Kommentar
09:31 Uhr, 07.06.2005

Robuste US−Konjunkturdaten stimulieren Börsen

Zum Teil über den Erwartungen liegende US-Konjunkturdaten sowie über weite Strecken nachgebende Ölpreise sorgten im Mai für eine freundlich bis feste Tendenz an den Aktienmärkten. Vor allem Hightech-Werte zeigten sich wieder im Aufwind.

Die Renditen von Staatsanleihen gaben im Vormonat weiter nach und bescherten damit den Anlegern erneut Kursgewinne. Dagegen musste die europäische Gemeinschaftswährung vor dem Hintergrund des französischen EU-Verfassungsreferendums kräftige Verluste hinnehmen.

Die Aktienmärkte

Deutschland/Europa

Erfreuliche Kurssteigerungen: Robuste Aufwärtstendenzen kennzeichneten im Mai die Entwicklung an den europäischen Aktienmärkten. Neben positiven Vorgaben aus den USA stimulierten vor allem erfreuliche Quartalsergebnisse der Unternehmen das Börsengeschehen. In Deutschland sorgte der Wahlausgang in Nordrhein-Westfalen sowie die Ankündigung vorgezogener Bundestagswahlen für zusätzliche Kursbewegungen. Im Bankensektor ließen darüber hinaus Fusionsspekulationen um die HVB, an der das italienische Kreditinstitut UniCredito Übernahmeabsichten bekundete, Fantasie für weitere Zusammenschlüsse aufkommen. Auf konjunktureller Seite blieb die Situation hingegen verhalten. Im Inland gaben ZEW-Index und Ifo-Geschäftsklimaindex erneut nach, doch konnte dies die insgesamt zuversichtliche Stimmung nicht wesentlich trüben. Der DAX, welcher zuletzt bei rund 4.461 Punkten notierte, wies im Monatsvergleich einen Zuwachs von fast sieben Prozent aus. Auch der TecDAX zeigte sich mit einem ähnlich kräftigen Anstieg von gut sechs Prozent deutlich erholt.

Weiteres Kurspotenzial vorhanden: Der weiteren Entwicklung an den europäischen Aktienmärkten stehen wir durchaus zuversichtlich gegenüber. Vor allem beurteilen wir die Gewinnsituation auf Unternehmensseite per saldo optimistisch und erwarten insbesondere in Deutschland angesichts effektiver Lohnkürzungen und voranschreitender Restrukturierungsmaßnahmen sogar noch positive Überraschungen. Hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung bleibt der Wachstumspfad sehr moderat, was auch die jüngsten Prognosen unterstrichen haben. Allerdings ist mittlerweile positiv zu vermerken, dass sich eine weitere Verlangsamung der bereits schwachen Erholungstendenzen nicht mehr andeutet. Hierdurch dürften die Börsen Unterstützung erfahren. Für die europäischen Märkte, allen voran diejenigen in der Eurozone, ergeben sich durch vergleichsweise günstige Bewertungen besondere Anlagevorteile. Dies ist auch der wesentliche Grund dafür, dass wir Bestände in Europa über-, in den USA hingegen untergewichten. In der aktuellen Konjunkturphase zählen dividendenstarke Papiere weiterhin zu unseren Favoriten.

Osteuropa

Erholungstendenzen: Die osteuropäischen Aktienmärkte warteten im Mai per saldo mit leichten Kurssteigerungen auf. Dabei stimulierten in Zentralosteuropa erfreuliche, teilweise über den Erwartungen liegende Quartalsergebnisse der Unternehmen das Geschehen. Insbesondere die polnische Mediengesellschaft Agora und der ungarische Pharmawert Egis sorgten für positive Überraschungen. Die ungarische Börse erhielt darüber hinaus durch eine weitere Leitzinssenkung der Zentralbank Unterstützung. Auf konjunktureller Seite allerdings lässt hier wie auch in Polen, wo der BIP-Anstieg im ersten Quartal des laufenden Jahres mit 2,1 Prozent unter den Erwartungen von +3,0 Prozent lag, die Wachstumsdynamik mittlerweile nach. Der Wirtschaftsaufschwung ist in beiden Ländern aber immer noch wesentlich robuster als in der Eurozone. Die russische Börse konnte hingegen weiterhin in einem sehr positiven fundamentalen Umfeld operieren. Im Berichtsmonat kam es nach anfänglichen Kursverlusten wieder zu Erholungsbewegungen und der RTS-Index schloss nahezu unverändert gegenüber dem Vormonat.

