Kommentar
11:36 Uhr, 18.01.2018

Rückt die Zinswende ein bisschen näher?

Jens Weidmann lässt nicht locker. Zum wiederholten Male hat der Bundesbankpräsident seine grundsätzliche Kritik am Ankaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB), das durch die nationalen Notenbanken umgesetzt wird, geäußert. Die Käufe hätten nicht vernachlässigbare negative Nebenwirkungen, sagte Weidmann der FAZ. Schließlich sind die Zentralbanken auf diese Weise zu den größten Gläubigern der Staaten geworden. Über alle Assetklassen sind bisher ca. 2,3 Billionen € in Wertpapierkäufe geflossen. Das ist kein Pappenstiel! Deshalb drängt Weidmann, der im Herbst 2019 Mario Draghi an der EZB-Spitze gegebenenfalls beerben könnte, auf ein Ende der milliardenschweren Ankäufe noch in diesem Jahr. Damit geht die Debatte über das Ende der Anleihekäufe in der Eurozone in eine neue Runde. Wie lange die Geldschleusen geöffnet bleiben, ist aber weiterhin ungewiss.

Rückendeckung erhält Weidmann unter anderem von Estlands Notenbank-Chef Ardo Hansson. Nach dessen Überzeugung könnten die Ankäufe nach dem September 2018 abrupt beendet werden, ohne dass dies die Märkte stark beeindrucken würde. Auch Österreichs Notenbankchef Ewald Nowotny hätte keine Probleme damit, die Ankäufe 2018 auslaufen zu lassen, wenn die Konjunktur weiter mitspielt. Dagegen vertritt EZB-Vizepräsident Vitor Constancio das Lager der Vertreter einer expansiven Geldpolitik. Nach seiner Lesart hat sich die EZB zwar mit der Halbierung der monatlichen Anleihekäufe auf ein neues wirtschaftliches Umfeld und eine kommende, höhere Inflation eingestellt. Das bedeute aber nicht, dass die Geldpolitik nicht für lange Zeit konjunkturunterstützend bleiben wird, sagte er dem Handelsblatt.

Die Frage ist nun, welche Seite die Oberhand gewinnen wird. Bekanntlich hat sich ja EZB-Chef Mario Draghi nicht eindeutig geäußert, wie es ab Oktober mit der Ausrichtung der Notenbank weitergehen wird. Misst man Draghi an seinen eigenen Worten, müssten ihm eigentlich so langsam die Argumente für eine Fortsetzung der expansiven Geldpolitik ausgehen. Die Konjunktur brummt und die Inflation hat sich mit 1,8 % im Jahr 2017 zumindest in Deutschland der Zielmarke von 2 % stark genähert. Hielte diese Entwicklung an, würden sich die Spielräume der EZB einengen – und der Druck im Hinblick auf eine straffere Geldpolitik zunehmen.

Nachdem man am Markt bisher von einer echten Zinswende vielfach erst für Mitte 2019 ausgegangen war, ist man nach entsprechenden Äußerungen von Notenbankern wie Weidmann aber nun nicht mehr so sicher. Inzwischen konzentrieren sich die Erwartungen an eine Zinsanhebung auf das Frühjahr kommenden Jahres. Manche rechnen sogar mit dem Dezember 2018. Immerhin, die Hoffnung auf eine etwas frühere Zinswende ist da.

Indessen ist das Ankaufsvolumen in der zweiten gegenüber der ersten Januar-Woche wieder deutlich angestiegen. Im Wochenvergleich nahm der Umfang von 2,9 Mrd. € auf rund 10 Mrd. € zu. Insbesondere der Anteil von Corporate Bonds hat hier zugelegt und damit wurden die Erwartungen bestätigt, weil die selbst gesteckten Obergrenzen bei den Staatsanleihen fast erreicht sind. Folglich wird dadurch die relative Bedeutung der Unternehmensanleihen erhöht, was wiederum Fragen nach deren Auswahl aufwirft.


