Kommentar
18:17 Uhr, 06.02.2008

Rohöl: Schwache US-Nachfrage lässt Vorräte nach oben schießen

1. Es geht hoffnungsvoll weiter bei den US-Lagerbeständen. Die Rohölvorräte wurden in der vergangenen Woche um 7,1 Mio. Barrels aufgestockt (Bloomberg-Median: 2,6 Mio. Barrels). Dies ist der stärkste wöchentliche Aufbau seit März 2004. Die anhaltend schwachen US-Nachfragedaten deuten darauf hin, dass sich der starke Aufbautrend bei den Ölvorräten auch in den kommenden Wochen fortsetzten wird. Die Benzinlager erreichten mit einem erneuten kräftigen Aufbau um 3,6 Mio. Barrels ein durchaus komfortables Niveau (Bloomberg-Median: 1,9 Mio. Barrels). Hier – wie auch bei Rohöl – befindet sich die USNachfrage unter ihrem 5-Jahresdurchschnitt und stützt den Lageraufbau. Ungünstig ist hingegen der erneute Rückgang der Kapazitätsauslastung der Raffinerien um 0,6 Prozentpunkte auf recht niedrige 84,3 %. In der vergangenen Woche trotzten schließlich auch die Heizöl- und Dieselvorräte mit einem Aufbau um 0,1 Mio. Barrels ihrem saisonüblichen Abwärtstrend (Bloomberg-Median: -2,1 Mio. Barrels).

2. Wie gewonnen, so zerronnen: Der Rohölpreis für die Sorte WTI verlor in der vergangenen Woche die 4 USDollar, die er in der Woche zuvor zugelegt hatte. Die Entscheidung der OPEC-Länder am vergangenen Freitag, die Förderquoten unverändert zu lassen, ist aufgrund der schlechten Konjunkturnachrichten aus den USA beinahe untergegangen. Der US-Arbeitsmarktbericht und der Einkaufsmanagerindex für das nichtverarbeitende Gewerbe lassen eine US-Rezession in greifbare Nähe rücken. Vor diesem Hintergrund ist es bemerkenswert, dass der Ölpreis (WTI) bei 87 US-Dollar zunächst einmal den temporären Tiefpunkt markiert hat. Die anhaltende schlechte Witterung in China scheint eine vorübergehende Veränderung bei der Energieversorgungsstruktur hervorzurufen, wenngleich die Auswirkungen auf den Ölpreis bislang kaum abschätzbar sind. Offiziellen Angaben zufolge werden vielfach mobile dieselbetriebene Generatoren zur Stromerzeugung eingesetzt, sodass zumindest kurzfristig mit einem deutlichen Anstieg der Dieselimporte gerechnet werden muss.

3. Die vergangene Woche brachte keine große Änderung bei der Positionierung der Spekulanten. Sie reduzierten ihre Netto-Long-Positionen nur geringfügig, was im Einklang stand mit dem nur sehr leichten Rückgang des Ölpreises in dieser Zeit um 20 US-Cents auf 90,2 US-Dollar. Für die laufende Woche erwarten wir eine ähnliche Entwicklung mit einem nur moderaten Abbau der Netto-Long-Positionen. Aufgrund der zunehmenden Rezessionswahrscheinlichkeit für die US-Wirtschaft ist jedoch nicht auszuschließen, dass sich die nicht-kommerziellen Händler in den kommenden Wochen sogar wieder mehrheitlich bärisch (also netto-short) positionieren werden.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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