Kommentar
09:15 Uhr, 26.06.2008

Rohöl: Im Osten nichts Neues

1. Nach fünf aufeinander folgenden Rückgängen wurden die US-Rohölvorräte in der vergangenen Woche das erste Mal wieder um 0,8 Mio. Barrels geringfügig aufgestockt (Bloomberg-Median: -1,1 Mio. Barrels). Angesichts der niedrigen Auslastung der US-Ölraffinerien und der schwachen Ölnachfrage ist es gut möglich, dass nunmehr ein leichter Aufwärtstrend bei den Öllagerbeständen einkehrt. Die Kapazitätsauslastung der Raffinerien ist in der vergangenen Woche um 0,7 Prozentpunkte zurückgegangen und liegt mit 88,6 % auf einem 18-Jahrestief in einer 25. Kalenderwoche. Die Benzinlagerbestände bewegen sich seit einigen Wochen auf einem akzeptablen Niveau seitwärts, zuletzt mit einem leichten Minus von 0,2 Mio. Barrels (Bloomberg-Median: 0,0 Mio. Barrels). Schließlich bleibt die Entwicklung bei den Heizöl- und Diesellagern mit einem Aufbau um 2,8 Mio. Barrels unspektakulär (Bloomberg-Median: 2,0 Mio. Barrels).

2. Das Treffen am Sonntag in Dschidda zwischen Ölkonsumentenländern und Förderstaaten sowie Weltkonzernen aus der Energiebranche brachte erwartungsgemäß keine Entspannung beim Ölpreis. Saudi- Arabien bestätigte zwar eine Fördermengenerhöhung ab Juli um täglich 200 Tausend Barrels. Doch war dies der einzige konkrete Vorschlag, der auf den Tisch kam. Ansonsten wurde allgemein über die Notwendigkeit von mehr Transparenz und von mehr Investitionen und Förderkapazitäten sowie über die Rolle der Spekulanten an den Energiemärkten gesprochen. Kurz gefasst: Im Osten nichts Neues. Dennoch darf dieses, wenn auch ergebnisarme, Treffen zumindest als Auftakt gesehen werden zu einem intensivierten Dialog zwischen Rohölproduzenten und wichtigen Konsumentenländern. Der britische Vertreter hat bereits zu einem Anschlusstreffen dieser Art im Herbst nach London eingeladen. Im September wird zudem das nächste OPEC-Treffen stattfinden, bei dem über die Fördermengen entschieden wird. Nicht zuletzt deswegen rechnen wir bis zum Herbst nicht mit einem nachhaltigen und nennenswerten Ölpreisrückgang.

3. Die Netto-Long-Positionierung der Spekulanten wird abgebaut, während der Ölpreis im Wochenvergleich immer neue Rekordniveaus erreicht. In der Woche bis einschließlich 17. Juni kostete Rohöl der Sorte WTI 135,2 US-Dollar pro Barrel, während die nicht-kommerziellen Händler mit 12,7 Tausend Kontrakten so geringfügig netto-long positioniert waren wie seit Februar 2007 nicht mehr. Es ist zu erwarten, dass die Spekulanten angesichts der aktuellen Überhitzung am Ölmarkt dazu übergehen werden, sich mehrheitlich short zu positionieren. Wir rechnen damit jedoch erst ab dem Spätsommer.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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