Russische Börse mit attraktivem Aufwärtspotenzial: Zu unseren langfristigen Favoriten zählt nach wie vor der russische Aktienmarkt. Nachdem wir hier - wie auch in Zentralosteuropa - zuletzt eine eher vorsichtige Haltung eingenommen hatten, scheinen sich nunmehr die Chancen für erneut steigende Kurse zu erhöhen. Weiterhin ist die russische Börse in ein makroökonomisch ausgesprochen positives Umfeld gebettet. Hohe Rohstoffpreise einschließlich der Öl- und Gasnotierungen wirken sich noch zusätzlich vorteilhaft aus. Auch die Bemühungen der Regierung um Reformen sprechen für Kurspotenzial am Aktienmarkt. Gerade im Versorgersektor besteht die dringende Notwendigkeit, umfangreiche Liberalisierungen und Privatisierungen vorzunehmen. Dies hat sich angesichts des kompletten Ausfalls der Energieversorgung in Moskau und Umgebung gerade erst wieder gezeigt. Darüber hinaus sind nach der jüngsten Ankündigung einer Steueramnestie weitere, Vertrauen weckende Maßnahmen zu erwarten. Dies wird um so wahrscheinlicher, als der russische Präsident Putin in seinen Reden zu erkennen gegeben hat, dass bestehende Missstände - etwa im Umfeld der Steuerbehörde - erkannt wurden. Des Weiteren bestehen bei einem Markt-KGV von rund acht günstige Bewertungen, die einen Einstieg in die russische Börse viel versprechend erscheinen lassen. Dies dürfte gerade auch für ausländische Investoren, in deren Portfolios russische Aktien oftmals untergewichtet sind, einen zusätzlichen Anreiz darstellen. Dass weiterhin Interesse an russischen Werten besteht, zeigten unter anderem die jüngsten erfolgreichen Börseneinführungen. Es handelte sich um fundamental gesunde Unternehmen etwa aus den Bereichen Technologie und Einzelhandel. Auch der Stahlerzeuger Evraz Holding zählte zu den Neulingen, deren Aktienplatzierung überzeichnet war. Alles in allem sind wir für die weitere Entwicklung am russischen Aktienmarkt zuversichtlich gestimmt und erwarten bis zum Jahresende noch ein Aufwärtspotenzial von 15 bis 20 Prozent. Bei unserer Branchenselektion bevorzugen wir nach wie vor ausgewählte Stahlunternehmen, Titel aus dem Chemiesektor, konsumorientierte Werte und regionale Festnetzanbieter. Weiterhin werden wir gezielt in Small und Mid Caps investieren.

Hinsichtlich der Anlagen in Zentralosteuropa behalten wir grundsätzlich unsere positive Haltung bei. Da sich jedoch mittlerweile konjunkturelle Abschwächungstendenzen bemerkbar machen, sollte bei der Aktienauswahl selektiver vorgegangen werden. Während sich in den letzten zwei Jahren die Länder Zentralosteuropas von der wirtschaftlichen Entwicklung Westeuropas positiv abkoppeln konnten, sind über die Exportschiene mittlerweile wieder Korrelationen festzustellen. Diese Tendenz muss sorgfältig beobachtet werden.

