Rumänien: Börse bietet nur noch selektive Anlagechancen (Teil III)
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Ausgewählte Anlageideen für die rumänische Börse
Wer sich an der rumänischen Börse engagieren will, der hat zunächst erst einmal die Möglichkeit, in ein Zertifikat auf den Romanian Traded Index ROTX zu investieren. Für uns ist das aber nicht die beste Wahl, weil wir wie erwähnt die besseren Chancen in ausgewählten Nebenwerten wittern. Sollten es dennoch Standardwerte sein, dann lohnt sich unter Bewertungsgesichtspunkten ein Blick auf die ehemaligen Privatisierungsfonds. Von diesen so genannten SIFs gibt es fünf an der Zahl (SIF 1 Banat Crisana, SIF 2 Moldova, SIF 3 Transilvania, SIF 4 Muntenia, SIF 5 Oltenia). Zu ihren Nachteilen gehört es zwar, dass sie nicht gerade ideal gemanagt sein mögen und teilweise auch ein Spielball der Politik sind. So hat der Beschluss, die Beteiligungsobergrenze für einzelne Investoren auf maximal ein Prozent festzusetzen, bei ausländischen Investoren für viel Unmut gesorgt. Diese waren oftmals viel stärker als nur mit einem Prozent beteiligt und sind deshalb nun praktisch gezwungen, sich von Anteilen zu trennen. Die damit verbundenen Verkäufe mögen ein Grund sein, warum der BET-FI, der die Privatisierungsfonds umfasst, in diesem Jahr schon um ein Viertel gefallen ist. Aber das muss nicht ewig so bleiben. Denn für ein Investment in dieses Vehikel spricht der hohe Abschlag von 30 bis 40 Prozent auf den Nettoinventarwert. Wobei bei dieser oberflächlichen Berechnung noch nicht einmal der vermutlich in der Regel gestiegene Wert der nicht gelisteten Beteiligungsfirmen enthalten ist. Gerade darunter sind aber viele Unternehmen, die sich in interessanten Nischenmärkten bewegen. Davon abgesehen besteht das Portfolio zu einem überwiegenden Teil (rund 85 Prozent) aus Beteiligungen an Banken wie BCR und BRD. Wer also plant, sich trotz teilweise aus unserer Sicht recht hohen Bewertungsniveaus in Bankaktien zu engagieren, für den wäre es ein billigerer Weg, dies über den Kauf der SIFs zu tun. Nachdem es bisher recht schwierig war, frischen Wind im Management der SIFs von außen zu erwirken, könnte dies künftig etwas einfacher werden. Denn das Regelwerk hat sich geändert und jetzt können mit einem Stimmenanteil von mehr als 25 Prozent der Aktien leichter Veränderungen im Management beschlossen werden. Da hier viele institutionelle Investoren am Ball sind, kann davon ausgegangen werden, dass sie Druck machen werden. In welchen der fünf SIFs man letztlich investiert, ist dabei nicht so entscheidend. Schließlich dürfte sich wegen der ähnlichen Zusammensetzung des Portfolios die Performance der SIFs untereinander letztlich nicht allzu sehr unterscheiden.
Angesichts einer boomenden Baukonjunktur macht es natürlich auch Sinn, sich in Rumänien nach lukrativen Anlagemöglichkeiten in den bereich Bau und Infrastruktur umzuschauen. Leider ist in diesen beiden Sektoren wie so oft an den osteuropäischen Börsen das Angebot eher begrenzt. Der größte Branchenvertreter ist Impact (Ticker: IMP), aber der Immobilienentwickler ist nach unserer Einschätzung schon recht teuer. Im Baubereich gibt es ansonsten noch zwei von der französischen Lafarge kontrollierte Zementhersteller, die aber kaum gehandelt werden.
Ebenfalls in die Kategorie Nebenwerte fallen die nächsten drei Werte, die wir dem Bereich Infrastruktur zuschreiben. Bei dem ersten Titel handelt es sich um Dafora Medias (Ticker: DAFR.BRQ), die neben dem Thema Infrastruktur auch beim Drilling von Öl und Gas aktiv sind. Das Unternehmen ist am Bau des Flughafens in Sibiu beteiligt und hat sich im Zuge des beabsichtigten Ausbaus der Infrastruktur-Aktivitäten für den Bau von Straßen und Brücken beworben. Interessant ist auch die Gesellschaft Condmag (Ticker: COMI.BRQ); die von Dafora übernommen wurde. Sie produziert Öl- und Gaspipelines und dürfte von der im Bau befindlichen Nabucco-Pipeline (die rund 4,6 Mrd. Euro teure und 3.300 Kilometer lange Pipeline, die auch durch Rumänien führt und deren Fertigstellung für 2011 geplant ist, soll die EU mit den kaspischen und iranischen Erdgasvorkommen verbinden und so ihre Abhängigkeit von russischen Erdgasimporten verringern) profitieren. Basierend auf den historischen Ergebnissen sieht der Titel teuer aus, ein anderes Bild ergibt sich aber, wenn die positiven Geschäftsaussichten berücksichtigt werden. Zusammen mit Dafora entsteht zudem eine vertikal integrierte Gesellschaft, die ihr Geschäftsfeld in Rumänien dominieren kann.
Ein ähnliches Urteil kann auch über Prodplast (Ticker: PPL) gefällt werden. Das im produzierenden Gewerbe tätige Unternehmen ist mit einem KGV von rund 25 zwar nicht mehr so günstig wie früher. Aber auch hier finden sich hohe stille Reserven in den Bilanzen. Dazu zählt ein in zentraler Lage von Bukarest liegendes Grundstück mit einer Größe von 40.000 Quadratmetern. Es ist geplant, die Produktion zu verlagern und das Grundstück zu verkaufen. Der zu erwartende Verkaufserlös dürfte die Marktkapitalisierung von Brodplast bereits abdecken, so dass es die sonstigen Aktivitäten praktisch umsonst oben drauf gibt. Ebenfalls einige versteckte Assets zu bieten hat die an der Rasdaq notierte Aktie von Socot Targumures (Ticker: SCTO.BRQ). Das Unternehmen ist im Bereich Wasseraufbereitung tätig und alleine wenn man bedenkt, dass aus den EU-Töpfen in den kommenden Jahren 3,5 Mrd. Euro zur Verbesserung der Wasser-Infrastruktur fließen werden, darf davon ausgegangen werden, dass sich Socot von diesem Kuchen einen Teil sichern wird.
Dies war der letzte Teil des Rumänien-Specials, welches Anfang dieses Monats im Ostbörsen-Report erschienen ist. Sie können sich kostenlos für den Ostbörsen-Report anmelden unter www.ostboersen-report.de
Quelle: www.ostboersen-report.de
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.