Rohöl: Lagerbestände von nachrangiger Bedeutung
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1. Die Öllagerbestände in den USA entwickelten sich in der vergangenen Woche wieder einmal vollkommen anders als prognostiziert. Die Rohöllagerbestände sanken erneut, wenngleich nur um 322.000 Barrels gegenüber der Vorwoche. Erwartet wurde ein Anstieg um 1 Mio. Barrels. Der Rückgang vollzog sich trotz eines kräftigen Anstiegs der Importtätigkeit. In der vergangenen Woche stiegen die täglichen Rohölimporte um 700.000 Barrels. Das Plus bei den Benzinlagerbeständen fiel hingegen mit 3,5 Mio. Barrels sehr hoch aus. Die von Bloomberg befragten Analysten hatten mit einem Rückgang um -250.000 Barrels gerechnet. Auch bei den Diesel- und Heizöllagerbeständen wurde von den befragten Analysten nicht einmal das Vorzeichen richtig getroffen. Ein Rückgang um 500.000 Barrels war prognostiziert worden, ein Plus von 820.000 Barrels wurde realisiert.
Interessant an der Entwicklung der Produktlagerbestände ist die Tatsache, dass der Anstieg nicht überwiegend auf eine schwache Nachfrage aufgrund der hohen Preise zurückzuführen ist. Das Plus resultiert vielmehr aus Produktimporten auf absoluten Rekordniveaus, was ein Zeichen dafür ist, dass sich die USA kräftig auf dem europäischen Markt eingedeckt haben. Außerdem befindet sich die Benzinproduktion mittlerweile wieder auf ähnlichen Niveaus wie vor Hurrikan Katrina. Immer noch deutlich unter den Vor-Hurrikan-Produktionsniveaus liegt hingegen die Produktion von Diesel und Heizöl, was nicht überrascht, wenn man bedenkt, dass weiterhin 5 % der gesamten US-amerikanischen Raffineriekapazitäten aufgrund der Hurrikann-Schäden fehlen. Die Kapazitätsauslastung stieg im Vergleich zur Vorwoche um 3,51 Prozentpunkte. Nach den bereits begonnenen Evakuierungen aufgrund von Hurrikan Rita dürfte bereits in der nächsten Woche wieder mit Rückgängen bei den Lagerbeständen und der Kapazitätsauslastung zu rechnen sein.
2. Den Ölmarkt ließen die heutigen positiven Daten aber dennoch recht unberührt, denn dort richtet sich die volle Aufmerksamkeit bereits wieder auf den nächsten Hurrikan namens Rita. Auch wenn es nahezu unmöglich ist, zu prognostizieren, welchen Weg Rita in den nächsten Tagen einschlagen wird, so besteht doch ein erhebliches Risiko, dass erneut die wichtigen Ölfördergebiete sowie die Raffineriezentren am und im Golf von Mexiko getroffen werden. Nach derzeitigen Prognosen des National Hurricane Center könnte der Hurrikan am Samstag Morgen an der texanische Golfküste auf Land treffen. Diese Region ist, was die Raffineriekapazitäten betrifft, die mit Abstand wichtigste Region der USA. Texas allein verfügt über 26 Raffinerien, was in etwa einem Viertel der gesamten Raffineriekapazitäten der USA entspricht. Nur zum Vergleich: Die drei durch Katrina getroffenen Bundesstaaten (Alabama, Louisiana und Mississippi) verfügen zusammen über knapp 18 % der US-amerikanischen Raffineriekapazitäten. Durch Katrina sind damals zwischenzeitlich 10 % der gesamten US-Raffineriekapazitäten ausgefallen. Immer noch sind vier Raffinerien abgeschaltet, die zusammen 5 % der gesamten Raffineriekapazitäten ausmachen. Die Stärke von Rita wird bereits jetzt mit jener von Katrina verglichen. Dementsprechend verständlich ist die aktuelle Panik am Ölmarkt. Ähnlich umfangreiche Ausfälle wie nach Katrina wären in der aktuellen Situation fatal.
Was die weitere Preisentwicklung betrifft, so wird diese in sehr engem Zusammenhang mit dem weiteren Verlauf von Hurrikan Rita stehen. Sollte die Wahrscheinlichkeit steigen, dass wichtige Förderund Produktionsregionen getroffen werden, so ist vor dem Wochenende mit weiteren deutlichen Preisanstiegen zu rechnen. Dabei dürften diese bei den Produkten noch stärker ausfallen als bei Rohöl selbst. Sollte sich abzeichnen, dass der Hurrikan einen für die Ölindustrie weniger gefährlichen Weg einschlägt, wird sich die Lage an der Preisfront wieder etwas entspannen. Die Preise dürften dann wieder in die Region von 60 bis 65 US-Dollar pro Barrel fallen. Sollten sich allerdings ähnliche Schäden wie nach Hurrikan Katrina abzeichnen, muss man am Ölmarkt erneut mit panikartigen Käufen rechnen.
3. Die spekulativen Positionen an der New York Mercantile Exchange (NYMEX) haben in der vergangenen Woche ins Negative gedreht, d.h. die Mehrheit der Spekulanten setzte auf fallende Preise. Auch wenn sich das in den vergangenen Tagen mit Sicherheit wieder geändert hat, so gibt dies doch einen guten Anhaltspunkt für das zukünftige Abwärtspotenzial bei der Ölpreisentwicklung. Trotz Netto-Short-Positionen notierte der Preis immer noch deutlich über der 60-Dollar-Marke.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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