Kommentar
11:14 Uhr, 13.02.2008

Rohstoff-Report Update: So geht es weiter bei Gold, Öl und Weizen

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Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

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Viel Spaß beim Lesen!

Ihr Jochen Stanzl
Chefredakteur des Rohstoff-Report

Erdöl: Der Ölpreis entwich in der letzten Woche seiner Lethargie und verteuerte sich kräftig. Das Bewegungshoch lag bei 94,67 Dollar, das Tief vom Donnerstag letzter Woche bei 86,22 Dollar – das entspricht einem Preissprung um 8,45 Dollar vom Tief zum Hoch.

Auch wenn es in den letzten Wochen, in dem der Ölpreis von 100 Dollar bis auf 85 Dollar konsolidierte, nicht den Anschein hatte, dass ein so schneller Preissprung möglich ist, zeigt dieser doch, wie angespannt die Lage weiterhin ist. Der Ölmarkt befindet sich in einem nachfrageinduzierten Preisschock, ausgelöst durch die immer weiter auseinander klaffende Schere zwischen Angebot und Nachfrage in den Schwellenländern China und Indien sowie den USA und Europa. Schon seit Jahren geht in wichtigen Produktionsländern die Ölproduktion zurück, während die Nachfrage angesichts des kräftigen Wirtschaftswachstums auf globaler Ebene so schnell steigt, wie nie zuvor.

Damit gewinnen die OPEC-Länder immer mehr an Bedeutung, da hier die größten Ölreserven der Erde lagern und da von der OPEC auch die verlässlichsten Lieferungen für die Industrieländer im Westen stammen. Wenn die OPEC dann in aller Öffentlichkeit darüber nachdenkt, die Produktionsquoten zur Stützung der Ölpreise zu senken, dann bewirkt dies nichts anderes, als dass der Ölpreis steigt.

Hinzu kommt, dass die Produktion einer Ölplattform in der Nordsee gestoppt werden musste, während in dem wichtigen Ölexportland Nigeria neue Unruhen die Hoffnungen der Spekulanten darüber bestärkten, dass es bald zu neue Produktionsausfälle nach Anschlägen kommen wird. Gerade die Spekulanten sind daher wieder in den Ölpreis zurückgekehrt. Ihre Risikoaversion ist gesunken, da auch von Seiten der Aktienmärkte wieder mehr Stabilität zu sehen ist.

Jedoch darf nicht vergessen werden, dass der Ölmarkt angesichts einer sich abschwächenden Wirtschaftsleistung in den USA und mit Zeitverzögerung wohl auch in Europa nicht gegen eine sich fortsetzende Konsolidierung gefeit sein wird. Kein Zweifel: Auch wenn die Wirtschaft in den USA sich abschwächt, die chinesische Nachfrage wird weiter steigen. Doch die Auswirkungen der Ölvorräte in den OECD-Ländern haben eine direkte und spürbare Auswirkung auf die Preise in New York und London. Wenn diese sich von dem aktuellen niedrigen Niveau erholen, und ein Nachfragerückgang im Zuge einer Konjunkturabkühlung könnte dazu die Möglichkeit bieten, würde dies den Ölpreis zwangsläufig unter Druck bringen. Das Abwärtsrisiko des Ölpreises darf daher nicht vergessen werden. Wir halten einen direkten Preisanstieg im aktuellen Umfeld auf 100 Dollar und darüber für weniger wahrscheinlich und präferieren zunächst eine Konsolidierung bis auf 75-80 Dollar.

Gold: Der Goldpreis kann angesichts der fortgesetzten Schwäche des US-Dollars, aber auch durch eine neue Welle von Fondskäufen seinen Anstieg fortsetzen. Die Angst vor einer Rezession und damit einhergehende Sicherheitsverkäufe von spekulativen Anlegern hatten den Goldpreis zunächst unter Druck gesetzt. In den ersten Februartagen fiel der Preis daher um 5,8% oder 54 Dollar von 936 auf 884 Dollar. Wie auch schon in der Korrektur Mitte Januar, als der Goldpreis von 914 auf 850 Dollar gefallen ist, standen zu den günstigen Preisen wieder neue Käufer parat, die beherzt zugriffen.

