Kommentar
19:27 Uhr, 08.02.2018

Crash: Was macht der DAX morgen?

Wie sollten Trader reagieren, wenn der DAX wie heute deutlich gefallen ist? Der Backtest zeigt: Man verdient bei stark fallenden Märkten anders Geld, als die meisten Trader meinen.

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  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Auch am Donnerstag kam es am deutschen Aktienmarkt wieder zu kräftigen Kursverlusten. Der DAX unterschritt dabei sogar kurzzeitig das Tief, das am Montag im Xetra-Handel erreicht wurde und beendete den Handel mit einem Minus von 2,62 Prozent bei 12.260,29 Punkten.

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Ist es nach einem Tag wie heute klug, Long-Positionen abzubauen und neue Short-Positionen aufzubauen? Viele Trader würden diese Frage instinktiv mit "ja" beantworten. Es gilt schließlich: "The trend is your friend." Wer nach einem starken DAX-Ausverkauf auf weiter fallende Kurse setzt, sollte den Trend und damit die Gewinnwahrscheinlichkeit auf seiner Seite haben.

Aber stimmt dies tatsächlich? Ein Backtest mit sämtlichen DAX-Kursdaten von 1988 bis 2017 zeigt, dass die instinktive Antwort vieler Trader zumindest auf kurzfristige Sicht falsch ist.

Zunächst wurde untersucht, ob eine Strategie funktioniert, bei der ein Trader nach einem starken Ausverkauf mit dem Xetra-Schlusskurs eine Short-Position im DAX eröffnet, diese genau einen Tag hält und damit darauf spekuliert, dass der DAX auch am kommenden Handelstag weiter fallen wird. Die Ergebnisse, die hier nicht dargestellt sind, zeigen eindeutig: Eine solche Strategie führt in der Regel nicht etwa zu Gewinnen, sondern zu kontinuierlichen Verlusten. Offensichtlich ist es keine gute Idee, nach einem schwachen DAX-Tag eine Short-Position zu eröffnen und diese genau einen Tag zu halten.

Die Backtests zeigen hingegen eindeutig: Eine Strategie, bei der der Trader nach einem starken Kursverlust genau das Gegenteil macht und eine Long-Position eröffnet, ist in der Regel gewinnbringend.

Die Ergebnisse der Backtests sind in der folgenden Grafik dargestellt. Die Kurven zeigen die Equity-Kurven von Strategien, bei denen ein Trader immer dann mit dem Xetra-Schlusskurs eine Long-Position im DAX eröffnet, wenn der Index am selben Tag stärker als der jeweils angegebene Schwellenwert (gegenüber dem Schlusskurs des Vortages) gefallen ist. Die Position wird dabei immer genau einen Tag gehalten und mit dem Schlusskurs des folgenden Tages wieder geschlossen.

Die einzelnen Strategien unterscheiden sich einzig und allein dadurch, wie stark der DAX am jeweiligen Handelstag gefallen sein muss, damit der Trader mit dem Xetra-Schlusskurs aktiv wird und eine Long-Position eröffnet. Untersucht wurden dabei Schwellenwerte zwischen minus 2,5 Prozent (blau) und minus 5 Prozent (orange).

Bei der blauen Strategie wird also immer dann eine Long-Position mit dem Xetra-Schlusskurs eröffnet, wenn der DAX am selben Tag um mindestens 2,5 Prozent gefallen ist. Bei der in orange dargestellten Strategie muss der DAX um mindestens 5 Prozent gefallen sein, damit eine Long-Position eröffnet wird.

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Während die in blau dargestellte Strategie offensichtlich nicht gut funktioniert, zeigen die anderen drei Strategien eine erfreuliche Gewinnentwicklung. Die rentabelste Strategie ist dabei diejenige, bei der immer dann eine Long-Position eröffnet wird, wenn der DAX am selben Tag (Vergleich Schlusskurs zu Schlusskurs) um mindestens 4 Prozent gefallen ist. Bei dieser Strategie konnte von Anfang 1988 bis Ende 2017 ungehebelt ein Gewinn von insgesamt 86 Prozent erzielt werden.

Ein Gewinn von 86 Prozent in drei Jahrzehnten hört sich nach nicht viel an. Tatsächlich ist der Gewinn aber beachtlich. Denn es muss berücksichtigt werden, dass bei der gezeigten Strategie nur an sehr wenigen Tagen überhaupt eine Position eröffnet wird. In dem untersuchten Zeitraum gab es insgesamt 7.817 Handelstage. Bei der gezeigten Strategie wurde aber nur 76 Mal überhaupt eine Long-Position eröffnet und jeweils für einen Tag gehalten. Der Trader war also nur an ca. 0,97 Prozent aller Handelstage überhaupt im Markt investiert und konnte an den sonstigen Handelstagen sein Kapital anders einsetzen. Pro einzelnem Trade wurde nach der gezeigten Strategie im Schnitt ein Gewinn von 0,8 Prozent erzielt - ohne Hebel und vor Kosten.

Warum funktionieren die gezeigten Strategien so gut? Bei einem starken DAX-Rücksetzer kommt es offenbar in der Regel zu starken Übertreibungen. Da Anleger auf einbrechende Kurse nicht rein rational reagieren, sinken die Kurse stärker, als dies eigentlich gerechtfertigt wäre. Wer einen kühlen Kopf bewahrt und nach einem starken Sell-off eine Long-Position eröffnet, trägt immer genau dann das Marktrisiko, wenn die Mehrzahl der Anleger aus dem Markt flüchtet. Für diese Übernahme eines stärkeren Risikos wird der Trader mit einer überdurchschnittlichen Rendite belohnt.

Fazit: Auf Sicht von einem Tag ist bei einem starken DAX-Rücksetzer ein antizyklischer Ansatz gewinnbringend. Wer nach jedem DAX-Einbruch von mindestens 4 Prozent am jeweiligen Tag mit dem Xetra-Schlusskurs eine Long-Position eröffnet und diese genau einen Tag lang hält, konnte damit auf Sicht der vergangenen 30 Jahre insgesamt einen Gewinn von 86 Prozent erzielen - obwohl der Trader nach dieser Strategie nur an 0,97 Prozent aller Handelstage überhaupt im Markt investiert war. Nach einem starken Kursrücksetzer sollten DAX-Trader ihre Chancen auf Sicht des nächsten Handelstages eindeutig auf der Long-Seite suchen.

Bitte beachten Sie aber: Es gibt keine Garantie, dass die hier gezeigten Strategien auch in Zukunft funktionieren.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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