Scholz sieht für deutsche Wirtschaft Chancen bei Investitionen in die Ukraine
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Von Andrea Thomas
DOW JONES--Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht für die deutsche Wirtschaft Chancen bei Investitionen in die Ukraine. Er sicherte der Ukraine angesichts des bevorstehenden schweren dritten Kriegswinters zu, dass Deutschland das Land nicht im Stich lassen werde und seine Unternehmen großes Interesse an Investitionen haben. Der Weg der Ukraine in die Europäische Union (EU) sei unumkehrbar und Investitionen in das von Russland angegriffene Land seien Investitionen in ein künftiges EU-Mitglied mit potenziell hohen Wachstumsraten, wie Scholz auf dem 7. Deutsch-Ukrainischen Wirtschaftsforum in Berlin sagte.
Der russische Präsident Wladimir Putin habe das Land nicht erobern und auch wirtschaftlich nicht zerstören können.
Scholz verwies auf das wachsende Bruttoinlandsprodukt der Ukraine in diesem Jahr. Außerdem zögen Verkehr sowie Bauwesen an und die Inlandsnachfrage sei stark. Zudem exportiere die Landwirtschaft kräftig.
Auch der Handel zwischen Deutschland und der Ukraine wachse. So exportiere Deutschland neben Verteidigungsgütern vor allem Maschinen, Chemieprodukte und Autos in die Ukraine. Im Gegenzug importiere Deutschland Elektrotechnik, Rohstoffe und Nahrungsmittel aus der Ukraine.
"Etwa 2.000 deutsche Unternehmen sind in der Ukraine aktiv. Viele von ihnen planen zusätzliche Investitionen. Sie helfen, das Land wieder aufzubauen", sagte Scholz in seiner Rede auf der Konferenz. "Sowohl bei den Export- als auch bei den Investitionsgarantien sehen wir: Das Interesse deutscher Unternehmen ist groß. Bei den Genehmigungen für Investitionsgarantien liegt die Ukraine sogar auf dem ersten Platz weltweit."
Der Kanzler verwies zudem darauf, dass die Zusammenarbeit von deutschen Firmen mit ukrainischen Energieversorgern steige. "Ich hoffe, dass dem sich viele weitere Unternehmen anschließen - denn gerade da brauchen wir viele private Investitionen", so Scholz.
Großes Interesse
Der ukrainische Premierminister Denys Schmyhal sagte in seiner Rede auf der Konferenz in Berlin, dass es große Möglichkeiten für deutsche Unternehmen in der Ukraine gebe. Außerdem verfüge die Ukraine über Rohstoffe, die für Deutschland interessant seien. Auch im Energiebereich könne es besonders bei Atomkraft, Erneuerbaren und Gas eine engere Zusammenarbeit geben.
Christian Bruch, stellvertretender Vorsitzender des Ost-Ausschusses und Vorstandsvorsitzender von Siemens Energy, betonte, dass das Interesse der Unternehmen "extrem hoch" sei.
Scholz betonte EU-Perspektive
An die Adresse der Unternehmen sagte Scholz, dass Investitionen in die Ukraine in der aktuellen Zeit und in den kommenden Jahren Investitionen in ein künftiges EU-Mitglied mit potenziell hohen Wachstumsraten seien, von denen auch die deutsche Wirtschaft profitieren könne.
"Wir werden nach dem Krieg Wachstumsraten und Entwicklungschancen in der Ukraine sehen, wie wir sie allenfalls aus den mittel- und osteuropäischen Ländern kennen, die der EU in den letzten zwei Jahrzehnten beigetreten sind", zeigte Scholz sich überzeugt.
Ukraine kann sich auf Deutschland verlassen
Er bekräftigte zudem, dass Deutschland die Ukraine auch im kommenden Jahr militärisch und mit Hilfsgütern unterstützen werde. Die Ukraine könne sich auf Deutschland verlassen.
Mit Blick auf den russischen Präsidenten sagte er, Putin irre, wenn er glaube, den längeren Atem zu haben, denn die westlichen Verbündeten hätten der Ukraine Sicherheitsgarantien und finanzielle Unterstützung zugesagt.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
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