Kommentar
16:00 Uhr, 23.06.2021

Rohstoffe: Die zweite Chance

China setzt seine Interventionen auf dem Rohstoffmarkt fort. Anleger bekommen eine zweite Chance, am Rohstoffboom zu partizipieren.

China sagt zwar seit vielen Jahren, dass es dem Markt mehr Spielraum einräumen will, sei es bei der Währung oder dem Kapitalverkehr, doch wenn es ernst wird, sind die guten Vorsätze vergessen. Aus westlicher Sicht ist das nicht nachvollziehbar. Man stelle sich vor, die Bundesbank würde intervenieren, weil sie den Aktienmarkt für überbewertet hält… Genau solche Interventionen finden in China statt. Der Aktienmarkt erlebt daher mehrere schnelle Boom-Bust-Zyklen. Aktuell ist es nicht der Aktienmarkt, sondern der Rohstoffmarkt, der an der Reihe ist. Rohstoffpreise sind rasant gestiegen. Vor einem Jahr war eine Tonne Eisenerz noch für weniger als 80 Dollar zu haben. Im Mai waren es über 200 Dollar. Das sorgt für Inflation. Im Gegensatz zu vielen anderen Notenbanken, sehnt sich China keine höhere Inflation herbei. Es will auch keine Deflation, aber hohe Preisvolatilität ist tabu.

Daher wurde zunächst verbal interveniert. Der Eisenerzpreis fiel daraufhin deutlich (Grafik 1).


Inzwischen ist vom Erfolg der Intervention nicht mehr viel übrig. Daher kommt es nun zu einer zweiten Runde an Interventionen. Diesmal trifft es vor allem Kupfer. China will staatliche Reserven auf den Markt werfen, um den Preis zu drücken. Vorerst scheint das zu gelingen (Grafik 2). Der Kupferpreis fällt.

Der Preis begann allerdings schon vor Pekings Intervention zu fallen. Der Rückgang hat sich nun lediglich beschleunigt. Eine gewisse Abkühlung des Marktes ist nicht schlecht. Langfristig betrachtet sind Industriemetalle stark überkauft (Grafik 3). Preise stiegen fast senkrecht an und ein solcher Trend kann nicht ewig anhalten.


Die Nachfrage nach Industriemetallen ist hoch. Die Rally ist nicht nur heiße Luft und Spekulationswut. Genau das vermutete Peking. Händler müssen nun ihre Positionen auf dem Terminmarkt offenlegen. So soll übermäßige Spekulation verhindert werden.

Das kann den Preis kurzfristig abkühlen. Man kann ja nicht behaupten, dass es überhaupt keine Spekulation gäbe. Grundsätzlich aber steigt der Preis, weil die Nachfrage hoch ist. In vielen Regionen findet ein Bauboom statt. Dieser Boom ist auch nicht gleich morgen wieder Geschichte.


In den USA und Europa werden Infrastrukturprogramme aufgelegt. Diese werden über viele Jahre dauern und die Nachfrage stützen. Gleichzeitig sind die Förderkapazitäten begrenzt. Bei Kupfer kommt noch ein erhöhter Bedarf durch Elektromobilität hinzu. Kupfer wird in diesem Jahrzehnt tendenziell im Angebotsdefizit sein.

Der aktuelle Preisrückgang ist daher gerade bei Kupfer interessant. Möglicherweise ist es noch zu früh, sofort zu kaufen. Die Aktien von Kupferproduzenten wie FreeportMcMoRan und Southern Copper sind inzwischen 25-30 % zurückgekommen. Damit ist die Bewertung dieser Unternehmen wieder attraktiv. Es lohnt sich möglicherweise, Geduld zu bewahren. Die Korrektur bei den Metallen kann weitergehen. Entsprechend sind auch die Aktien dann noch günstiger zu haben. Persönlich habe ich eine kleine Position in Southern Copper aufgebaut. Der investierte Betrag liegt bisher nur bei einem Drittel der angestrebten Positionsgröße.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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