Die Notenbanken – der Nabel der Finanzwelt

Es war zu erwarten, dass die Geldpolitik der Notenbanken auch in diesem Jahr wieder die Entwicklung an den Finanzmärkten bestimmen wird. Jedoch wurden viele Investoren im Falle der europäischen Notenbank (EZB) von der Diskussion um die geldpolitische Ausrichtung überrascht. Die Auswertung der Sitzungsprotokolle lässt den Rückschluss zu, dass die bisherigen Zinsanhebungserwartungen zeitlich vorgezogen werden müssen.

Somit wird in den kommenden Monaten u.a. das Hauptaugenmerk auf der Entwicklung der Konjunktur und der Inflation im Euroraum liegen. Im Bewusstsein der Abhängigkeit zwischen der von ihm geführten Zentralbank und der EZB betont jedoch der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass eine Prognose, wann seine Notenbank wieder zu positiven Einlagezinsen zurückkehren wird, nicht möglich ist - und man in naher Zukunft auch nicht von den rekordtiefen Negativzinsen abrücken wird. Im Gegensatz dazu hält die britische Notenbankerin Tenreyro in den nächsten drei Jahren einige weitere Zinserhöhungen auf der Insel für nötig. Allerdings relativierte sie diese Aussage durch den Zusatz: Die Zentralbank habe aber noch reichlich Zeit, bevor sie wieder eine Anhebung in Erwägung ziehen müsse. Vor dem unsicheren Ausgang der Brexit-Verhandlungen ist diese Einschränkung sogar nachvollziehbar.

Sogar aus dem Land der aufgehenden Sonne sind völlig ungewohnte Signale zu vernehmen, die ein Abrücken von der jahrzehntelang betriebenen ultralockeren Geldpolitik andeuten. So hat der japanische Notenbankgouverneur, Haruhiko Kuroda, am Rande eines Treffens mit den regionalen Notenbankmanagern die Inflationsentwicklung leicht optimistischer eingeschätzt und sieht die heimische Volkswirtschaft inzwischen auf einem Wachstumspfad. Befeuert wurde diese Art der Interpretation noch durch ein zuletzt geringeres Volumen bei den Anleihekäufen der Notenbank.

Das gestern veröffentlichte Beige Book ist als Datengrundlage für das anstehende FOMC-Meeting am 30. und 31. Januar anzusehen und hat keine neuen Erkenntnisse gebracht. Die Sitzung der US-amerikanischen Notenbank (Fed) wird voraussichtlich bereits von dem neuen Chef, Jerome Powell, geleitet werden. Die hierbei zu vollziehende „Machtübergabe“ wird an den Finanzmärkten allerdings als unkompliziert angesehen und somit wird sich an der Ausrichtung der Geldpolitik auch nur wenig - falls überhaupt - ändern. Ob es in diesem Jahr zu noch zwei oder sogar drei Zinsanhebungen kommen wird, ist somit nicht der Personalie geschuldet, sondern der weiteren politischen und wirtschaftlichen Entwicklung in den USA.

Eine weitere Notenbank hat am gestrigen Abend angesichts positiver Konjunkturaussichten eine geldpolitische Straffung beschlossen. So hat die Notenbank Kanadas zum dritten Mal binnen sieben Monaten die Zinsen auf das höchste Niveau (1,25 % bis 1,50 %) seit 2009 angehoben und die Möglichkeit weiterer Schritte angedeutet.



Hat Tsipras Wort gehalten?

In dieser Woche ist es wieder soweit. Griechenland hätte gerne eine weitere Auszahlung von 7 Mrd. € - und zwar als nächste Tranche des dritten Hilfspaketes über insgesamt 86 Mrd. €. Hierüber werden die Finanzminister der Eurozone unter der Maßgabe befinden müssen, ob bis zum 22. Januar die 110 sogenannten vordringlichen Maßnahmen, zu denen sich die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras verpflichtet hat, erfüllt sein werden. Nachdem bis vor kurzem unter Berufung auf einen aktuellen Prüfbericht der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds lediglich knapp die Hälfte davon umgesetzt war, muss also noch nachgebessert werden.

In der Folge hat das griechische Parlament weitere Reformen verabschiedet, welche den Arbeitsmarkt, die Steuern und die Energiebranche betreffen. Die dabei u.a. beschlossene Einschränkung des Streikrechts war besonders umstritten, und es wurde zum „Streik für den Streik“ aufgerufen. Begleitet wurden die Protestaktionen auch von Ausschreitungen gewaltbereiter Demonstranten, wobei Sicherheitskräfte mit Brandsätzen und Steinen beworfen wurden.

