Kommentar
09:00 Uhr, 06.09.2013

Reverse-Bonus-Zertifikate – Vorsicht vor niedriger Ausgangsbasis

Reverse-Bonus-Zertifikate bieten viel Komfort beim "Shorten" eines Basiswertes. Allerdings muss bei der Auswahl des richtigen Produkts auf einige Punkte geachtet werden.

Erwähnte Instrumente

  • Capped Reverse Bonus Zertifikat auf DAX
    Aktueller Kursstand:  
    VerkaufenKaufen
  • Capped Reverse Bonus Zertifikat auf DAX
    Aktueller Kursstand:  
    VerkaufenKaufen

Reverse-Bonus-Zertifikate eignen sich speziell auch für Investoren, die ansonsten eher auf der Long-Seite zuhause sind und sich psychologisch betrachtet mit einer „normalen“ Short-Position im Depot nicht so recht wohl fühlen. Nur auf die Rendite-Chance bei der Auswahl zu achten, kann sich bei diesem Produkttyp bei allem Komfort aber sehr deutlich rächen, insbesondere wenn aufgrund einer zu niedrigen Basis eine starke Hebelwirkung entsteht.

Wer aktiv als Trader unterwegs ist, dem ist die Richtung auf die er gerade setzt, völlig egal, wichtig ist nur, dass die Spekulation am Ende aufgeht. Privatanleger sehen die Börse dagegen mit ganz anderen Augen und halten ein Engagement meist nur dann für sinnvoll, wenn sie eine positive Markterwartung haben. Auf fallende Notierungen zu setzen, fällt dagegen vielen eher schwer, da dies aus emotionaler Sicht mit einer positiven Grundhaltung nur schwer vereinbar ist. Umso mehr schmerzen deshalb auch Verluste, die mit einer eingegangenen Short-Position in einem steigenden Markt erlitten werden. Kein Wunder, dass negative Erfahrungen bei einem Investment in die „falsche“ Richtung stärker nachwirken, als vielleicht solche, die bei einem plötzlichen Crash auch mit vielen anderen Anlegern geteilt werden können.

Auf den Reverse-Level kommt es an

Eine interessante Möglichkeit, die innere Grundhaltung zu überlisten und mit sich quasi wieder ins Reine zu kommen, sind deshalb Short-Investments, die mit einem Bonus belohnt werden, selbst wenn sich der Basiswert nur seitwärts entwickelt bzw. noch moderat ansteigt. Sogenannte Reverse-Bonus-Zertifikate nutzen dabei den optionalen Baukasten, indem sie spiegelbildlich zu herkömmlichen Bonus-Papieren einen weit im Geld liegenden Put mit einem Call kombinieren, der ausgehend vom Bonus-Level eine zusätzliche Barriere oberhalb des Referenzniveaus besitzt (Up-and-out-Call). Wird diese Marke während der Laufzeit nicht berührt oder überschritten, sorgt das für die Seitwärtsrendite des Zertifikats. Kommt es dagegen zum Schwellenereignis, ist die Bonus-Struktur zerstört, da die Barriere-Option ausfällt und dem Anleger über den Put nur noch die Chance bleibt, an fallenden Kursen zu partizipieren. Wichtig ist in diesem Fall der Basis-Kurs bzw. Strike des Puts. Bei Reverse-Bonus-Zertifikaten entspricht diese auch als Reverse-Level bezeichnete Marke genau dem Doppelten der Produktbasis, von der der aktuelle Basiswertkurs zur Feststellung des inneren Wertes abgezogen wird. Sollte dabei das Underlying bis zum Laufzeitende so stark ansteigen, dass der Reverse-Level erreicht wird, würde das sogar den Totalverlust des Zertifikats bedeuten. Investoren sollten deshalb bei der Wahl des Produkts darauf achten, dass die Produktbasis nicht allzu weit vom aktuellen Kurs des Basiswerts entfernt ist, wollen sie eine möglichst adäquate Entwicklung zum Basiswert erreichen. Liegt sie dagegen deutlich darunter, führt dies zu einem gewissen Hebel. Notiert der Ausgangskurs etwas darüber, würde das Produkt entsprechend unterproportional an fallenden Kursen partizipieren. Wie bei Long-Produkten ist auch bei der Short-Variante auf ein möglichst geringes Aufgeld zu achten. Allerdings bezieht sich dieses hier nicht auf die Mehraufwendungen gegenüber dem Basiswert, sondern gegenüber dem inneren Wert des Puts.

