Kommentar
23:00 Uhr, 10.04.2008

Scalp Trading Strategien im DAX Future

Scalping bedeutet aus minimalen Preisbewegungen zu profitieren. Scalping Positionen im DAX Future werden zum Beispiel durchaus nach 1-2 Punkten Profit schon wieder verkauft. Das hört sich im ersten Moment nach einer mageren Ausbeute an, da ein DAX Future Kontrakt gerade mal 25 Euro pro Punkt abwirft. Unrentabel ist Scalping jedoch weiß Gott nicht. Professionelle Scalper kommen pro Tag nämlich auf bis zu 1000 Transaktionen. Hat der Scalper ein gutes Gespür, kann hier eine beachtliche Gewinnsumme anlaufen.

Ich verlinke Ihnen die Scalp Trading Artikelserie von meinem Kollegen Heiko Behrendt :

http://www.godmode-trader.de/de/boerse-nachricht/Professionelles-Scalp-Trading-4-Das-lief-gut-heute,a814009,c64.html

Heiko ist ein seit Jahren erfolgreich fulltime auf eigene Rechnung handelnder Scalptrader.

Nun zu meinen Ausführungen zu dieser unheimlich faszinierenden Thematik.

Die Handelsstrategien der Scalper

Natürlich gibt es mehrere Wege im Scalping ordentliche Gewinne zu erzielen. Ich beschränke mich im Folgenden jedoch auf lediglich vier verschiedene Techniken und versuche Ihnen diese kurz und knapp zu erklären.

Die folgenden Charts sind mit dem Chart Programm Teletrader erstellt worden und haben in der Perioden Einstellung eine Handelsspanne von 20 Ticks pro Kerze (ein Tick = ein Umsatz im DAX Future). Alle Charts stellen den DAX Future in der Zeit von Ende März 2008 bis Anfang April 2008 dar.

I. Dip Buying / Bounce Selling

Dip Buying bzw. Bounce Selling bedeutet in trendstarken Phasen aus der Stärke der Bewegung zu profitieren. Dabei werden beim Dip Buying in einer bullischen Trendphase immer 1-2 Punkte unter dem aktuellen Bewegungshoch Bids gestellt und bei bärischen Trendphasen immer 1-2 Punkte über dem aktuellen Bewegungstief Asks gestellt. Die Hoffung liegt darin einen Fill zu bekommen und dann von der sofort wieder einsetzenden Trendfortsetzung zu profitieren. Die gekaufte bzw. leerverkaufte Position wird nach ein paar Punkten Profit schon wieder verkauft bzw. gedeckt.

In diesem Chart konnte man im DAX Future am 01.04.2008 zwischen 9:38 Uhr und 9:39 Uhr ganze 5 Mal vom Dip Buying profitieren. Mit ein wenig Intuition für die frühmorgendliche bullische Trendphase, war es möglich regelmäßig 0,5 – 1 Punkt unter dem aktuellen Hoch Bids zu platzieren und diese dann 2-3 Punkte höher wieder in den Markt zu geben.
Diese Strategie ist nicht leicht zu handeln. Sie setzt ein sehr gutes Gespür für Trendphasen voraus und eine notwendige Gelassenheit, die Position bei einer unerwarteten Trendumkehr sofort auszustoppen.

II. News Placing

News Placing bedeutet übertriebene Marktphase auszunutzen. Kursrelevante Nachrichten haben den Hang dazu, total übertrieben gekauft/verkauft zu werden und dann innerhalb kürzester Zeit wieder zu dem Punkt vor der Nachrichten Bekanntgabe zurückzukehren. News Placer machen sich dies zugute indem sie Asks und Bids platzieren, die nur wenige Punkte von dem Kurs vor der Nachrichten Bekanntgabe entfernt sind. Idealerweise sollte im Top bzw. Low der übertriebenen Phase dann ein Fill von einer der beiden Orders stattfinden. Baut sich die markttechnische Übertreibung ab, wird die Position nahe dem Punkt vor der Nachrichten Bekanntgabe aufgelöst.