Zu welchem Ergebnis die Prüfungskommission am nächsten Montag kommen wird, muss abgewartet werden. Es sollte allerdings nicht überraschen, wenn unabhängig vom Prüfungsbericht die Politiker wieder einen Weg finden werden, die Hilfsgelder zu bewilligen. Es wäre nicht das erste Mal, wenn in Bezug auf Griechenland die rosarote Brille zum Einsatz käme! Zumal Politiker beider Lager nicht müde werden zu betonen, dass Griechenland schon bald wieder in der Lage sein wird, sich an den internationalen Kapitalmärkten zu refinanzieren.



Bundesbank legt in Yuan an

Aufgrund der steigenden Bedeutung der chinesischen Wirtschaft will die deutsche Bundesbank den Yuan in den Kreis der Reservewährungen aufnehmen. Ausschlaggebend dafür war, dass die Europäische Zentralbank (EZB) diesen Weg bereits im vergangenen Jahr gegangen ist und für eine halbe Milliarde Euro Yuan gekauft hat. Bundesbankvorstand Andreas Dombret wollte aber nicht sagen, welchen Betrag die Bundesbank zu investieren gedenkt. Dieses Engagement soll allerdings zunächst nur eine symbolische Bedeutung haben. Dennoch bedeutet diese Maßnahme für China einen weiteren Schritt, den Yuan, auch Renminbi genannt, als weltweite Reservewährung zu etablieren. Bereits 2016 hat der Internationale Währungsfonds (IWF) den Yuan als Bestandteil seiner Sonderziehungsrechte, einer Art Kunstwährung, aufgenommen.

Dieser Schritt wurde damals als „Ritterschlag" für Chinas Währung gewertet. Neben der chinesischen Währung gehören dazu der US-Dollar, der Euro, der japanische Yen und das britische Pfund. Allerdings wurde die Aufnahme des Yuan als Sonderziehungsrecht heftig kritisiert, weil der Kurs des Yuan, im Gegensatz zu den anderen großen Währungen, nur in engen Grenzen schwanken darf. Die chinesische Notenbank übt also weiterhin großen Einfluss auf den Wechselkurs ihrer Währung aus.


Peking stuft Bonität der USA herab

Die Folgen der umstrittenen Steuerreform von D. T., dem Unberechenbaren, bekommt die Kreditwürdigkeit der USA bereits jetzt zu spüren. So begründet die chinesische Ratingagentur Dadong die Herabstufung der US-Bonität mit der schwindenden Fähigkeit der Vereinigten Staaten zur Refinanzierung der bestehenden Schulden. Dieser Trend verschlimmert sich laut Dadong durch die massiven Steuersenkungen zusätzlich.

Als Konsequenz hat die Ratingagentur in Peking die Bonitätsnote der USA von „A-“ auf „BBB+“ (mit Ausblick „negativ“) gesenkt, womit eine weitere Abstufung droht.

Während die Steuerreform dazu führt, dass der Finanzierungsbedarf der USA zusätzlich steigt, machen Zinsanhebungen der US-Notenbank Fed sowie deren allmähliche Bilanzreduzierung die Refinanzierung für den Staat teurer, argumentieren die Ratinganalysten. Auf lange Sicht sieht Dadong den US-Schuldenberg damit als unkalkulierbaren Faktor an und außerdem steigt das Ausfallrisiko von Jahr zu Jahr. Aufgrund des Umstands, dass China der größte Gläubiger der USA ist, sollte diese Herabstufung in Washington als deutlicher Schuss vor den Bug wahrgenommen werden.

