Kommentar
11:41 Uhr, 13.10.2015

RWE und E.ON: Das Ende des Desasters?

Zwei Prügelknaben aus dem DAX sorgen gerade für Aufsehen. Trotz düsterer Aussichten fangen die Aktien der Energieversorger plötzlich an zu steigen. Geschieht jetzt ein Wunder?

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  • E.ON SE
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  • RWE AG
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Nach einem beispiellosen Kurseinbruch über mehrere Jahre sind die die Aktien der beiden Energieversorger RWE (WKN 703712) und E.ON (WKN ENAG99) plötzlich wieder im Aufwind. Innerhalb weniger Tage haben die beiden Schwergewichte aus dem DAX rund 40 Prozent zugelegt. Das führt uns zu der Frage: War es das jetzt, oder geht das Trauerspiel in Kürze weiter?

Die vergangenen Monate werden Anleger nicht so schnell vergessen: Weil auch der politische Gegenwind immer stärker wurde, befanden sich die Aktien der beiden Energieversorger im freien Fall. Beispiel E.ON: Seit dem Hoch vom Januar 2008 bei rund 51 Euro stand mit dem September-Tief bei 7,07 Euro in der Spitze ein Verlust von stattlichen 86 Prozent zu Buche. Für einen schwergewichtigen DAX-Titel sind das außergewöhnliche Kategorien. Die allgemeine Lage ist allerdings auch außergewöhnlich schlecht.

Äußerungen von SPD-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel lassen auch für die weitere Zukunft der beiden Energieversorger Schlimmes befürchten. Das Handelsblatt hatte dazu vor einiger Zeit in einem lesenwerten Artikel festgestellt:

„Spätestens mit dieser Woche ist nicht nur an der Börse klar geworden, dass die Bundesregierung dabei ist, RWE und E.ON systematisch zu zerstören. Die Energieversorger und ihre Investoren kapitulieren vor den Irrungen und Zumutungen der deutschen Energiepolitik. Wer aber soll in Zukunft die milliardenschweren Investitionen in eine moderne Energieversorgung noch schultern? Wer gewährleistet eigentlich eine stabile Energieversorgung? Wo sammelt sich Kapital und Know-How, damit Deutschland im internationalen Energie-Wettbewerb überhaupt noch handlungsfähig ist?

E.ON und RWE sind dazu kaum mehr in der Lage. Beiden wurden ohne Entschädigung schlagartig die Atomkraftwerke abgeschaltet, Gaskraftwerke unrentabel gemacht und obendrein massive Sondersteuern aufgebürdet. Beiden wird eine faire Chance verweigert, die Milliarden-Investitionen der Vergangenheit auch zurück zu verdienen. Damit gefährdet Sigmar Gabriel eine langfristig planbare und wirtschaftliche Energieversorgung – die Basis wirtschaftlichen Erfolgs in Deutschland“.

Dem ist nichts hinzuzufügen – sollte man meinen. Denn seit ein paar Tagen geschieht ein Wunder, auf das Aktionäre schon gar nicht mehr zu hoffen gewagt hatten: Plötzlich gehören die beiden Prügelknaben zu den stärksten Aktien im DAX.

Will man wissen, was hier mittelfristig ansteht, ist es hilfreich, sich einer uralten antizyklischen Börsenregel zu erinnern:

Wenn ein Index oder eine Aktie nach einem schier endlosen Kursverfall plötzlich zu steigen beginnt, dann kann das zunächst technische Ursachen haben. Oftmals trifft genau das auch zu: Ab einem bestimmten Punkt sind Aktien oder Indizes schlicht und ergreifend derart „überverkauft“, dass weitere Kursverluste kurzfristig nicht mehr möglich sind:

Jeder, der raus wollte, hat die Aktien bereits verschleudert. Gegen Ende einer Abwärtsbewegung werden dabei oftmals absolute Spottpreise aufgerufen. Das ist ein wichtiger Punkt, denn völlig absurde Übertreibungen markieren an der Börse sowohl wichtige Hoch- als auch bedeutende Tiefpunkte.

Bei den Energieversorgern war das Ende September der Fall: Die Aktien von E.ON wurden am jüngsten Tief in etwa zur Hälfte ihres Buchwertes gehandelt. Das heißt, Unternehmensanteile im Wert von 1,00 Euro konnte man zu diesen Zeitpuntk für 50 Cent einsammeln.

In der Folge kam es für die meisten Investoren „völlig überraschend“ zu der gerade laufenden Gegenreaktion. Nun könnte man annehmen, dass dies dem klassischen Verhalten in einem Abwärtstrend entspricht: In aller Regel gehen die Verluste nach einer solchen Gegenreaktion nämlich munter weiter.