Bei diesem Beispiel sind am 31.03.2008 um 15:44 Uhr bei einem Kursstand von 6594 Punkten minimale Volatilität und minimale Umsätze zu erkennen. Das liegt daran, dass alle Markt Beteiligten auf den ISM Einkaufsmanager Index warten und nicht falsch positioniert sein wollen. Hätte man als News Placer um 15:44 Uhr intuitiv 10 Punkte unter dem Kurs vor der Nachrichten Bekanntgabe Bids bei 6584 Punkten und 10 Punkte über dem Kurs vor der Nachrichten Bekanntgabe Asks bei 6604 Punkten gestellt, wäre das Ask bei 6604 Punkten bedient worden. Der Markt lief zwar noch 1 Punkt bis 6605 Punkte nach oben, wurde dann aber wirklich abverkauft. In der Nähe des Kursniveaus vor der Nachrichten Bekanntgabe konnte man die Short Position dann gute 9 Punkte tiefer decken.
Das News Placing ist sehr schwer zu handeln, weil es schwer abzuschätzen ist, wie stark ein Impuls aufgrund kursrelevanter Nachrichten sein wird. Hier ist es ganz leicht schnell ins Schwitzen zu kommen bzw. ausgestoppt zu werden, wenn das Bid/Ask zu hoch/tief bedient wurde und der Ausbruch weiter läuft. Diese Strategie ist nur für Profis geeignet, die annähernd einschätzen können welche Nachrichten was auslösen zu vermögen.

III. Momentum Trading

Das Momentum Trading ist eigentlich nichts Neues und aus sämtlichen Zeitebenen bekannt. Prozyklisch werden per Stop Kurs unter den letzten Tiefs oder über den letzten Hochs Positionen eröffnet. Diese werden dann schon wenig später wieder unter den letzten Tiefs bzw. über den letzten Hochs glatt gestellt.

Am 31.03.2008 gab es im DAX Future zwischen 10:00 Uhr und 10:07 Uhr eine starke Momentum Welle, die den Index um mehr als 30 Punkte in die Knie zwang. Die erste starke Welle von 6527 Punkten – 6513 Punkten war kaum handelbar. Nach einer minimalen bullischen Erholung im Bereich von 50,00 Fibonacci %, kam jedoch wieder starker Abgabedruck in den Future und das Platzieren einer Stop Loss Order unterhalb des letzten Tiefs bei 6513 wäre nicht all zu blöd gewesen. Tatsächlich folgte der bärische Ausbruch und die ins Plus gelaufene Position hätte dann schon wenig später zu z.B. 6507 Punkten gecovert werden können. Unterhalb von 6505 Punkten hätte ein ähnliches Vorgehen noch einmal einen ordentlichen Profit ergeben.

Gefährlich bei dieser Strategie des Momentum Tradings ist das Fehlerkennen von gar nicht vorliegenden Momentum Phasen. Ausserdem besteht unterhalb markanter Kursmarken immer die Gefahr einer großen Slippage, die das Chance Risiko Verhältnis enorm verschlechtern kann. Trotzdem besitzt diese Taktik einen verhältnismäßig niedrigen Schwierigkeitsgrad.

IV. Volatility Trading

Das sehr profitable aber auch schwierig zu handhabende Volatility Trading besteht aus dem Ausnutzen von Marktphasen mit geringer Bewegung. Entscheidet sich der Future dann letztendlich für eine Richtung, spielt man diese ein paar Punkte mit und stellt die Position dann schleunigst market wieder glatt. Sehr gut funktioniert dies bei kursrelevanten Nachrichten.

In diesem Chart sehen Sie am 28.03.2008 vor 13:30 Uhr zwischen 6654 Punkten und 6648 Punkten minimale Kursbewegungen mit einer Handelsspanne von gerade einmal 6 Punkten. Die meisten Investoren warten auf die US Konsumausgaben für den Februar und trauen sich nicht in den Markt. Hier bietet es sich an, oberhalb der Handelsspanne bei 6654 Punkten eine Stop Buy Order und unterhalb von 6648 Punkten eine Stop Loss Order zu setzen. Egal wie die Daten aufgenommen werden, wird man in die vermeintlich richtige Richtung eingestoppt. In obigem Beispiel werden die Nachrichten von der Börse gut aufgenommen, der Future bricht nach oben aus der Seitwärtsphase aus und die Stop Buy Order greift. Mit einem Take Profit bei 6664 Punkten und einer geschätzten Slippage von ca. 4 Punkten bleibt immer noch ein Gewinn von um die 6 Punkte, wenn man diese Taktik hier angewendet hätte.
Vor allem die oben bereits genannte Slippage spielt hier natürlich ein Problem, weil unglaublich viele Händler auf diese Strategie des Volatility Breakouts nach kursrelevanten Nachrichten setzen.
Wer sich den Chart genau ansieht kann ausserdem feststellen, dass auch hier wieder die Strategie des News Placings funktioniert hätte. Innerhalb nur 1 Minute war der Future wieder an dem Kurslevel vor der Bekanntgabe der Nachrichten – bei 6654 Punkten - angelangt.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.

Tim Kuske - Technischer Analyst bei GodmodeTrader.de

Selbst verstehen, selbst anwenden, selbst handeln.

Bilden Sie sich fort mit dem Wissensbereich "Charttechnische Analyse und Trading" :
http://www.godmode-trader.de/wissen/chartlehrgang

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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