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11:00 Uhr, 15.06.2023

RWI: Deutsches BIP sinkt 2023 um 0,3 Prozent

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Das RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hat wie zuvor bereits andere Institute seine Prognose für die deutsche Wirtschaftsentwicklung im Jahr 2023 gesenkt und erwartet nun einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 0,3 Prozent. Bisher hatte das RWI mit einem Zuwachs um 0,2 Prozent gerechnet. Für 2024 erwartet es nun 2,0 Prozent Wachstum nach bisher veranschlagten 1,8 Prozent. Nach der Prognose des Instituts dürfte die Inflation in diesem Jahr 5,5 Prozent betragen und im nächsten Jahr auf 2,0 Prozent zurückgehen.

"Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in Deutschland ist derzeit schwach", erklärte das RWI. Dies sei vor allem auf einen kräftigen Rückgang des Konsums der privaten Haushalte zurückzuführen. Im weiteren Verlauf des Jahres dürften mit sinkender Inflation auch die Konsumausgaben der Haushalte aber wieder steigen. "Die konjunkturelle Erholung hängt davon ab, dass die Inflation wie vorhergesagt sinkt und der private Konsum sich dadurch belebt", sagte RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt. "Ist das nicht der Fall, könnte das BIP noch weiter zurückgehen", warnte er.

Nachlassende Probleme mit den Lieferketten hätten offenbar ermöglicht, dass Unternehmen aufgelaufene Aufträge abarbeiten konnten. Entsprechend seien die Ausrüstungsinvestitionen im ersten Quartal dieses Jahres recht deutlich ausgeweitet worden. In diesem Jahr dürften sie nach der Prognose um insgesamt 3,6 Prozent zulegen, im nächsten Jahr aufgrund schlechterer Finanzierungsbedingungen um 2,7 Prozent.

Umschwung am Arbeitsmarkt 

Der Arbeitsmarkt sei mit starkem Beschäftigungszuwachs ins Jahr gestartet, die positive Entwicklung sei vor allem durch Zuwanderung getrieben worden. Jüngste Arbeitsmarktindikatoren deuteten jedoch auf einen Umschwung hin. Durch die schwache Konjunktur sei die registrierte Arbeitslosigkeit gestiegen, sie dürfte im zweiten Quartal 2023 ihren Höhepunkt erreichen.

In diesem Jahr werde die Arbeitslosenquote voraussichtlich auf 5,6 Prozent steigen, im nächsten Jahr dann wieder auf 5,4 Prozent sinken. Die Zahl der Arbeitslosen werde 2023 bei 2,564 Millionen und 2024 bei 2,508 Millionen liegen. Das RWI erwartete zudem für das laufende Jahr ein staatliches Budgetdefizit von gut 50 Milliarden Euro und für 2024 ein Defizit von knapp 18 Milliarden Euro.

Zuvor hatten bereits das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ihre Prognosen gesenkt und für dieses Jahr einen Rückgang des BIP vorhergesagt. Das IfW wie das RWI ein Minus von 0,3 Prozent in diesem Jahr. Für 2024 rechnet es mit einem Plus von 1,8 Prozent. Das DIW hat für 2023 einen Rückgang des BIP um 0,2 Prozent vorhergesagt und erwartet für 2024 ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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