Indessen droht in den USA erneut ein Government Shutdown. Sollten sich bis Freitag, 19. Januar, um Mitternacht Republikaner und Demokraten nicht in letzter Minute doch noch auf einen Kompromiss zu einem erneuten Übergangshaushalt einigen, käme es zur Schließung verschiedener Regierungseinrichtungen. Um die Finanzierung des Regierungsbetriebs zu sichern, brauchen die regierenden Republikaner den Rückhalt von wenigstens neun demokratischen US-Senatoren. Die Demokraten aber wollen sich nur verständigen, wenn sich der Präsident bei einem Schutzprogramm für Migranten mit dem Kürzel Daca bewegt. Und hier ist eine Einigung wesentlich schwieriger geworden, seit Trump die Verhandlungen mit abfälligen Bemerkungen über „Drecksloch-Staaten“ in Afrika und der Karibik massiv belastet hat.


Superman versus Kryptowährungen

Zugegeben, die folgende Analogie ist weit hergeholt und beruht auch nur auf der Ähnlichkeit der Wörter. Kryptowährungen, also digitale Zahlungsmittel wie Bitcoin, haben ihren Namen von der Kryptographie, also der Verschlüsselungstechnik. Aber sie klingen wie Krypton, der fiktive Heimatplanet von Superman. Na, und der hatte vor allem eins zu befürchten: Grünes Kryptonit, der Supermans Körperaura schwächen und ihn schlussendlich töten würde.

Nachdem die Kryptowährung Bitcoin noch Mitte Dezember einen Superman-artigen Höhenflug erlebt hatte, ist sie nun diese Woche regelrecht eingebrochen. Kursverluste von bis zu 25 % an einem Tag darf man schon als Absturz bezeichnen. Die wachsende Furcht vor einer staatlich überfälligen Regulierung in dem Bitcoin-affinen Land Südkorea sei es gewesen, die den Kurs zum Sturz unter die 9.500-US-Dollar-Marke gebracht hat, so hieß es. Außerdem sollen Meldungen, wonach China wegen des hohen Stromverbrauchs die Schaffung von Bitcoins durch Private eindämmen will, für den Kursverfall mit verantwortlich sein. Seit dem Rekordhoch von rund 20.000 US-Dollar Ende Dezember 2017 hat die Cyberwährung damit rund 50 % ihres Wertes eingebüßt.

Aber muss das wirklich verwundern? Der Bitcoin, der im Gegensatz zu Zentralbankgeld ausschließlich durch Private geschöpft wird, ist eine reine Spekulationsblase. Und jede Blase wird nun mal so lange aufgeblasen, bis sie platzt. Der Bitcoin-Preis spiegle einzig und allein die Nachfrage nach der „Illusion des spekulativen Wertes" wider, wie Finanzexperten sagen. Dass die Angst vor Regulierung zu einem Kurssturz führen kann, zeigt ja auch, dass die Schattenmänner im Hintergrund, die sich mit der Kryptowährung eine goldene Nase verdienen, Transparenz fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Man kann sich sicher sein, dass sie zum Zeitpunkt des Kurssturzes ihr Geld in Sicherheit gebracht haben. Man kann sich aber nicht sicher sein, dass man als Anleger überhaupt so einfach aus seinem Investment wieder rauskommt.

Wer Kryptowährungen handelt, weicht bewusst dem staatlich regulierten und gesicherten System aus, sagte Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling. Eine wirksame Regulierung von Cyber-Devisen ist nach seiner Ansicht nur durch eine größtmögliche internationale Kooperation zu erreichen. In der EU sei im Dezember mit der neuen Geldwäsche-Richtlinie ein erster Schritt erfolgt. Hier kommen doch wieder die Vorzüge eines regulierten Handelsplatzes zum Ausdruck, den man seit Jahrhunderten Börse nennt.

Insgesamt kann man konstatieren, dass Bitcoin und andere Kryptowährungen digitale Schneeballsysteme sind und somit die reine Spekulation verkörpern. Superman hätte es wegen seiner Aversion gegenüber allem, was mit „Krypto“ beginnt, gewusst.


Stürmische Woche nicht nur am Kapitalmarkt

In Deutschland wurden in dieser Woche wieder viele Regionen mit regnerischem, stürmischem und windigem Wetter überrascht. Während man besonders im Süden der Republik mit Schnee umzugehen vermag, fällt es westlichen Regionen teilweise eher schwer, sich auf den Schnee einzustellen. Das Räumen der Straßen und Wege dauert dann bekanntlich etwas länger. Am Kapitalmarkt hingegen hatten unter anderem die Deutsche Bahn Finance und der französische Autobahnbetreiber Autoroutes du Sud de la France freie Fahrt. Aber auch andere Gesellschaften wie Telefonica Emisiones, Engie und Aroundtown nahmen frisches Geld am Kapitalmarkt auf.

