Kommentar
18:03 Uhr, 05.01.2005

Ruhiger Handel zur Weihnachtszeit

Großbritannien: In der letzten Woche verzeichneten sowohl der FTSE 100- als auch der FTSE Mid 250-Index in lokaler Währung moderate Gewinne und legten um 0,3 bzw. 1,0 Prozent zu. Auf Jahresbasis stieg der FTSE All Share-Index in GBP gerechnet insgesamt um 12,8 Prozent an.

Am ersten Handelstag des neuen Jahres erwiesen sich defensive Titel als führend, und British American Tobacco zählte zu den größten Gewinnern. Auch Shire Pharmaceuticals tendierte fest, da das Unternehmen den Abschluss eines Vertrags mit New River zur Entwicklung eines Medikaments gegen das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom bekannt gab.

Gleichzeitig entwickelten sich Woolworths und Xstrata wegen unternehmensspezifischer Nachrichten schwach - Woolworths wegen der schwachen Umsätze in der Vorweihnachtszeit und Xstrata aufgrund der Tatsache, dass das australische Rohstoffunternehmen WMC sein geplantes Übernahmeangebot zurückzog.

USA: In einer durch eine sehr dünne Nachrichtenlage geprägten Börsenwoche tendierte der Markt in lokaler Währung kaum verändert. Der S&P 500- und der NASDAQ-Index gaben um 0,2 bzw. 0,1 Prozent nach.

In 2004 stieg der S&P 500-Index in lokaler Währung um insgesamt 10,9 Prozent an. Aufgrund eines moderaten Wirtschaftswachstums und einer niedrigen Inflation entspricht dies größtenteils unseren Erwartungen.

Energieaktien tendierten in der letzten Woche unterdurchschnittlich. Wir bleiben aber übergewichtet positioniert, da die Aktienkurse einen wesentlich niedrigeren Ölpreis widerspiegeln als wir prognostizieren.

Unsere Portfolios bleiben auf qualitative Wachstumstitel ausgerichtet. Wir erwarten, dass diese Titel 2005 zunehmend favorisiert werden. Unternehmensübernahmen und -fusionen werden wahrscheinlich ebenfalls ein entscheidendes Thema sein, da die Unternehmen bestrebt sind, ihre hohen Liquiditätsreserven einzusetzen.

Europa: In der Weihnachtszeit gab es kaum Unternehmensnachrichten, die die europäischen Märkte bestimmt hätten. Der FTSE World Europe ex. UK-Index schloss in der letzten Woche in EUR gerechnet 1,0 Prozent fester und beendete damit ein erfreuliches Jahr mit einem Plus von 13,0 Prozent.

Außerdem gab es einige ermutigende Anzeichen im Zusammenhang mit der Wirtschaft des Euroraums. So gaben die Einzelhändler im Vorfeld der Weihnachtsfeiertage ein ordentliches Handelsumfeld bekannt, und die Umfragen aus dem weiterverarbeitenden Gewerbe fielen etwas besser als erwartet aus.

Wir gehen davon aus, dass das Wirtschaftswachstum 2005 niedriger als 2004 sein wird. Deshalb konzentrieren wir uns weiter auf Wachstumstitel und halten uns von Unternehmen, die bei ihren Gewinnen ein zyklisches Rückschlagrisiko aufweisen, fern.

Japan: Der TOPIX- und der JASDAQ-Index legten in der letzten Woche des Jahres in lokaler Währung 1,3 bzw. 5,9 Prozent zu.

Im Jahre 2004 stieg der TOPIX-Index insgesamt um 11,3 Prozent an. Damit legte er zum ersten Mal seit 1994/1995 zwei positive Gewinnjahre in Folge vor. Dies trägt der wirklichen Erholung der Unternehmensgewinne aufgrund der besseren wirtschaftlichen Entwicklung sowie den anhaltenden Verbesserungen bei der Effizienz der Unternehmen Rechnung.

Auf den einheimischen Markt ausgerichtete Branchen wie Immobilien und Banken entwickelten sich im Jahresverlauf am besten. Unsere Portfolios haben ihre Ausrichtung auf den Binnenmarkt in den letzten Monaten erhöht, um von diesem Trend zu profitieren.

Asien & Schwellenländer: Die riesige Tsunami-Welle, die am 2. Weihnachtsfeiertag einen Großteil Asiens erfasst hatte, war im Verlauf der letzten Woche die wichtigste Nachricht. Obwohl das Ausmaß der menschlichen Tragödie zweifellos enorm ist, fielen die wirtschaftlichen und marktspezifischen Auswirkungen weniger schlimm aus. So beendete der FTSE World Asia Pacific ex. Japan-Index die Woche in USD gerechnet sogar 1,6 Prozent fester und schloss damit das Gesamtjahr mit deutlich zweistelligen Gewinnen ab.

Die Auswirkungen des Tsunami auf das BIP werden für die Volkswirtschaften der Region nach den Erwartungen zwischen 0 und 0,75 Prozent liegen, wobei Thailand wahrscheinlich am oberen Ende der Schätzung liegen wird, weil der Tourismus dort einen Anteil von 6 Prozent am BIP hat.

Die Auswirkungen auf die Versicherungsunternehmen weltweit werden sich in Grenzen halten, da viele der in Mitleidenschaft gezogenen Regionen - leider - deutlich unterversichert sind.

Was die übrigen Schwellenländermärkte betrifft, so beendete Lateinamerika das Jahr sehr fest. Die Märkte dort werden weiterhin durch solide Rohstoffpreise und ein vernünftiges Bewertungsniveau gestützt.

Anleihen: Niveau angezogen hatten, wurden sie in der letzten Woche des Jahres von einer Verkaufswelle erfasst. Danach lag die Rendite 10-jähriger US-Anleihen bei 4,28 Prozent und die britischer Staatsanleihen (Gilts) bei 4,58 Prozent, während europäische Staatsanleihen eine Rendite von 3,67 Prozent aufwiesen.

Trotz der höheren Leitzinsen in Großbritannien und den USA haben sich die Renditen im Verlauf des letzten Jahres kaum verändert. Angesichts des eher moderaten Wirtschaftswachstums und Leitzinsen, die in den USA wahrscheinlich noch weiter ansteigen werden, halten wir US-Staatsanleihen auf dem derzeitigen Niveau nicht für attraktiv. Deshalb bleiben wir im Rahmen unserer Mischportfolios dort untergewichtet und haben vor, unsere Ausrichtung weiter zu verringern.

Darüber hinaus haben sich Papiere mit Investmentstatus sowie Hochzins- und Schwellenländeranleihen weiter besser als Staatsanleihen entwickelt. Dies rechtfertigt unsere leichte Übergewichtung in Unternehmensanleihen.

Der Markt für Hochzinsanleihen war über die Weihnachtstage geschlossen, aber der erste Tag des neuen Jahres verzeichnete die erste Neuemission. Dieses Thema wird in den nächsten Monaten anhalten, und das Herausfiltern günstig bewerteter Titel wird der entscheidende Faktor sein.

Quelle: Threadneedle

Die britische Fondsgesellschaft Threadneedle Investments wurde 1994 gegründet und zählt mit einem verwalteten Anlagevolumen von 86 Milliarden Euro - davon 18,8 Milliarden Euro in Publikumsfonds - zu den namhaftesten Investmentgesellschaften in Europa (Stand: 30.06.2004). Das gesamte Investmentteam, aber auch die Fonds verdienen sich Jahr für Jahr Höchstnoten von renommierten Rating-Agenturen.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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