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10:20 Uhr, 17.02.2009

Risikoaversion auf dem Vormarsch - USD als Folge global gefragt …

Der Euro eröffnet heute bei 1.2630, nachdem in Fernost die Unterstützung bei 1.2700 unterschritten wurde. Der USD hat gegenüber dem JPY an Boden gewonnen und stellt sich aktuell auf 92.45. EUR-JPY zeigt sich relativ stabil bei 116.75, während EUR-CHF an Boden verloren hat und bei 1.4845 oszilliert.

Das Thema zunehmender Risikoaversion gewinnt am Finanzmarkt derzeit an Statur. Renditen für Top-Staatsanleihen sinken. Aktienmärkte stehen unter Druck. Der USD ist als Folge global gefragt. So gewinnt er gegenüber dem EUR und dem JPY, aber beispielsweise auch gegenüber osteuropäischen Währungen kann der USD markant zulegen.

Im Hinblick auf die strukturellen Defizite der USA ist die gegenwärtige Währungsentwicklung den USA nicht zuträglich und sie ist vor dem Hintergrund der USA als Zentrum des Problems ansatzweise absurd. Derartige fundamentale Sichtweisen sind im aktuellen Umfeld jedoch von nachgeordneter Bedeutung, da grundsätzlich Liquidationszwänge bei geringer Liquidität der Märkte das Bild bestimmen. In solchen Momenten sind fundamentale Aspekte eher als "Luxusartikel" zu verstehen, auf die verzichtet werden kann …

Gegen Osteuropa kann der Euro sogar zuletzt deutlich Boden gewinnen. Auffällig ist, dass die Länder, die ein hohes Maß an Verschuldung (der privaten Wirtschaftssubjekte) in Fremdwährung auszeichnet, derzeit durch den „Deleverage-Prozess“ nachhaltig betroffen sind. Das gilt vor allen Dingen für Osteuropa. Mithin steckt hinter der Währungsbewegung nicht eine bewusst forcierte Abwertung im Rahmen eines Abwertungswettlaufs, um Konkurrenzfähigkeit zu gewinnen, sondern vielmehr der Aspekt von Zwangsliquidationen aus den Fremdfinanzierungen heraus.

Das Thema Osteuropa belastet den Euro, da maßgeblich europäische Finanzinstitutionen Osteuropa finanzierten. Ergo kommen hier erhöhte bilanzielle Belastungen auf diese Institute zu. Das gilt vor allen Dingen für Österreich.

Die aktuelle Aktivität der EU, über eigene Emissionen Lettland und Ungarn Kreditmittel zuzuführen, muss vor diesem Hintergrund interpretiert werden. Die derzeitige Mittelaufnahme der EU wird diesbezüglich nicht die letzte Hilfsmaßnahme darstellen. Ultimativ belastet eine derartige Vorgehensweise bei dauerhafter Applikation auch das Rating der EU!

Heute stehen diverse Daten zur Veröffentlichung an. Der Reigen beginnt mit dem deutschen ZEWIndex per Februar. Analysten erwarten den vierten Anstieg in Folge seit Oktober 2008. Per Februar wird eine Zunahme von zuvor -31,0 auf -28,0 Punkte von Marktbeobachtern unterstellt.

Die aktuell zuvor thematisierte zunehmende Risikoaversion ist voraussichtlich in der Umfrage bestenfalls ansatzweise vertreten, da die Befragung der Teilnehmer in einem stabileren Umfeld erfolgte.

Anschließend steht die Handelsbilanz der Eurozone im Mittelpunkt. Per Dezember wird unterstellt, dass es wie zuvor per November zu einem Defizit in der Größenordnung von 7 Mrd. Euro kommen wird. Der beigefügte Chart verdeutlicht die grundsätzlich leicht defizitäre Lage der Handelsbilanz der Eurozone.

Aus den USA folgt der "NY Empire State Manufacturing Survey" per Februar. Analysten favorisieren einen Rückgang von zuletzt -22,20 auf -24,00 Punkte. Seit September 2008 bewegt sich der Index im negativen 20er Bereich und beschreibt damit eine rezessive Gesamtlage.

Die TIC-Kapitalzuflüsse (Treasury International Capital Flows) in die USA per Dezember bieten weder zeitliche Nähe noch bieten sie eine sinnvolle Qualität. Diese Datenreihe ist äußerst anfällig für markante Revisionen. Im letzten Berichtsmonat kam es einem Abfluss von -21,7 Mrd. USD.

Eine Konsensusprognose ist nicht erhältlich. Der Chart belegt im Zeitverlauf seit Sommer 2008 eine grundsätzlich abnehmende Intensität der Kapitalzuflüsse. Der Anstieg des USD hat damit nicht mit langfristigen Kapitalzuflüssen als Folge erhöhter Attraktivität zu tun, sondern spielt sich vielmehr am kurzen Ende, dem Geldmarkt ab (z.B. Abschreibung der Europäer auf USDForderungen, u.a. MBS, ABS und Rückführung der dafür aufgenommenen USD-Kredite durch USD-Käufe).

Den Abschluss macht heute der NAHB-Index per Februar. Analysten erwarten, dass der "National Association of Home Builders Index" unverändert bei 8 Punkten verharrt und damit das depressive Bild am US-Wohnimmobilienmarkt bestätigt.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das nach dem Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2700 eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert.

Viel Erfolg!

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