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11:00 Uhr, 10.12.2009

RWI Essen erhöht BIP-Prognose für 2010 auf 1,6%

Essen (BoerseGo.de) - Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (RWI) hat seine Wachstumsprognose für die Wirtschaft in Deutschland angehoben. Demnach geht das RWI für das Jahr 2010 nun von einem Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,6 Prozent aus. In der September-Prognose war nur ein Wachstum von 1,2 Prozent vorhersagt worden.

Seit dem Frühjahr habe sich die Konjunktur weltweit belebt, erläutert das RWI. Die gesamtwirtschaftliche Produktion sei in den meisten Volkswirtschaften seither aufwärts gerichtet. Allerdings liege die Produktion nach wie vor deutlich unter dem Niveau vor Ausbruch der Finanzkrise, und die Belebung werde durch mehrere Faktoren belastet. So dürften die Impulse seitens der Wirtschaftspolitik in vielen Ländern geringer werden und die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen schwierig bleiben. Von den Rohstoffmärkten gingen zudem, anders als im Jahr 2009, wohl keine Entlastungen mehr für die Industrieländer aus.

Auch in Deutschland zeichne sich eine konjunkturelle Wende ab. Die Unternehmen erhielten mehr Aufträge, vor allem aus dem Ausland. Zugleich machten sich die Konjunkturprogramme zunehmend bemerkbar. Die öffentlichen Investitionen seien zuletzt spürbar angestiegen, der Staatsverbrauch wurde laut RWI ausgeweitet, und die Abwrackprämie habe sich stabilisierend auf die Automobilproduktion ausgewirkt. Alles in allem nahm das Bruttoinlandsprodukt in den beiden jüngsten Quartalen zu. Allerdings dürfe man sich von den positiveren Daten nicht täuschen lassen, warnt das RWI. Die Entwicklung sei fragil. So sanken Auftragseingang und Produktion im Oktober wieder leicht. Auch sei das Produktionsniveau immer noch beträchtlich niedriger als vor dem Ausbruch der Krise, die Kapazitäten seien mithin noch deutlich unterausgelastet. Dies gelte besonders für den Industriesektor, während in einer Reihe von Dienstleistungsbranchen die Rezession bisher wenig zu spüren gewesen sei.

Die Lage am Arbeitsmarkt werde sich nicht in dem Maße verschlechtern, wie dies vor einem Jahr vielfach erwartet worden war. Gleichwohl sei ein Anstieg der Arbeitslosigkeit wahrscheinlich, so das RWI weiter. Für Ende 2010 rechnet das Institut mit 3,8 Millionen registrierten Arbeitslosen. Angesichts des derzeitigen beträchtlichen Personalüberhangs dürfte für viele Unternehmen in den kommenden Monaten wenig Veranlassung bestehen, frei werdende Arbeitsplätze zu besetzen. Die Zahl der Erwerbslosen werde daher voraussichtlich bis weit in den beginnenden Aufschwung hinein zunehmen.

In den öffentlichen Haushalten werde sich die Rezession erst 2010 in ihrem vollen Umfang bemerkbar machen. In diesem Jahr war die Struktur des Bruttoinlandsprodukts noch recht "abgabenergiebig", da die verfügbaren Einkommen und der private Konsum bisher wenig von der Rezession betroffen waren. erklärt das RWI. Daher dürfte die Defizitquote trotz der Haushaltsbelastungen durch die Konjunkturprogramme und die Stützungsmaßnahmen für Banken und Unternehmen in diesem Jahr nur knapp über 3 Prozent liegen. Für 2010 erwartet das RWI einen Anstieg auf 5,1 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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