Ausgeglichenes Chance-Risiko-Profil

Wie stark sich die Wahl der Produktbasis auf die Entwicklung auswirken kann, zeigen die folgenden beiden Reverse-Bonus-Cap-Zertifikate der Commerzbank auf den DAX. Ein ganz frisch aufgelegtes Papier mit einer Basis bei 8.250 Punkten (CZ8YT1) besitzt eine Barriere bei 9,400 Zählern und einen Bonus-Level, der gleichzeitig auch dem Cap von 7.425 Punkten entspricht. Sollte es bis zum Laufzeitende im August 2014 zu keiner Schwellenberührung kommen, erhält der Anleger eine Rückzahlung von 110 Euro und erzielt bei einem Briefkurs von 101,16 Euro eine maximale Rendite von 8,74 Prozent. Würde der Puffer von aktuell über 14 Prozent wider Erwarten doch nicht ausreichen, käme am Ende der Revers-Level bei 16.500 Punkten (2 x 8.250 Punkte) quasi als natürlicher „Nullpunkt“ ins Spiel, von dem dann der finale DAX-Stand abgezogen und mit dem Bezugsverhältnis von 0,012 multipliziert würde. Die Rückzahlung würde dabei aufgrund des Caps aber selbst bei einem nachfolgenden Kurssturz maximal 110 Euro betragen. Käme es zu einem Verlust, würde dieser aufgrund der ganz in der Nähe des aktuellen Referenzkurses festgelegten Basis in etwa der Höhe des Indexanstiegs entsprechen.

Niedrige Basis sorgt für starken Hebel

Ganz anders bei einem bis Juni 2014 laufenden Reverse-Bonus-Cap-Papier (CZ8MA8) mit einer Basis bei nur 5.500 Punkten. Zwar bietet das Zertifikat mit einem Puffer von mehr als 15 Prozent (Barriere: 9.500 Punkte) im Erfolgsfalle eine maximale Seitwärtsrendite von fast 17,50 Prozent, doch wäre ein Schwellenereignis hier fatal. Denn der Reverse-Level würde bei einer Basis von 5.500 Punkten nur 11.000 Punkte betragen. Steigt der Index von aktuell 8.220 Zählern beispielsweise um rund 20 Prozent auf über 9.800 Punkte und bliebe dort bis zur Fälligkeit stehen, würde bei einem Bezugsverhältnis von 0,01 nur noch ein Betrag von 11,36 Euro zurückgezahlt ((11.000 - 9.864) x 0,01). Im Moment wird das Zertifikat auf der Brief-Seite mit 28,35 Euro gehandelt. Der Index-Gewinn von 20 Prozent würde dann im Zertifikat zu einem Verlust von sage und schreibe 60 Prozent führen. Die Aufgelder der beiden vorgestellten Reverse-Bonus-Papiere sind dagegen mit unter einem Prozent vernachlässigbar.

Der BörseGo Tipp:

Wie das Beispiel zeigt, kommt der Wahl der Produktbasis bei Reverse-Bonus-Zertifikaten eine wichtige Bedeutung zu. Wer diese zu niedrig ansetzt, läuft Gefahr bei einem Schwellenverlust einen hohen Preis für den Hebel zu zahlen. Auf der anderen Seite bietet das zweite Papier spekulativen, negativ für den DAX gestimmten Anlegern mit einer Seitwärtsrendite von über 17 Prozent und einem Puffer von mehr als 15 Prozent natürlich auf Sicht von neun Monaten auch ein sehr attraktives Chancen-Verhältnis, während die knapp neun Prozent Maximalrendite bei dem ganz aktuellen bis August 2014 laufenden Produkt für risikobewusste Anleger sicher auch interessant sein könnten.

Reverse-Bonus-Cap-Zertifikate auf den DAX:

WKN

Emittent

Barriere

Bonus-Level=Cap

Basis

Fälligkeit

Seitwärts-Rendite

Aufgeld

CZ8YT1

COBA

9.400

7.425

8.250

22.08.14

8,74%

0,80%

CZ8MA8

COBA

9.500

7.700

5.500

26.06.14

17,48%

0,81%

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Mehr von Armin Geier zu den erwähnten Instrumenten

Keine Artikel gefunden

Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

Mehr Experten