Ob ein Tief wirklich relevant ist, das erkennt man am Verhalten des Aktienkurses im Verbund mit wichtigen Unternehmensmeldungen: Werden nämlich im weiteren Verlauf noch mehr negative Nachrichten bekannt gegeben, was bei Kellerkindern wie den beiden Energieversorgern geradezu zwangsläufig der Fall ist, dann liefert die Reaktion des Aktienkurse auf solche Hiobsbotschaften bedeutende Hinweise auf die weitere Entwicklung:

Reagiert eine total zusammengefaltete Aktie trotz grottenschlechter Nachrichten nicht mehr mit weiteren Kursverlusten, dann wurde so gut wie sicher ein wichtiges Tief markiert. Noch mehr Aussagekraft entsteht, wenn eine zertrümmerte Aktie bei schlechten Nachrichten sogar anfängt zu steigen. Geschieht dies überdies noch in einem allgemein schwachen Umfeld, woran derzeit ja kein Mangel herrscht, dann kann man so gut wie sicher davon ausgehen, dass der langfristige Trend drehen wird:

Das Debakel ist überstanden, alle, die verkaufen wollten, sind draußen, die Aktie ist jetzt wieder „sauber“.

Ob dies auf die beiden Energieversorger zutrifft, darüber werden die kommenden Wochen und Monate Aufschluss geben. Es dürfte sich daher lohnen, die Nachrichtenlage bei RWE und E.ON jetzt sehr aufmerksam zu verfolgen – ganz besonders aber die Reaktionen der Aktienkurse auf diese Nachrichten.

Ein Blick auf den langfristigen Kursverlauf der E.ON-Aktie auf Monatsbasis in der folgenden Abbildung lässt den Schluss zu, dass die Option eines bedeutenden Tiefs Ende September zumindest nicht völlig aus der Luft gegriffen ist: Der jüngste Abverkauf war von stattlichen Umsätzen begleitet. Achten Sie auf die blaue Markierung in der folgenden Abbildung.

RWE-und-E-ON-Das-Ende-des-Desasters-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-1

Das deutet darauf hin, dass die Anteilsscheine von den schwachen in die starken Hände gewandert sind. Kurzfristig hat die Aktie jetzt Platz bis in den Bereich der wichtigen Widerstandszone bei 12,00 Euro. Achten Sie auf die waagrechte Linie in er Abbildung oben. Ideal wäre, wenn die Aktie diese bedeutende Hürde in den kommenden Wochen überwinden könnte – und zwar TROTZ anhaltend schlechter Botschaften aus der Konzernleitung.

Das wären dann endlich einmal gute Nachrichten für die geplagten E.ON-Aktionäre...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

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  • Chamäleon
    Chamäleon

    Chamäleon

    Herr Hoose,

    also heute ist nicht ihr Tag.

    Die Antwort darauf ist einfacher als es auf den ersten Blick erscheinen mag: In diesem Zirkus für Leichtgläubige werden die Zauberkünstler, Clowns und Hochseilartisten das Publikum so lange für dumm verkaufen, so lange es genügend naive Gemüter gibt, die bereit sind, die ganzen Taschenspielertricks und Kunststückchen für bare Münze zu nehmen, ...

    Mal ganz ehrlich, zu was zählen Sie sich eigentlich? Oder was wollen Sie uns sagen?

    Kopf in den Sand, suizid oder auf den Mars auswandern?

    Das ist doch jetzt voll daneben.

    15.05.16 14:54

    Ach ja, ich habe da nochmal mein Kommentar vom 15.5.2016 rein kopiert.

    Passt zwar nicht zum Artikel aber zu Ihrem jämmerlichen Stil.;-(

    15:58 Uhr, 09.07.2016
  • Marco Soda
    Marco Soda

    Bitte keine Bitcoins, wenn schon den schon Bitburger !!!

    12:21 Uhr, 08.07.2016
    1 Antwort anzeigen
  • Marco Soda
    Marco Soda

    der wurde von der Redaktion extra für Tyler eröffnet , das nennt man Absprache ;-))

    Alles andere wäre ja total BLÖDE !!!!°!!!

    12:19 Uhr, 08.07.2016
  • Jo1807
    Jo1807

    Äääh, was soll das, ein völlig veralteter Artikel, sollen wir jetzt alle unser Hirn-Gesülze ausbreiten und es dem Geschwätz meines Vorredners gleichtun ?

    Ich halte es mit dem alten Lao-tse: Viele Worte manch Verlust, am besten man bewahrt sie in der Brust !

    Geniest den Sommer, das macht Sinn.

    12:16 Uhr, 08.07.2016
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