Rohöl: WTI trotz Sturm und Turbulenzen unter 70 USD
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1. Der Aufbau der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 1,9 Mio. Barrels kam als positive Überraschung (Bloomberg-Median: -2,75 Mio. Barrels). Die Benzinvorräte wurden hingegen mit 5,7 Mio. Barrels massiv abgebaut, viel stärker als erwartet (Bloomberg-Median: -0,8 Mio. Barrels).
Zum Benzinlagerabbau hat ein kräftiges Plus der Benzinnachfrage um 2 % im Vergleich zur Vorwoche beigetragen. In der 33. Kalenderwoche hatten sich viele US-Amerikaner in den Küstenregionen vom Golf von Mexiko auf den Weg ins Landesinnere gemacht, um vor Hurrikan „Dean“ zu flüchten, als noch nicht klar war, ob die Region betroffen werden würde. Dies kann eine Erklärung für den sprunghaften Anstieg der Benzinnachfrage liefern. Zugleich waren auch die Produktimporte in der entsprechenden Woche leicht rückläufig. Die Kapazitätsauslastung der US-Ölraffinieren ging mit 0,2 Prozentpunkten auf 91,6 % leicht zurück. Die Heizöl- und Diesellager wurden um 1,4 Mio. Barrels aufgefüllt (Bloomberg-Median: 0,85 Mio. Barrels).
2. Hurrikan „Dean“ hielt die Ölmärkte in den letzten Tagen in Atem. Bevor „Dean“ gestern die mexikanische Halbinsel Yukatan erreicht hatte, war er bis zum Hurrikan der Kategorie 5, der höchsten Stufe auf der Skala (wie auch der verheerende Hurrikan„Katrina“ im Jahr 2005), angewachsen. Beim Überqueren des Festlandes schwächte er sich wieder auf Kategorie 1 ab und zog anschließend in der Bucht von Campeche an den mexikanischen Offshore-Ölförderanlagen vorbei, ohne dass nennenswerte Schäden entstanden sind. Aufgrund von Evakuierungsmaßnahmen auf den Bohrinseln – u.a. wurde das drittgrößte Ölfeld der Welt „Cantarell“ stillgelegt – fallen jedoch derzeit 2,5 Mio. Barrels täglich an mexikanischer Ölproduktion aus. In der Summe dürften in Mexiko durch „Dean“ ca. 10 Mio. Barrels weniger Rohöl gefördert werden. Das entspricht beinahe der Dreitagesproduktion von ganz Mexiko, dem fünftwichtigsten Rohölförderland der Welt. Mexiko ist auch der drittwichtigste Öllieferant für die USA, die ca. 15 % ihrer Rohölimporte aus dem südlichen Nachbarland beziehen. Für den Ausfall der mexikanischen Ölimporte wurde in den USA, falls es notwendig werden sollte, das Anzapfen der strategischen Rohölreserven in Aussicht gestellt. Auf dem Weltmarkt für Öl dürfte Hurrikan „Dean“ aber zu keiner nennenswerten Preissteigerung führen. Im Gegenteil, nachdem bekannt wurde, dass „Dean“ die US-amerikanischen Ölförderanlagen im Golf von Mexiko nicht tangieren würde, da diese viel nördlicher von der Route von „Dean“ liegen, reagierte der Markt mit Erleichterung, der Ölpreis gab Anfang der Woche nach. Als absehbar war, dass auch die mexikanischen Ölförderanlagen kaum mit Schäden rechnen müssten, sank der Ölpreis erneut. Zuletzt befand sich die Notierung für WTI unterhalb der 70 USDollar- Marke. Kurzfristig könnte der Ölpreis zwar unter dieser Marke verbleiben, oder gar weiter fallen, doch auf Sicht der kommenden Wochen rechnen wir nicht mit Ölpreisen, die deutlich und dauerhaft unter 70 US-Dollar liegen. Erst im Herbst dürfte sich der Ölmarkt von der fundamentalen Seite her etwas entspannen und der Ölpreis nachhaltig zurückgehen. Das Hurrikansrisiko bleibt freilich bis zum Ende der Hurrikansaison im November akut.
3. Die Netto-Long-Positionierung der Rohölspekulanten an der New York Mercantile Exchange (NYMEX) hat sich von den Rekordniveaus der vergangenen Wochen entfernt. Es wurde in der Woche bis einschließlich 14. August in gut 80 Tausend Kontrakten mehr auf steigende als auf fallende Ölpreise gewettet. Zwei Wochen zuvor waren die Long-Positionen noch mit mehr als 120 Tausend Kontrakten in der Überzahl gegenüber den Short-Positionen. Nicht nur, dass die Spekulanten im Zuge der Finanzmarktturbulenzen mit einer schwächer ausgeprägten Mehrheit an steigende Rohölpreise glauben, es wurde insgesamt einiges an Rohölpositionen aufgelöst und somit Finanzmittel dem Rohölmarkt entzogen. Allein in der Woche vom 7.- 14. August ging das Gesamtvolumen der Rohöltransaktionen an der NYMEX um 5,3 % gegenüber der Vorwoche zurück. Bei den spekulativen Transaktionen wurden 5,1 % der Finanzmittel im Vergleich zur Vorwoche entzogen. Aufgrund der anhaltenden Unsicherheit und der Turbulenzen an den Märkten ist davon auszugehen, dass auch in der laufenden Woche weitere Liquidität aus dem Ölmarkt entweicht und dass die Netto-Long-Positionen der nicht-kommerziellen Händler weiter abgebaut werden. In der Tendenz übt dies einen Abwärtsdruck auf den Rohölpreis aus.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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