Kommentar
13:12 Uhr, 25.04.2024

Rheinmetall unter der Lupe!

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Wie schlägt sich das Unternehmen im Branchenvergleich?

Das ehemalige schwarze Schaf der deutschen Industrie – die Rüstungsbranche – ist der große Profiteur der veränderten sicherheitspolitischen Lage. Seit dem russichen Angriff gegen die Ukraine im Februar 2022 investieren viele Länder vermehrt in ihr Militär. Neben dem Ukrainekonflikt haben auch die Spannungen im nahen Osten aktuell mit der direkten Konfrontation zwischen Iran und Israel eine neue Stufe der Eskalation erreicht.

Alleine Deutschland hat mit dem 100 Milliarden EUR Sondervermögen für die Bundeswehr, welches bereits zum großen Teil vertraglich verplant ist, sehr viel Geld in die Rüstungsindustrie fließen lassen. Auch andere NATO-Länder kaufen vermehrt Rüstungsgüter von deutschen Unternehmen ein.

Damit spielt Deutschland als Produzent für Rüstungsgüter und als Zulieferer für die Rüstungsindustrie global eine wichtige Rolle. In diesem Artikel untersuchen wir das Unternehmen Rheinmetall etwas genauer. Wie schlägt sich das Unternehmen im Vergleich zu anderen deutschen Konzernen der Rüstungsbranche wie Hensoldt oder Renk ? Welche Produkte werden von den einzelnen Unternehmen produziert und wie ist es um die Auftragslage bestellt ?

Disclaimer

Vorab, ein kurzer Disclaimer: Dieser Artikel beschäftigt sich ausschließlich mit den Auswirkungen der Konflikte auf die Wirtschaft und auf die Kapitalmärkte, auch wenn das bei dieser Thematik natürlich nebensächlich ist.

Geschäftsmodell und produzierte Produkte

Die deutsche Rüstungsindustrie wird von den drei Unternehmen Rheinmetall, Hensoldt und Renk dominiert, jedes mit einer eigenen Strategie im Geschäftsmodell und bei den Produkten.

Rheinmetall ist vor allem für sein breites Angebot bekannt – von Panzern bis hin zu Produkten der digitalen Kriegsführung, die hauptsächlich direkt an den Endkunden geliefert werden. Außerdem ist das Unternehmen auch im zivilen Bereich als Automobilzulieferer tätig.

Neuestes Großprojekt KF51 Panther, welches den Leopard 2 ersetzen soll | Quelle: Rheinmetall

Hensoldt platziert sich mit seinen extrem modernen Sensoren am Markt und ist überall da gefragt, wo es um Aufklärung geht, egal ob zu Land, zu Wasser oder in der Luft.

Renk ist erst seit dem 7. Februar an der Börse und konnte bereits im Hoch um über 120 % zulegen. Das Unternehmen punktet mit Spezialantrieben und Getriebeteilen für Land- und Wasserfahrzeuge, die zwar vor allem in Militärfahrzeugen, aber auch auch in zivilen Bereichen zum Einsatz kommen.

Renk und Hensoldt sind dabei wichtige Lieferanten für Rheinmetall. Teilweise werden auch gemeinsame Forschungsprojekte vorangetrieben oder die Unternehmen sind in Kooperationen involviert. Ein starkes Beispiel für eine solche Kooperation ist die Forschung nach alternativen Mobilitätslösungen zwischen Rheinmetall und Renk.

Fundamentalanalyse

Stammdaten

Rheinmetall Hensoldt Renk
Hauptsitz Düsseldorf Taufkirchen Augsburg
Marktkapitalisierung 22,05 Mrd. EUR 4,3 Mrd. EUR 2,83 Mrd. EUR

Leistungskennzahlen

Rheinmetall

Umsatz, Nettogewinn und Nettomarge auf Jahressicht von Rheinmetall | eigene Darstellung | Quelle: stock3
Umsatz, Nettogewinn und Nettomarge auf Quartalssicht von Rheinmetall | eigene Darstellung | Quelle: TradingView

Hensoldt

Umsatz, Nettogewinn und Nettomarge auf Jahressicht von Hensoldt | eigene Darstellung | Quelle: stock3
Umsatz, Nettogewinn und Nettomarge auf Quartalssicht von Hensoldt | eigene Darstellung | Quelle: TradingView

Renk

2022 2023
Umsatz 849 926
Bruttogewinn 165 209
Nettogewinn 16,1 32,3
Leistungskennzahlen der Renk Gruppe von 2022 und 2023 (in Mio. EUR) | Quelle: Renk IR

Rheinmetall schlägt sich sehr stark im direkten Branchenvergleich. Im Gegensatz zur Hensoldt AG, welche eine stark schwankende Nettomarge und häufig auch einen negativen Nettogewinn ausweisen musste, konnte Rheinmetall, wenn man das Corona Jahr 2020 auslässt, stets einen positiven Nettogewinn und eine starke Nettomarge ausweisen. Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine im Q1’22 konnte Rheinmetall den Umsatz stets deutlich steigern und eine stabile Nettomarge von 7,5 % aufweisen.

Aber auch Hensoldt konnte schon vorher, seit etwa 2020, ein starkes Umsatzwachstum vorweisen. 2020 lag der Umsatz noch bei 1,21 Milliarden EUR, während dieser innerhalb von nur drei Jahren um über 50 % auf 1,85 Milliarden EUR gesteigert werden konnte.

Das jeweilige Q4 von Rheinmetall und Hensoldt ist stets besonders stark, da Projektabschlüsse und Lieferungen häufig zum Jahresabschluss verbucht werden. Außerdem werden von vielen Kunden und Regierungen die Jahresbudgets gerne komplett ausgeschöpft, was zu Bestellungen am Ende des Jahres führt.