Die Deutsche Bahn Finance begab eine 1 Mrd. € schwere Emission mit der Privatanleger-freundlichen Stückelung von 1.000 €. Das Papier (A2G9G4) wird am 17.12.2027 fällig und zahlt den Investoren jährlich 1 % Zinsen. Der Emissionsspread lag bei 99,476 %, was einem Spread von +10 bps über Mid Swap entsprach. Die Anleihe ist drei Monate vor Endfälligkeit am 17.09.2027 zu 100 % kündbar.

Frankreichs Autobahnbetreiber Autoroutes du Sud de la France konnte ebenfalls erfolgreich 1 Mrd. € bis zum 22.01.2030 am Kapitalmarkt aufnehmen. Das Unternehmen stattete den Bond (A19UWX) mit einem Zinssatz von 1,375 % aus und begab das Papier zu 99,223 % (+35 bps über Mid Swap). Das Wertpapier ist neben einer Make Whole Option mit einem Kündigungsrecht am 22.10.2029 zu 100 % ausgestattet.

Auch 1 Mrd. € sammelte Telefonica Emisiones am Markt für Corporate Bonds ein. Die Anleihe (A19U5E) des spanischen Telekommunikation-Dienstleisters läuft bis zum 22.01.2027 und hat einen jährlichen Kupon in Höhe von 1,447 %. Der Reoffer lag bei pari, was einem Emissionsspread von +58 bps über Mid Swap bedeutete. Zusätzlich zur Festschreibung einer Make Whole Option ist der Bond ab dem 22.10.2026 jederzeit zu 100 % kündbar.

Abschließend für diese Berichtswoche begaben Engie und Aroundtown jeweils einen Perpetual-Bond. Wie auch schon Autoroutes du Sud de la France und Telefonica Emisiones sind diese Anleihen mit einer Mindeststückelung von 100.000 € ausgestattet und daher eher für institutionelle Investoren interessant. Der französische Stromlieferant Engie legte einen Fix-to-Float Bond (A19UWT) mit einem Emissionsvolumen von 1 Mrd. € auf. Das Unternehmen zahlt für die Aufnahme des Kredits am Bondmarkt bis zum 16.04.2023 einen festen Zins in Höhe von 1,375 % p.a. an die Gläubiger. Anschließend richtet sich der Zinssatz nach dem 5-Jahres-Swap. Bis zum 16.04.2028 gibt es einen Aufschlag in Höhe von +1,145 PP. Fortan bis zum 16.04.2043 beträgt der Aufschlag +1,395 PP und schließlich werden ab 2043 +2,145 PP addiert. Die Anleihe ist jährlich ab dem 16.04.2023 zu jedem Zinstermin zu 100 % kündbar. Der Emissionspreis belief sich auf 99,376 (+114,5 bps über Mid Swap).

Das luxemburgische Unternehmen Aroundtown, welches Anteile an Gewerbeimmobilien in Deutschland und den Niederlanden hält, refinanzierte sich mittels einer Anleihe (A19UWS) mit 400 Mio. € auf unbestimmte Zeit. Bis zum 17.01.2024 wird ein Zins in Höhe von 2,125 % p.a. fällig. Fortan richtet sich der Zins ebenfalls nach dem 5-Jahres-Swap und bis zum 17.01.2029 gibt es einen Aufschlag von +2 PP. Dieser erhöht sich in der Folge bis zum 17.01.2044 auf +2,25 PP und zu guter Letzt auf +3 PP. Das Wertpapier kann seitens des Emittenten jährlich ab dem 17.01.2024 jeweils zur Zinszahlung zu 100 % gekündigt werden. Angeboten wurde der Bond zu 98,174 % (+200 bps über Mid Swap).