USA

Kurssteigerungen vor allem bei High Techs: Die US-Aktienmärkte präsentierten sich im Mai in per saldo freundlich bis fester Verfassung. Robuste Konjunkturdaten wie etwa deutlich über den Erwartungen liegende Beschäftigtenzahlen im April sowie ein auf 3,5 Prozent nach oben revidierter BIP-Anstieg für das erste Quartal 2005 stimulierten das Börsengeschehen. Aber auch sich abschwächende Inflations- und Zinssorgen sowie ein über weite Strecken nachgebender Ölpreis trugen zu der positiven Stimmung bei. Vor allem Hochtechnologiewerte konnten mit kräftigen Kurssteigerungen aufwarten. Neben konjunkturellen Impulsen profitierte der Sektor von ermutigenden Geschäftsangaben unter anderem bei Intel, Cisco Systems und Dell. Der Standardwertebereich hingegen geriet zwischenzeitlich durch die Rating-Herabstufung der Anleihen von GM und Ford unter Abgabedruck. Die in diesem Zusammenhang aufkommenden Gerüchte über erhebliche Schieflagen bei verschiedenen Hedge-Fonds verstimmten allerdings nur kurzzeitig. Alles in allem war der Mai ein erfolgreicher Börsenmonat. Eine weitere Leitzinserhöhung der FED um 25 Basispunkte fiel - wie erhofft - gemäßigt aus und blieb deshalb ohne negative Auswirkungen. Der Dow-Jones-Industrial-Average notierte zuletzt bei rund 10.193 Punkten, was gegenüber dem April-Ultimo einem Zuwachs von knapp drei Prozent entsprach. Der technologieorientierte NASDAQ-Index konnte sogar ein Plus von nahezu acht Prozent verbuchen.

Konjunktur weiterhin als Stütze des Börsengeschehens: Die zuletzt überwiegend robusten Konjunkturdaten weisen unseres Erachtens darauf hin, dass das Wachstumstempo der US-Wirtschaft nicht weiter nachlassen wird. Wir erwarten daher unverändert solide BIP-Steigerungsraten im weiteren Jahresverlauf. Auch von Unternehmensseite sind hinsichtlich der Ertragssituation kaum noch negative Überraschungen zu erwarten. So dürften die Gewinnprognosen nach den jüngsten Revisionen nicht mehr weiter zurückgenommen werden, was das Marktgeschehen stützen sollte. Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass im laufenden Jahr, wenn auch unterbrochen von zwischenzeitlichen Schwächephasen, noch Aufwärtspotenzial an Wall Street besteht.

Fernost

Überwiegend erholt: Nach den jüngsten Korrekturbewegungen kam es im Mai zu überwiegend deutlichen Erholungsbewegungen an den fernöstlichen Aktienmärkten. Positive Vorgaben aus den USA stimulierten dabei noch zusätzlich das Geschehen. Ganz oben auf der Gewinnerseite stand die koreanische Börse. Angesichts einer im Berichtsmonat verstärkten Nachfrage nach High-Techs konnte insbesondere der auf Small and Mid Caps ausgerichtete Kosdaq Index kräftige Kurssteigerungen verbuchen. In fester Verfassung präsentierte sich auch die indische Börse, welche von anhaltend positiven Konjunkturnachrichten profitierte. Die zunehmende Auflegung reiner Indien-Fonds beflügelte ebenfalls die Nachfrage, wobei vor allem ausländische Investoren als Käufer auftraten. Insgesamt standen am indischen Aktienmarkt Mid Caps weit oben in der Gunst der Anleger. Kurssteigerungen verzeichnete zudem die philippinische Börse, welche zuvor von kräftigen Rückschlägen heimgesucht worden war. Hier hatten Hoffnungen auf eine Reduzierung des Haushaltsdefizits für zusätzliche Impulse gesorgt. Zu den wenigen Märkten, die auf der Verliererseite standen, zählte die Börse in Hongkong, welche sich in der allgemeinen Abwärtsbewegung gut behauptet hatte und insofern über nur geringes Aufholpotenzial verfügte. Ebenfalls rückläufig tendierte der Markt in Malaysia. Private Investoren sahen sich unter anderem Steuerzahlungen gegenüber, die teilweise durch Aktienverkäufe finanziert wurden.

Weiterhin positive Einschätzung: Die asiatischen Aktienmärkte dürften unseres Erachtens weiterhin von einem positiven wirtschaftlichen Umfeld mit per saldo robusten Wachstumsraten profitieren. Trotz der Bemühungen Chinas um eine Konjunkturberuhigung bleibt auch hier das Makroszenario intakt. So wurde für das erste Quartal 2005 ein BIP-Anstieg von 9,5 Prozent veröffentlicht, was deutlich über den Erwartungen der Analysten lag. Wir gehen davon aus, dass China der wirtschaftliche Motor für Fernost bleiben wird. Antriebskraft für die fernöstliche Region ist zudem Indien, welches zunehmend wirtschaftliche Erfolge vorweisen kann. Insgesamt stellen unserer Meinung nach erfreuliche Unternehmensergebnisse, ansprechende Dividenden und befriedigende Bewertungsrelationen Rahmenbedingungen dar, die Investitionen an den fernöstlichen Börsen weiterhin attraktiv machen. Allerdings muss bedacht werden, dass ein fester US-Dollar und steigende Zinsen ein generell ungünstiges Szenario für Emerging Markets sind und zwischenzeitlich immer wieder zu Verunsicherungen führen kann. Hinsichtlich der bevorzugten Branchen gehen wir davon aus, dass einer der favorisierten Anlagebereiche der Immobiliensektor bleiben wird, der von einer zunehmend breiter werdenden Käuferschicht profitiert. Aber auch Banken und Konsumwerte dürften in diesem Umfeld das Augenmerk der Marktteilnehmer auf sich ziehen.

