Kommentar
12:04 Uhr, 02.02.2010

Rohstoffe: Neuer Optimismus dank US-Konjunkturdaten

Energie: Unterstützt von positiven Konjunkturdaten aus den USA - der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe stieg im Januar auf den höchsten Stand seit 5 ½ Jahren - konnte der WTI-Ölpreis seit gestern um knapp 2,5% auf 75 USD je Barrel zu. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass die Ölnachfrage im weltgrößten Ölverbrauchsland demnächst anziehen könnte. Belastbare Zahlen als Beleg hierfür gibt es bislang noch nicht. So liegen die Lagerbestände an Rohöl und Ölprodukten weiterhin auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Der Ölpreis könnte heute Abend mit der Veröffentlichung der API-Lagerdaten wieder etwas unter Druck kommen, zumal bedingt durch die vorübergehende Schließung des Houston Ship Channel in der Vorwoche diesmal deutlich mehr Öl importiert worden sein sollte, was sich in einem Anstieg bei den Rohölvorräten niederschlagen dürfte. US-Präsident Obama hat unterdessen angekündigt, den Aufbau der strategischen Ölreserven (SPR) nicht weiter fortzuführen, da die Kapazitätsgrenze von 727 Millionen Barrel erreicht ist und das Niveau ausreichend sei, um unvorhergesehene Angebotsengpässe zu überbrücken. Allerdings sind die strategischen Reserven in den letzten sechs Monaten nur noch um 3 Mio. Barrel gestiegen. Die Ankündigung sollte daher keine nennenswerte Marktauswirkung haben, zumal gleichzeitig China seine Reserven derzeit ausbaut. Dazu passen Meldungen chinesischer Medien, wonach China in den kommenden Monaten 40% mehr Rohöl importieren könnte als vor einem Jahr. Obama will zudem ab dem kommenden Jahr Steuervergünstigungen für die Öl- und Gasförderung in Höhe von 36,5 Mrd. USD streichen, um erneuerbare Energien zu fördern und den CO2-Ausstoß zu senken. Dies könnte sich negativ auf die inländische Öl- und Gasproduktion auswirken. Das daraus resultierende geringere Angebot würde die Preise für Rohöl und Erdgas langfristig unterstützen.

Edelmetalle: Der Goldpreis profitiert von einem schwächeren US-Dollar und steigt um über 2% auf 1.105 USD je Feinunze. Damit kann Gold ebenfalls die psychologisch wichtige Marke von 1.100 USD je Feinunze wieder zurückerobern. Auch in Euro gerechnet kann der Goldpreis zulegen und notiert mit 792 EUR je Feinunze nur knapp unter seinem Allzeithoch. Generell betrachtet hält sich der Goldpreis angesichts der USD-Stärke in den Tagen zuvor sehr gut. Preise unter der Marke von 1.100 USD je Feinunze locken offensichtlich Käufer an, die dieses Niveau als attraktive Einstiegsgelegenheit betrachten. Begünstigt wurde der jüngste Goldpreisanstieg auch durch Aussagen von Mitgliedern der südafrikanischen Regierungspartei ANC, wonach die Minen des Landes nationalisiert werden sollten. Auch wenn die Bergbauministerin dies umgehend dementierte, überwogen die Befürchtungen über eines im Zuge dessen niedrigeren Angebots. Hinzu kam die Anküdigung des staatlichen südafrikanischen Stromversorgers Eskom, den Strompreis in den nächsten drei Jahren um 35% anheben zu wollen, was zur Schließung von einigen Minen aufgrund steigender Produktionskosten führen könnte.

Industriemetalle: Heute geben die Metallpreise bereits wieder nach. Befürchtungen einer wirtschaftlichen Überhitzung in China wurden durch den überraschenden Beschluss der australischen Zentralbank (RBA) verstärkt, die Zinsen vorerst nicht weiter anzuheben. Offensichtlich befürchtet die RBA, dass die jüngsten restriktiven Maßnahmen in China zu einer Abkühlung der dortigen Wirtschaft führen, wodurch auch die Rohstoffnachfrage beeinträchtigt würde. Australien exportiert vor allem Eisenerz und Kohle nach China. Der Nickelpreis verlor gestern entgegen dem positiven Markttrend mehr als 2,5%, nachdem sich Xstrata mit seinen Arbeitern im kanadischen Minenkomplex Sudbury auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt hat. Der alte Tarifvertrag war in der Nacht zum Montag ausgelaufen, wodurch Befürchtungen aufkamen, dass es zu Arbeitsniederlegungen und Produktionsausfällen kommt. Im selben Ort werden bereits seit mehr als sechs Monaten die Produktionsstätten von Vale Inco bestreikt, die eine Kapazität von 160 Tsd. Tonnen p.a. aufweisen und für gut 10% der weltweiten Minenproduktion stehen. Im Einklang mit den anderen Metallen erwarten wir im Hinblick auf das chinesische Neujahr, das am 14. Februar beginnt und eine Woche dauert, weiter nachgebende Nickelpreise. Während dieser Zeit werden die Fabriken in China geschlossen, so dass auch die Nachfrage nach den Rohmaterialien deutlich abnimmt.

Agrarrohstoffe: Der Rohzuckerpreis ist gestern zwischenzeitlich auf ein 29-Jahreshoch von 30,4 US-Cents je Pfund gestiegen, konnte dieses Niveau jedoch nicht halten und hat deutlich unter der Marke von 30 US-Cents geschlossen. Wir sehen für den Zuckerpreis weiterhin Aufwärtspotenzial. Für das im Mai beginnende Erntejahr 2010/11 rechnet das auf Zucker und Biokraftstoffe spezialisierte brasilianische Beratungsunternehmen Datagro zwar mit einem Anstieg des brasilianischen Zuckerexportüberschusses um 15% auf 25,1 Mio. Tonnen. Die Zuckerrohrverarbeitung in der wichtigsten Anbauregion Center-South soll am oberen Ende der Spanne von 565-590 Mio. Tonnen liegen. Diese Schätzungen könnten sich als zu hoch erweisen. Denn gleichzeitig warnt Datagro, dass aufgrund von Pilzbefall infolge der kräftigen und anhaltenden Regenfälle die Zuckerproduktion in der wichtigen brasilianischen Anbauregion Center-South um bis zu 2,2% niedriger ausfallen könnte. Die Kakaolieferungen in die Häfen der Elfenbeinküste haben sich in der Woche zum 24. Januar auf 23.161 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr mehr als halbiert. Seit Beginn des Erntejahres im Oktober belaufen sich die Lieferungen auf 759.409 Tonnen, liegen damit aber noch immer 11,5% über dem Vorjahresniveau. Das Produktionsvolumen von 1,2 Mio. Tonnen sollte somit mindestens erreicht werden, selbst wenn die Lieferungen in den kommenden Wochen weiter zurückgehen.

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Quelle: Commerzbank

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