Da Die Renk Gruppe erst seit Februar 2024 an der Börse gelistet ist, sind vor 2022 keine veröffentlichungspflichtigen Jahresabschlüsse bekanntgegeben worden. Es ist lediglich ein Vergleich von 2022 und 2023 möglich, welcher sehr positiv ausfällt, da sowohl Umsatz, als auch Brutto- und Nettogewinn stark gesteigert werden konnten.

Bewertungskennzahlen

Rheinmetall Hensoldt Renk
KGV 46,5 74,5 87,6
KUV 3,33 2,18 3,06
KBV 7,84 5,43
Bewertungskennzahlen der drei Rüstungsaktien | Quelle: stock3

Dieses starke Wachstum schlägt sich allerdings auch in den Bewertungen nieder. Während beim KGV der internationale Branchendurchschnitt bei ca 31,3 liegt, sind alle drei deutschen Rüstungsaktien deutlich teurer bewertet. Insbesondere Renk und Hensoldt stechen mit einem KGV von 87,6 bzw. 74,5 besonders hervor. Bei Hensoldt ist dieses auf das starke Umsatzwachstum seit 2020 und auch bei der Renk Gruppe auf das Umsatz- und vor allem auf das Nettogewinnwachstum zurükzuführen.

Solvenzanalyse von Rheinmetall

Schuldenstand, Schuldendeckung und Free Cashflow von Rheinmetall | eigene Darstellung | Quelle: TradingView

Betrachtet man die Verschuldung von Rheinmetall fällt schnell auf, dass es 2022 und 2023 einen starken Umbruch gab. Nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges ist die Nachfrage nach Munition rasant gestiegen. Aufgrund dessen entschied das Management den spanischen Munitionshersteller Expal für 1,2 Milliarden EUR zu kaufen.

Dafür musste in zwei Tranchen eine Wandelschuldverschreibung in Höhe von 1 Milliarde EUR und einer Endfälligkeit in 2028 bzw. 2030 emittiert werden und Bargeld für die Eingliederung und Restrukturierung des Unternehmens investiert werden. Nichtsdestotrotz erwirtschaftet Rheinmetall einen stabilen Cashflow, sodass die aktuelle Verschuldung kein größeres Problem darstellt.

Die Auftragslage

Rüstungsausgaben der NATO Länder ohne die USA | eigene Darstellung | Quelle: Statista
Rheinmetall Hensoldt Renk
Auftragsvolumen
(absolut)
38,3 Mrd. EUR 5,53 Mrd. EUR 4,9 Mrd. EUR
Auftragsvolumen
(relativ zu Marktkapitalisierung)
163 % 129 % 173 %
Auftragsbestand 2023 | Quelle: Investor Relations

Nicht nur Deutschland hat massiv die Verteidigungsausgaben erhöht. 2014 lag die Anzahl der NATO-Länder, die das 2 %-Ziel erreichten gerade einmal bei 3. 10 Jahre später hat sich die Anzahl der Länder, die dieses Ziel erreichen, auf 18 mehr als versechsfacht.

Das schlägt sich in den Orderbüchern der Rüstungsindustrie nieder. Insbesondere Rheinmetall als deutsche Branchengröße konnte das Vertragsvolumen massiv steigern. Diese erhöhte Nachfrage schlägt auch auf Zulieferer wie Renk durch.

Insbesondere die erhöhte Nachfrage nach Munition ist für Rheinmetall enorm lukrativ. Aufgrund dessen plant Rheinmetall weiter in den Ausbau der Munitionsproduktion zu investieren.

Eine attraktive Tradingidee zu Rheinmetall findest du in hier.

Das sagen die Analysten

JP Morgan

‘Overweight’ – Ziel 600 EUR

JP Morgan bezeichnete Rheinmetall in einer Mitteilung vom 18. April 2024 als das aktuell am besten positionierte Unternehmen der Welt. Langfristigen Anlegern rät das Analystenhaus zum Kauf und Rücksetzer sollen als Chancen genutzt werden.

Deutsche Bank

Abstufung auf ‘Hold’ (Buy) – Ziel 510 (450) EUR

Die Deutsche Bank argumentiert, dass die stark gestiegene Bewertung keine realen Wachstumsprognosen widerspiegeln würde. Auch wenn die Deutsche Bank ein starkes erstes Quartal erwartet, könne eine leichte Verfehlung der Ziele bereits viele Investoren enttäuschen, da die Erwartungen entsprechend hoch seien.

Fazit

Rheinmetall erweist sich als führende Kraft in der deutschen Rüstungsindustrie, begünstigt durch die steigenden globalen Verteidigungsausgaben in Reaktion auf aktuelle geopolitische Spannungen.

Rheinmetall übernimmt Verantwortung in einer sich verändernden Welt.

Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG

Das Unternehmen zeichnet sich durch eine beeindruckende Steigerung des Umsatzes und eine stabile Nettomarge aus. Rheinmetall profitiert enorm von der gestiegenen Nachfrage nach militärischen Gütern und hat durch kluge Akquisitionen, wie den Kauf des spanischen Munitionsherstellers Expal, seine Marktposition weiter gestärkt.

Während Hensoldt und Renk ebenfalls Wachstum verzeichnen, liegen ihre Bewertungen deutlich über dem internationalen Branchendurchschnitt, was das Risiko für Investoren erhöht.

Insgesamt spiegelt Rheinmetall das Potenzial der deutschen Rüstungsindustrie wider und ist mit einem starken Auftragsbuch und strategischen Partnerschaften, die zukünftiges Wachstum versprechen, gut positioniert.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert. Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.