Japan

Unter größeren Kursschwankungen leicht aufwärts: Der japanische Aktienmarkt tendierte im Mai bei volatilem Verlauf per saldo leicht aufwärts. Unterstützung boten vor allem positive Konjunkturdaten wie etwa ein für das erste Quartal 2005 über den Erwartungen liegender BIP-Anstieg von 1,3 Prozent (gg. Vorquartal), erhöhte Aufträge im Maschinenbau sowie ein vergleichsweise kräftiger Zuwachs der Industrieproduktion. Darüber hinaus fiel die Arbeitslosenrate im April auf 4,4 Prozent, den niedrigsten Stand seit sechs Jahren. Wichtig in diesem Zusammenhang war eine auf mittlerweile 0,94 verbesserte "Job to Applicant Rate". Sie besagt, dass nahezu für jeden Arbeitssuchenden derzeit eine Arbeitsstelle zur Verfügung steht. Günstig auf die Börsenentwicklung wirkten sich zudem ein über weite Strecken nachgebender Ölpreis sowie kräftige Kurssteigerungen im NASDAQ-Index aus. Auch zuletzt gesehene Anzeichen, dass ausländische Investoren nach Aktienverkäufen wieder auf die Käuferseite zurückkehren, verbreiteten Zuversicht. In diesem insgesamt positiven Szenario traten die politischen Streitigkeiten mit China um die Aufarbeitung ihrer gemeinsamen Geschichte in den Hintergrund. Für zwischenzeitlich heftige Belastungen sorgten allerdings die Bonitätsherabstufungen bei GM und Ford sowie hierbei aufkommende Gerüchte um nennenswerte Schieflagen bei verschiedenen Hedge-Fonds. Sie führten zeitweise zu deutlichen Kursrückschlägen am japanischen Aktienmarkt. Mit einem Anstieg im Nikkei Index von gut zwei Prozent auf zuletzt 11.277 Punkte - der Mai-Tiefstand lag bei etwa 10.825 Zählern - fiel die Monatsbilanz letztendlich jedoch recht erfreulich aus.

Kurspotenzial vorhanden: Der weiteren Entwicklung am japanischen Aktienmarkt stehen wir durchaus optimistisch gegenüber. Vor allem ein sich nach diversen Rückschlägen wieder langsam fortsetzender konjunktureller Erholungsprozess stimmt uns zuversichtlich. Auch von Unternehmensseite dürften positive Impulse ausgehen. So präsentiert sich eine Vielzahl japanischer Gesellschaften in deutlich verbesserter Bilanzverfassung als noch vor zwei Jahren, was sich insbesondere in einer mittelfristig wieder zunehmenden Investitionsbereitschaft widerspiegeln sollte. Gerade die Automobilindustrie, welche zudem noch von anhaltend kräftigen Wachstumstendenzen in Asien profitiert, ist ausgabefreudiger geworden. Mit den Bilanzerfolgen ist darüber hinaus die Bereitschaft gestiegen, neue Mitarbeiter einzustellen, was im weiteren Verlauf den Konsum stützen dürfte. Gleichwohl hat die jüngste Berichtssaison gezeigt, dass trotz aller Besserungen viele Unternehmen ihre Ertragsperspektiven relativ vorsichtig beurteilen. Nach zwei Jahren ansprechender Gewinnsteigerungen befürchten dabei gerade Firmen aus zyklischen Bereichen wie Metallen, Rohöl, Automobil und Maschinenbau eine abnehmende Dynamik. Wir gehen jedoch davon aus, dass die insgesamt konservativen Ertragsprognosen durch den Kursverfall im April größtenteils eskomptiert wurden, sodass von dieser Seite kaum noch Störfeuer zu erwarten sind. Alles in allem würden wir Schwächephasen als Kaufgelegenheit nutzen. Dabei ist ein Niveau im Nikkei Index von rund 11.200 Zählern innerhalb einer Trading Range von 11.000 bis 13.000 Punkten als attraktive Einstiegsmöglichkeit zu werten. In Japan bevorzugen wir weiterhin Werte, die von der Binnenkonjunktur sowie dem Export nach Asien profitieren. Dabei favorisieren wir vor allem die Bereiche Handel, Finanzen, Immobilien und Investitionsgüter.