Der US-Dollar könnte sich nun direkt weiter abschwächen. Eine weitere Zinssenkung in den USA wird erwartet, und neue Daten in den nächsten Wochen dürften eher durch die Nachwehen des Aktienmarktcrashs (Verbrauchervertrauen) sowie durch die anhaltenden Probleme im Finanzsektor geprägt sein. Der Bruch der 80-Dollar-Marke im US-Dollar-Index läutete eine weitere Abwärtsbewegung im US-Dollar ein. Der jetzt laufende Test der Widerstandszone bei 77-78 Indexpunkten dürfte sich schnell in Wohlgefallen auflösen, wenn weitere schlechte Wirtschaftsdaten aus den USA erscheinen und die Notenbank ihre Zinssenkungen weiter fortsetzt. Das wird den Goldpreis weiter stützen. Wir sehen die Wahrscheinlichkeit als erhöht an, dass der Goldpreis noch im ersten Quartal auf ein neues Bewegungshoch über die 836,80-Dollar-Marke ansteigen wird.

Getreide Weizen und Sojabohnen: Die Nachrichtenlage spricht für Weizen. War Mitte/Ende Januar noch aus Indien, Australien und Südamerika zu hören, dass die dortigen Regierungen eine Erholung der Ernte in diesem Jahr erwarten, scheint das Wetter erneut nicht mitzuspielen. Das lockt neue Käufer an, insbesondere Fonds, die abseits der schwach tendierenden Aktienmärkte eine hohe Rendite im Rohstoffsektor suchen.

Die Investitionssumme, die in der letzten Woche in Agrarrohstoff-Indizes strömte, hat sich laut einer Schätzung der UBS gegenüber der letzten Woche auf 1,5 Milliarden Dollar verdoppelt. „Die Investitionssumme erklärt einen Teil der Stärke, die in allen Rohstoffen in der letzten Woche zu beobachten war“, sagt Robin Bhar, Analyst bei der UBS. Die Investitionssumme in Rohstoffindizes stieg im letzten Jahr um ein Drittel auf eine Gesamtsumme von 175 Milliarden Dollar.

Auch das US-Landwirtschaftsministerium USDA spielt bei der positiven Haltung der Fonds und Spekulanten eine Rolle. Das USDA prognostizierte für dieses Jahr höhere Exporte von Weizen und Sojabohnen in den USA und in Folge dessen einen Rückgang der Jahresendbestände in den Lagerhallen. Die Weizenexporte werden den Prognosen nach 1,2 Milliarden Scheffel und damit den höchsten Stand seit 12 Jahren erreichen. Die Sojaexporte sollen auf 1,005 Milliarden Scheffel anwachsen. Dieser Wert liegt nur 113 Millionen Scheffel unter dem Rekordwert aus dem Vorjahr.

Die Jahresendbestände bei Sojabohnen werden bei nur noch 160 Millionen Scheffeln prognostiziert, das sind nur noch 5,3% der erwarteten Nachfrage. Auf Basis dieses Prozentsatzes sind die Sojabestände in den USA nun auf den niedrigsten Stand seit 35 Jahren gefallen. Die Weizenbestände werden auf 272 Millionen Scheffel fallen, das ist der niedrigste Stand seit 33 Jahren.

Aluminium: Der Aluminiumpreis konsolidierte in der letzten Woche auf hohem Niveau seitwärts. Die Schneestürme in China haben dazu geführt, dass die dortige Produktion in diesem Jahr deutlich zurückgehen wird. Nach Schätzungen von Standard Chartered haben sich daher die Preisaussichten für Aluminium aufgehellt. Die Analysten erhöhen das Kursziel um 9,6%. Der Aluminiumpreis werde in diesem Jahr im Schnitt 2625 Dollar kosten, das alte Kursziel lag noch bei 2395 Dollar. Die chinesische Aluminiumproduktion werde sich in 2008 nach Ansicht der Analysten nur noch um 18% ausweiten, die Rate im Vorjahr habe 32% betragen. Grund für den Rückgang des Produktionswachstums seien die Schneestürme, welche die Produktion in den Ballungsregionen zum Erliegen brachten.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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