Kommentar
19:08 Uhr, 23.02.2006

Rohöl: Lagerbestände im Rahmen der Erwartungen<br />

1. Die Öllagerbestände in den USA entwickelten sich in der Vorwoche weitestgehend wie erwartet. Die Rohöllagerbestände stiegen mit 1,1 Mio. Barrels nur unwesentlich schwächer als dies von den von Bloomberg befragten Analysten prognostiziert wurde (Bloomberg-Median: 1,2 Mio. Barrels). Bei den Benzinlagerbeständen scheint die Phase des ungewöhnlich starken Aufbaus langsam ihr Ende gefunden zu haben. Hier war im Vergleich zur Vorwoche nur noch ein Plus von 189.000 Barrels zu verzeichnen (Bloomberg- Median: 1,0 Mio. Barrels). Der Rückgang der Heizöl- und Diesellagerbestände fiel mit -1,3 Mio. Barrels etwas schwächer aus als erwartet (Bloomberg-Median: -1,5 Mio. Barrels).

Die Kapazitätsauslastung legte im Vergleich zur Vorwoche um 0,56 Prozentpunkte zu. Die Importtätigkeit gab in der vergangenen Woche leicht nach. Sowohl bei den Rohöl- als auch bei den Produktimporten waren leichte Rückgänge zu verzeichnen. Die Nachfrage wächst währenddessen ungemindert weiter. In allen wichtigen Kategorien waren deutliche Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen.

2. Der kräftige Aufbau der Benzinlagerbestände scheint langsam sein Ende zu finden. Dies verwundert nicht. Einerseits hat sich das Arbitrage-Fenster auf der Importseite mehr oder weniger geschlossen. Andererseits dürfte die negative Margenentwicklung der jüngsten Vergangenheit ebenfalls dazu beitragen, dass die Benzinproduktion weiter zurückgefahren wird.

Zudem wurde gestern eine Studie des Department of Energy (DOE) veröffentlicht, in der es sich mit der Problematik rund um die von einigen Unternehmen angekündigte Einstellung der Verwendung des Kraftstoffzusatzes MTBE bei der Benzinherstellung beschäftigt. Die meisten Unternehmen werden bis zur bevorstehenden Driving Season im Sommer dazu übergehen, MTBE durch Ethanol zu ersetzen. Das DOE sieht dadurch für die Sommermonate ein erhöhtes Risiko von lokalen Angebotsengpässen und folglich erhöhte Preisvolatilität. Sie begründet dies unter anderem mit einem Verlust an Produktionskapazitäten (aufgrund der unterschiedlichen physikalischen und chemischen Eigenschaften von MTBE und Ethanol). Hinzu kommt, dass es zu Engpässen bei der Verfügbarkeit von Ethanol kommen dürfte, da die Ethanolproduktion bereits jetzt an ihre Kapazitätsgrenzen stößt und die zu erwartende zusätzliche Nachfrage kurzfristig kaum gedeckt werden kann (derzeitige Produktion: 275.000 bbl/d; zu erwartende zusätzliche Nachfrage: 130.000 bbl/d). Schließlich dürften auch noch der Transport und die Lagerung von Ethanol eine große Herausforderung darstellen. Langer Rede kurzer Sinn, trotz der derzeit komfortablen Benzinlagerbestände besteht weiterhin ein beachtliches Risiko, dass sich die Lage in den nächsten Monaten wieder ähnlich stark zuspitzt wie bereits in den vergangenen beiden Jahren. Die Konsequenz wäre eine erhöhte Preisvolatilität nicht nur bei den Benzinpreisen selbst, sondern vermutlich auch bei den Preisen für qualitativ höherwertigere Rohölsorten.

3. Die Spekulanten an der New York Mercantile Exchange haben in der vergangenen Woche wieder deutliche Netto Short-Positionen aufgebaut, was angesichts der deutlichen Preisrückgänge zu erwarten war. In den vergangenen Tagen dürften die Anschläge in Nigeria, die zu einem Ausfall von 20 % der nigerianischen Ölproduktion geführt haben, allerdings wieder zur Schließung einiger Short Positionen beigetragen haben.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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