Kommentar
13:59 Uhr, 15.10.2007

Rolling-Express-Bonus erstmalig auch im Fondsmantel

Wenn schon nicht gleich als Zertifikat, dann eben im abgeltungssteueroptimierten Fondsgewand, so oder so ähnlich dürfte die Intention des neuen noch bis zum 9. November 2007 zeichenbaren in Zusammenarbeit zwischen der Citibank und DWS entstandenen DWS Europa Bonus-Express Offensiv Fonds (DWSONE) sein. Denn was für Zertifikate ab dem Erwerbsdatum 15. März 2007 bereits abgeschafft wurde, gilt weiterhin für Fondsprodukte: Der Bestandsschutz, der es dem Anleger bis zur Einführung der Abgeltungssteuer am 1. Januar 2009 noch gestattet, auch langfristig ohne Steuerabzug bei Veräußerung in den Fonds „seines Vertrauens“ zu investieren. Erst ab diesem Datum schlägt auch hier die Steuerkeule unbarmherzig zu.

Was für Zertifikate-Investoren längst kein Buch mit sieben Siegeln mehr sein dürfte, mag für herkömmliche Fondsanleger möglicherweise noch ein wenig gewöhnungsbedürftig anmuten: Die dem neuen Fonds zugrunde liegende Express-Bonus-Struktur, die sich hier bei ihrer Erstausstattung wie folgt darstellt. Maximal fünf Jahre Laufzeit in Verbindung mit einer vorzeitigen jährlichen Fälligstellung des eingesetzten Kapitals incl. einer mindestens 10-prozentigen Bonuszahlung für jedes verstrichene Jahr. Für diese angestrebte Situation müssen während der Laufzeit allerdings zwei Voraussetzungen erfüllt sein. Zum einen darf der unterlegte Euro STOXX 50 Index zu keiner Zeit mehr als 30 Prozent verlieren und sollte gleichzeitig an einem der jährlichen Bewertungstage auf oder über seinem Fixingniveau bei Emission notieren, um eine vorzeitige Freisetzung des Nominals incl. der Bonuszahlung auszulösen. Da die Struktur nach oben hin unbegrenzt ist, kann das europäische Marktbarometer im Optimalfall sogar mehr als die für das jeweilige Jahr veranschlagte Zusatzzahlung erwirtschaften. Die Partizipation erfolgt dabei jeweils mit 95 Prozent an der entsprechenden Kursentwicklung des Index. Kommt es zu keiner vorzeitigen Fälligstellung, genügt es für eine vollständige Rückzahlung incl. dem Bonus von 50 Prozent aber dennoch, wenn der 30-prozentige Puffer bis zum letzten Stichtag nie verletzt wurde. Im Anschluss daran wird der wieder zur Verfügung stehende Kapitalstock automatisch in eine neue adäquate Bonusstruktur mit maximal fünf Jahren Laufzeit reinvestiert usw. Da die aktuelle Marktsituation zum Zeitpunkt der Wiederanlage allerdings nicht vorausgesehen werden kann, behält sich die DWS dabei entsprechende Anpassungen der Ausstattung, die wenigstens zwei Prozentpunkte über dem Geldmarktniveau liegen sollte, wie beispielsweise die Senkung der Partizipationsrate auf maximal 50 bzw. die Anhebung der Barriere auf bis zu 75 Prozent vor.

Soweit das erwünschte Szenario. Was passiert allerdings, wenn die Barriere während der Laufzeit gerissen wurde? In diesem Fall ist die Bonuschance zerstört und der Fonds partizipiert nur noch 1:1 an der Wertentwicklung des Index bis eine Wiederanlage in die nächste Bonusstruktur erfolgt. In ganz bestimmten Ausnahmefällen nach ganz massiven Kursverlusten am Ende in Verbindung mit einer Barrierenverletzung, besteht u.U. auch die Möglichkeit, dass keine neue Bonusstruktur mehr eingegangen und der Fonds in einen Aktienfonds umgewandelt wird.

Das neue thesaurierende Fondsprodukt ist aufgrund seiner relativ offensiven Ausstattung ausgerichtet auf den chancenorientierten Anleger, der sich bei aller Freude über die eingesparte Abgeltungssteuer aber immer bewusst sein sollte, das auch 30 Prozent Puffer im Index bei immerhin fünf Jahren Laufzeit keine absolute Sicherheit verkörpern muss. Die Konditionen bewegen sich mit vier Prozent Ausgabeaufschlag und einer jährlichen Kostenpauschale von 1,5 Prozent, die allerdings in den Kupon eingerechnet wird, im für Fonds üblichen Rahmen.

Armin Geier, BörseGo AG

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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