Kommentar
16:58 Uhr, 02.03.2009

Russischer Rubel in Bedrängnis - Sinkende Rohstoffpreise belasten

Der russische Rubel (RUB) ist im laufenden Jahr unter erheblichen Abgabedruck geraten und hat 2009 bislang etwa 12% zum Euro und 20% zum US-Dollar verloren. Mit seinen Kursverlusten befindet sich der Rubel in guter Gesellschaft der anderen osteuropäischen Währungen wie Zloty, Tschechenkrone und Forint, die ebenfalls zweistellige Kursverluste zu den Hauptwährungen aufzuweisen haben. Während die Kursrückgänge dieser Valuten überwiegend auf die enge Verknüpfung der dortigen exportorientierten Volkswirtschaften mit der immer stärker in die Rezession abgleitenden Ökonomie der Eurozone zurückgeht, stellt sich die Lage beim Rubel etwas anders dar. Neben der die Refinanzierung von Unternehmen und Banken massiv erschwerenden Finanzkrise sind es vor allem die eingebrochenen Rohstoffpreise, die der russischen Währung zusetzen.

So decken die Einnahmen aus Öl- und Gasexporten den Löwenanteil des russischen Haushalts ab. Der derzeitige Rohölpreis von gut 40 USD pro Barrel liegt aber nicht nur himmelweit entfernt von den im Juli 2008 erreichten Höchstständen knapp unterhalb der 150-USD-Marke, sondern auch deutlich unter den Notierungen, die von Russland für einen ausgeglichenen Haushalt benötigt werden. Aufgestellt bei Ölpreisen um die 95 USD, basiert die Budgetplanung auf einem Rohölpreis von 70 USD, so dass die aktuelle Kursentwicklung des „schwarzen Goldes“ ein ständig wachsendes Haushaltsloch bewirkt.

Gleichzeitig steht der Rubel als Emerging-Markets- wie auch als Rohstoffwährung im Zuge der sich weiter zuspitzenden Finanzkrise unter Abwertungsdruck. Kapitalrückflüsse ins Ausland haben die Währung massiv an Boden verlieren lassen, so dass die russische Zentralbank seit Jahresmitte 2008 bereits etwa ein Drittel ihrer Devisenreserven zur Stützung der einheimischen Währung verbraucht hat. Ausgehend von Fremdwährungsreserven im Wert von 600 Milliarden USD sind die Bestände zu Jahresanfang auf unter 400 Milliarden USD zusammengeschmolzen, ohne dass durch die fortwährenden Interventionen am Devisenmarkt aber eine Stabilisierung der eigenen Valuta erreicht worden wäre.

Ganz im Gegenteil hat sich die Abwertung des Rubel zu Euro und US-Dollar immer mehr beschleunigt, so dass die russische Zentralbank ihre Politik der allmählichen Anpassung des Wechselkurses, der nach wie vor nicht frei schwanken darf, zugunsten einer einmaligen stärkeren Abwertung aufgegeben hat. Gegenüber dem zu 55% aus US-Dollar und 45% aus Euro bestehenden Währungskorb, der die Kursentwicklung des Rubels misst, sind nun seit Ende Januar Schwankungen von bis zu 30% erlaubt. Zugleich wurde die Untergrenze des Korbes auf 41,00 gesenkt. Der deutlichen Ausweitung der erlaubten Schwankungsbreite waren insgesamt 20 kleinere Abwertungen des Rubels vorausgegangen, die aber allesamt verpufften. Erst die Aussicht auf die Verabschiedung eines realistisch kalkulierten Haushaltes sowie sich stabilisierende Staatseinnahmen könnten die Abwärtsspirale des Rubels stoppen, sind sich Ökonomen sicher.

Das Ende der Politik, den Kurs des Rubels durch die Verschleuderung der Devisenreserven zu stützen, hat dabei ganz praktische Gründe. Denn die dahin schmelzenden Währungsreserven werden an anderer Stelle dringend gebraucht. So haben die Turbulenzen an den Kapitalmärkten die Finanzierungsbedingungen russischer Banken und Unternehmen, aber auch diejenigen des Staates selbst, massiv verschlechtert. Allein im laufenden Jahr steht hier die Anschlussfinanzierung von Krediten im Volumen von 160 bis 170 Milliarden USD an, die aufgrund der angespannten Liquiditätslage recht problematisch werden dürfte. Auch zur direkten Stützung von Banken und Großunternehmen wird Kapital benötigt, da Russland hier Zusammenbrüche verhindern muss, um eine weitere Eskalation der Lage zu vermeiden. Anfang Februar beschloss die russische Regierung, den krisengeschüttelten Banken des Landes noch einmal Staatshilfen von insgesamt 40 Milliarden USD zur Verfügung zu stellen. Zum einen soll damit die Kapitalausstattung der Institute verbessert werden, zum anderen soll die Kreditvergabe an Unternehmen angekurbelt werden. Bereits 2008 hatte die Regierung 20 Milliarden USD in die angeschlagene Bankenbranche investiert, wo besonders die VTB Bank, die zweitgrößte des Landes, in Bedrängnis geraten ist.

Ähnlich wie in den Ländern der Eurozone konzentriert man sich auch in Russland auf Hilfsaktionen für den Finanzsektor und ist bei Industrieunternehmen vorsichtiger. Hier können nur strategisch wichtige Firmen wie Gas- und Stromversorger mit Unterstützung rechnen. Bei der Hilfe für Unternehmen, die wegen günstigerer Konditionen ihre Kredite im Ausland aufgenommen haben, werde man sich hingegen zögerlicher verhalten, so die Ankündigung. Auch wenn eine Revision der russischen Budgetplanung auf der Grundlage des aktuellen Ölpreises in Planung ist, wird das Land 2009 nach längerer Zeit wieder ein Haushaltsdefizit von 6% bis 7% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) verzeichnen. So sollen die Gesamtausgaben der Regierung auf dem Vorjahresniveau eingefroren und ursprünglich für Infrastrukturprogramme vorgesehene Ausgaben in den Bankensektor umgeleitet werden. Aufgrund der rapide sinkenden Einnahmen bezweifeln Skeptiker jedoch, ob diese Maßnahmen ausreichen, und sagen einen Anstieg des russischen Haushaltsminus auf 8% bis 10% des BIPs voraus.

Da die russische Wirtschaft seit Dezember 2008 offiziell in die Rezession eingetreten ist, bleiben die wichtigsten Belastungsfaktoren für den Rubel auch in der näheren Zukunft erhalten. Allerdings ist die Valuta seit einigen Wochen auf niedrigem Niveau in eine Seitwärtsbewegung zu USD und EUR eingetreten, was Hoffnung auf eine zeitweise Stabilisierung nährt. Mit einem aktuellen Kursniveau von 40,46 ist die Unterseite der neu formulierten Handelsspanne des Währungskorbes bislang nicht nachhaltig unterschritten worden, so dass kurzfristig mit einer volatilen Seitwärtsbewegung von USD/RUB in der Region von 34,50-36,00 sowie bei EUR/RUB von 44,50-46,00 gerechnet werden kann. Mittelfristig ist jedoch ein weiterer Aufwertungsschub auf 40,00-42,00 (USD/RUB) sowie 50,00 (EUR/RUB) zu erwarten.

Volker Zenk
FXdirekt Bank

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