist, dass der aktuelle Lockdown die Mobilität zwischen 30 % und 50 % des ersten Lockdowns erreicht. Die Wirtschaft der Eurozone könnte so noch einmal um 4 % schrumpfen. Das ist selbst für die derzeit volatile Lage sehr viel.

Für Anleger sind das grundsätzlich keine guten Neuigkeiten. Die Erholung wird unterbrochen. Das bedeutet auch für Unternehmen, dass die Gewinne erst später das Vorkrisenniveau wieder erreichen und die Bewertung noch länger unter dem Vorkrisenniveau bleiben wird. Eine positive Nachricht gibt es aber auch. In der Korrektur im Oktober wurde das schlechte vierte Quartal bereits verarbeitet. Neuen Korrekturbedarf gibt es erst, wenn sich herausstellt, dass die Lockdowns bis ins Frühjahr anhalten werden.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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