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MARKTDATEN AKTUELL

Nur eine Gegenbewegung im Abwärtstrend

Die Handelsaktivitäten am Rentenmarkt waren so nur von den wenigsten Investoren eingeschätzt worden und deshalb stehen viele Handelsteilnehmer bereits jetzt vor einem kleinen „Scherbenhaufen“. Denn Verunsicherung macht sich breit und bei charttechnischer Analyse der Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe ist der langfristige Abwärtstrend zumindest kurzzeitig getestet worden. Noch ist der Durchbruch nicht gelungen, aber die Frage ist natürlich: „Wird das so bleiben?“. Zumindest hat in den beiden vergangenen Handelstagen eine Gegenbewegung eingesetzt, die den Druck etwas abmildern konnte. Aber dennoch ist die Gefahr eines weiteren Abgleitens nicht zu unterschätzen.

Vieles erinnert am Bondmarkt momentan an mutige Segler, die trotz Sturmwarnung die Segel setzen und versuchen, ihr Ziel am anderen Ufer zu erreichen. Dies kann bekanntlich gut gehen, kann aber auch mit einem Mastbruch enden. Übertragen auf die aktuelle Situation am Bondmarkt bedeutet das: Kaufen, verkaufen oder absichern? Jede Entscheidung kann kurzfristig richtig, aber bereits nach wenigen Tagen falsch sein. Somit sollte man versuchen im Wind mit zu segeln, aber auch bei Böen das Segel zu raffen und dadurch die Kontrolle über das Boot zu behalten.

Das Rentenbarometer notiert zu Handelsbeginn bei 160,47 % und somit unterhalb der oberen Begrenzungslinie des Abwärtstrends (161,18 %), aber auch unter der ehemaligen leichten Unterstützungslinie bei 160,64 %. Nach unten blickend ist erst bei der psychologischen Marke von 160 % mit echter Unterstützung zu rechnen.


Aktuelle Marktentwicklung

Deutschland:

Der März-Kontrakt des richtungsweisenden Euro-Bund-Future schloss gestern mit einem gehandelten Volumen von 0,808 Mio. Kontrakten bei 160,82 % (Vw.: 161,07 %).

Die Trading-Range lag im Berichtszeitraum zwischen 160,11 % und 161,55 % (Vw.: 160,91 % und 162,04 %).
Der Euro-Buxl-Future (Range: 161,30 % und 163,84 %) schloss bei 163,40 % (Vw.: 162,02 %),
der Euro-Bobl-Future (Range: 130,92 % und 131,72 %) bei 131,22 % (Vw.: 131,56 %)
und der Euro-Schatz-Future (Range: 111,83 % und 111,985 %) bei 111,88 % (Vw.: 111,965 %).

Die Rendite der neuen 10-jährigen Staatsanleihe der Bundesrepublik Deutschland (110244 / 2028) lag im gestrigen Bundesbankfixing bei +0,548 % (Vw.: +0,5438 %).

USA:

Zweijährige US-Treasuries rentieren bei 2,047 % (Vw.: 1,973 %),
fünfjährige Anleihen bei 2,403 % (Vw.: 2,319 %),
die richtungsweisenden zehnjährigen Anleihen bei 2,587 % (Vw.: 2,540 %)
und Longbonds mit 30 Jahren Laufzeit bei 2,854 % (Vw.: 2,881 %).

Am Aktien- und Devisenmarkt waren gegenüber der Vorwoche folgende Änderungen zu registrieren:

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Die I-Traxx-Indizes, die die Bonität von Unternehmensanleihen widerspiegeln, zeigen im Wochenverlauf ein uneinheitliches Bild. Der I-Traxx Main für Unternehmensanleihen guter Bonität verharrte bei 44,5 Punkten, woran abzulesen ist, dass Investoren in dieser Anlageklasse keine Änderung ihrer Risiken sehen. Der I-Traxx-Cross-over, der für spekulative Hochzinsanleihen steht, ist hingegen um 2,5 auf 232,5 Punkte gestiegen. Dies signalisiert, dass bei diesen Produkten die Anleger ihre Risiken, die sie mit einem Engagement eingehen, etwas höher als in der Vorwoche beurteilen.

Die I-Traxx-Indizes bilden derivative Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps, CDS) ab, mit denen Investoren den möglichen Default von Unternehmensanleihen absichern.

I-Traxx Entwicklung gegenüber der Vorwoche:

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Belgien erfreut sich reger Nachfrage

In dieser Handelswoche konnten interessierte Investoren in den USA zwischen den üblichen Geldmarktpapieren für nominal 135 Mrd. USD und einer inflationsindexierten T-Notes für 13 Mrd. USD wählen. In der kommenden Woche werden neben den T-Bills auch wieder T-Notes mit einer Laufzeit von zwei, fünf und sieben Jahren angeboten.

In der Eurozone wurde am gestrigen Mittwoch entsprechend dem Emissionskalender die Anleihe der Bundesrepublik Deutschland mit Endfälligkeit in 2048 (110243) um 1,5 Mrd. € auf 5,5 Mrd. € aufgestockt. Im Rahmen des Tenders wurden Orders für insgesamt nominal 1,724 Mrd. € aufgegeben und die Zuteilung von 1,2614 Mrd. € erfolgte bei einer Durchschnittsrendite von +1,28 %. Zur Marktpflege behielt die Finanzagentur des Bundes allerdings 238,6 Mio. € zurück.

Aber auch andere Eurostaaten stellten Material zur Verfügung. So begab Belgien am Dienstag eine neue 10-jährige Anleihe (A19UST) im Volumen von 5 Mrd. € und zog somit eine für den 22. Januar geplante Auktion zeitlich vor. Insgesamt wurden allerdings Kauforders für nominal über 20 Mrd. € aufgegeben, was einen gewissen „Anlagenotstand“ vieler Investoren verdeutlicht. Bereits am Montag stockte die Slowakei zwei Altemissionen (A1ZUZV / 2027; A19D6Y / 2037) auf und am heutigen Tag werden mit jeweils drei Titeln Spanien (A19P6R / 2022 ; A19DZD / 2033; A18YZ6 / 2046) und Frankreich (A1HGEZ / 2024 ; A19DMN / 2028 ; A1ZKRV / 2030) diesem Beispiel folgen.

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Der Euro im Höhenflug

Einem guten Jahresauftakt für die europäische Gemeinschaftswährung sollten noch bessere Handelstage folgen. Trotz der verkürzten Handelswoche in den USA wegen des Feiertages zu Ehren von Martin Luther King zeigte sich das Währungspaar EUR-USD sehr volatil.

So konnte der Euro in den bislang wenigen Handelstagen im neuen Jahr gleich ein neues Dreijahreshoch markieren. Bereits am vergangenen Freitag stieg die Einheitswährung zeitweise bis auf 1,2218 USD nachdem bekannt wurde, dass es womöglich erneut zu einer großen Koalition kommen könnte. Diesen Schwung konnte der Euro auch in die neue Woche übertragen und stieg in der Folge bis auf 1,2323 USD, den höchsten Stand seit Ende 2014. Allerdings sorgten Aussagen von EZB-Vizepräsident Vitor Constancio für einen kleinen Dämpfer, dieser zeigte sich besorgt über den aktuellen Höhenflug des Euros. Daraufhin fiel dieser zum Greenback bis auf 1,2209 USD zurück. Heute Morgen handelt die gemeinsame Währung bei 1,2210 USD.

Auch die Entwicklung des Euros zum Schweizer Franken erreichte dieser Tage ein neues Dreijahreshoch. So stieg der Euro zu Wochenbeginn auf 1,18328 CHF und damit auf den höchsten Stand seit der Aufhebung des Mindestkurses von 1,20 CHF durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) Anfang 2015. Trotz dieser Kursentwicklung erklärte SNB-Präsident Thomas Jordan, der Franken sei auch weiterhin zu hoch bewertet. Zur Stunde handelt der Euro bei 1,1760 CHF.

Bei den Fremdwährungsanleihen standen in dieser Woche Anleihen auf südafrikanische Rand, türkische Lira und australische Dollar im Fokus, aber auch US-Dollar-Bonds werden nach wie vor verstärkt nachgefragt.

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Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten der Baader Bank

Rechtliche Hinweise/Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenskonflikten der Baader Bank AG:

http://www.baaderbank.de/disclaimer-und-umgang-mit-interessenskonflikten/

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