Die Rentenmärkte

Eurozone

Der Renditerückgang an den europäischen Anleihemärkten ging auch im Mai weiter. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten zwischenzeitlich nur noch mit 3,3 Prozent, was einem neuen Allzeittief entsprach. Der Zinsabstand zu zehnjährigen amerikanischen Staatsanleihen lag auch weiterhin bei rund 70 Basispunkten. Die Kursverluste des Euro gegenüber dem Dollar hinterließen damit an den hiesigen Rentenmärkten bislang keine Spuren.

Im Gegensatz zu ihrem US-Pendant beließ die Europäische Zentralbank wie erwartet die Leitzinsen unverändert bei 2,0 Prozent. Allerdings werden die Stimmen lauter, die angesichts der immer offenkundiger werdenden Wachstumsschwäche des Euroraums Zinssenkungen anmahnen. So schloss sich beispielsweise die OECD der Forderung nach einer Lockerung der Zinszügel an. Allerdings scheint dies die Währungshüter bislang nicht zu beeindrucken, zumal die Inflationsrate mit 2,0 Prozent genau auf dem EZB-Zielwert liegt. Zudem bereitet die monetäre Expansion den Notenbankern weiter Sorgen. Daher spricht vieles dafür, dass die EZB an ihrer geldpolitischen Zurückhaltung bis auf weiteres festhalten und den Hauptrefinanzierungssatz bei 2,0 Prozent belassen wird.

Euro-Outs

Unter den osteuropäischen Ländern stand im Mai vor allem Ungarn im Fokus. Zunächst senkte die Notenbank vor dem Hintergrund nachlassender Inflationsgefahren erneut die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf nunmehr 7,25 Prozent. Weitere Zinsschritte dürften folgen. Etwas überraschend hat Standard & Poor's das Kreditrating Ungarns auf "A" gesenkt. Begründet wurde dies mit verschlechterten fiskalischen Rahmenbedingungen. Das Haushaltsdefizit könnte in diesem Jahr auf fünf Prozent des BIP steigen. In den übrigen Konvergenzländern wurden im zurückliegenden Monaten keine Veränderungen in der Geldpolitik vorgenommen. Allerdings scheint sich die Situation auf der Währungsseite wieder zu verbessern. Nachdem in den letzten drei Monaten hier durchweg Kursverluste zu verzeichnen waren, deutet vor allem die Entwicklung zum Monatsende auf eine Korrekturbewegung hin. Mit Lettland, Malta und Zypern sind drei weitere Länder dem Wechselkursmechanismus II beigetreten und binden ihre Währungen innerhalb der festgelegten Bandbreite an den Euro. Damit folgten sie Estland, Litauen und Slowenien, die diesen Schritt bereits im letzten Jahr vorgenommen hatten.

In Norwegen verdichten sich die Anzeichen für eine bald anstehende Zinserhöhung. Insbesondere der zuletzt spürbar gestiegene Preisniveauanstieg könnte die Norges Bank veranlassen, den Ausleihesatz von jetzt 1,75 Prozent um 25 Basispunkte auf dann 2,0 Prozent anzuheben. Widersprüchliche Signale kommen dagegen aus Großbritannien. Zum einen nimmt der Inflationsdruck etwas zu, auf der anderen Seite gibt es aber Hinweise auf eine Abschwächung der Konjunktur. In diesem Spannungsfeld herrscht Unsicherheit über den weiteren Kurs der Bank von England.

