Kommentar
12:03 Uhr, 30.06.2005

Rückgang der Arbeitslosigkeit nicht konjunkturbedingt

1. Dem verstärkten Einsatz von Ein-Euro-Jobs und der günstigen Witterung im Juni ist es zu verdanken, dass die Anzahl der registrierten Arbeitslosen weiter zurückgegangen ist. Mit 4,704 Millionen arbeitslosen Personen (nichtsaisonbereinigt) wurde der Vormonatswert um 103 Tausend Personen unterschritten. Nach Ausschaltung der Saisoneinflüsse hat sich die Anzahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat um 23 Tausend Personen auf 4,86 Millionen verringert.

Die neuen Zahlen wirken auf den ersten Blick ermutigend und sind im Hinblick auf die schlechte Stimmungslage in Deutschland psychologisch wertvoll. Allerdings sind es eher die statistische Zuordnung und weniger die konjunkturelle Lage oder neu geschaffene Jobs in der Wirtschaft, die die Arbeitslosenzahlen beeinflussen. Passend hierzu ist die angekündigte Überprüfung der von den optierenden Gemeinden als erwerbsfähig und vor allem als dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden ALG-II-Empfänger zu sehen. Diese Personen werden von der Bundesagentur für Arbeit als registrierte Arbeitslosegezählt und auch „bezahlt“, das heißt, ehemalige Sozialhilfeempfänger, die in der Finanzobhut der Gemeinden standen, werden jetzt aus dem Haushalt der BA alimentiert. Die Überprüfung, so die Hoffnung, wird zu einer Abwärtskorrektur der registrierten Arbeitslosigkeit führen, da viele der gemeldeten Arbeitslosen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen – alleinerziehende Mütter, Behinderte, Kranke etc. So oder so, die Betroffenen sind arbeitslos, wenn auch nicht für die monatliche Statistik offiziell erfasst. Allerdings erscheint uns die ganze Debatte um die Statistik müßig. Das Problem der Massenarbeitslosigkeit in Deutschland ist eines der drängendsten, gegen das alle Maßnahmen bislang machtlos waren. Diese Tatsache wird man auch durch immer neues Herumschieben im Zahlenbahnhof nicht wegdefinieren können.

2. Die nichtsaisonbereinigte Arbeitslosenquote ist von 11,6 % im April auf 11,3 % im Mai zurückgegangen. Saisonbereinigt sank die Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 11,7 %.

3. Enttäuschend waren die heute vom Statistischen Bundesamt vorgelegten Erwerbstätigenzahlen für den Monat Mai. Der Zuwachs von saisonbereinigt vier Tausend Personen unterschritt unsere Erwartungen wie auch die des Marktes erheblich. Mit saisonbereinigt 38,989 Millionen Erwerbstätigen nach dem Inlandskonzept wird der Vorjahreswert um 139 Tausend Personen überschritten. Die Anzahl der durch die Telefonerhebung zum ILO-Erwerbsstatus ermittelten Erwerbslosen (nach dem Inländerkonzept) ist im Mai auf 3,97 Millionen nach 4,12 Millionen im April zurückgegangen. Die Erwerbslosenquote nach dem ILO-Konzept sank auf 9,3 %, nach 9,6 % im April.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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