USA

Die amerikanische Notenbank erhöhte den Leitzins im Mai auf 3,0 Prozent. Sie setzte damit ihren geldpolitischen Kurs mit regelmäßigen kleinen Zinserhöhungsschritten unbeirrt fort. Am Kapitalmarkt machte sich die Straffung der geldpolitischen Zügel allerdings nicht bemerkbar. Die Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen gab im Monatsverlauf erneut nach und erreichte wieder die Vier-Prozent-Marke. Der Renditeunterschied zwischen kurzem und langem Ende hat sich damit am US-Bondmarkt nochmals verringert.

Für die Kursgewinne am amerikanischen Anleihemarkt sorgte nicht zuletzt die nachlassende Inflationsfurcht. Sah es nach Veröffentlichung der Import- und Produzentenpreise zunächst so aus, als ob sich der Teuerungsdruck sogar noch verstärken würde, sorgte die Bekanntgabe der Konsumentenpreise dann jedoch für Entspannung. Die um volatile Komponenten wie Energie- und Nahrungsmittelpreise bereinigte Kerninflationsrate blieb im Vergleich zum Vormonat unverändert, während das Gros der Marktteilnehmer mit einem spürbaren Anstieg gerechnet hatte. Hinzu kam, dass sich die Lage am Ölmarkt wieder zu normalisieren scheint. Nach dem Rekordhoch von 58 US-Dollar je Barrel fiel der Ölpreis zeitweise unter die 50-Dollar-Grenze.

Zudem gab es für den US-Rentenmarkt wenig Gegenwind von Konjunkturseite. Die im Mai publizierten Zahlen zeichneten für die Wirtschaft der Vereinigten Staaten bestenfalls ein gemischtes Bild. Zwar wurde die annualisierte Wachstumsrate für das erste Quartal auf 3,5 Prozent angehoben, nachdem die erste Schätzung lediglich bei 3,1 Prozent lag. Diese Korrektur war indes allgemein erwartet worden und daher bereits in den Anleihekursen enthalten. Wichtige Stimmungsindikatoren wie der ISM-Index oder das Verbrauchervertrauen deuten eher auf eine etwas nachlassende Wachstumsdynamik in den USA hin. Daran ändert auch der insgesamt positive Arbeitsmarktbericht nichts. Von diesem Umfeld scheint den Rentenmärkten gegenwärtig jedenfalls keine allzu große Gefahr zu drohen.

Unternehmensanleihen

Was am Markt schon lange befürchtet wurde, trat Anfang Mai dann tatsächlich ein: Anleihen der US-Automobilhersteller Ford und General Motors verloren bei der Ratingagentur Standard & Poors ihren Status als sichere Anleihe (Investmentgrade). Kräftige Kursverluste waren die Folge. Fitch schloss sich zum Monatsende der Meinung von S&P zu GM an, was zu einem Ausschluss aus den relevanten Indizes führte. Nachdem durch die Ereignisse bei GM und Ford der Corporate-Bond-Markt zeitweilig unter Druck kam, setzte auf Gesamtmarktebene im Monatsverlauf eine Erholungsbewegung ein. Zudem profitierten auch Unternehmensanleihen von dem insgesamt freundlichen Rentenmarktklima.

Emerging Markets

Anleihen aus den aufstrebenden Ländern präsentierten sich im zurückliegenden Monat in fester Verfassung. Der Renditeaufschlag des maßgeblichen Index EMBI+ gegenüber US-Staatsanleihen lag in einem insgesamt freundlichen Rentenmarktumfeld zum Monatsende nur noch bei rund 370 Basispunkten und damit fast 30 Basispunkte niedriger als zu Monatsbeginn. Darin spiegelt sich das anhaltend freundliche Fundamentalbild in den Emerging Markets wider. Entgegen den Erwartungen zeigten sich türkische Bonds trotz des Gegenwinds vom französischen EU-Referendum gut behauptet.

Quelle: Union Investment

Quelle: Helaba - Landesbank Hessen-Thüringen

Hinweis: Die Angaben auf unseren Publikationen werden von uns sorgfältig geprüft. Dennoch können wir keine Haftung oder Garantie für Vollständigkeit, inhaltliche Richtigkeit oder Aktualität der Angaben übernehmen. Es handelt sich um unverbindliche Informationen, die ausschließlich Informationszwecken dienen. Sie stellen weder eine Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Die Ausarbeitungen können eine individuelle Beratung mit weiteren zeitnahen Informationen nicht ersetzen.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten