Rettungspaket leistet wichtigen Beitrag zur Marktstabilisierung
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Externe Quelle: Postbank
Die Verschuldungskrise in der EWU hat in den vergangenen Wochen für starke Turbulenzen an den Märkten gesorgt. Blieben diese anfänglich noch auf den Markt für Staatsanleihen beschränkt, so waren zuletzt auch andere Märkte, insbesondere der Aktienmarkt betroffen. Auch der Euro hatte sich infolge der Verschuldungskrise immer stärker verbilligt. Auslöser der Turbulenzen waren wachsende Sorgen, einzelne Mitgliedstaaten der Eurozone könnten der Schuldenspirale nicht mehr entfliehen und so letztendlich die Stabilität der gesamten Währungszone gefährden.
Zahlungsausfall eines EWU-Staates nun äußerst unwahrscheinlich
Das zunächst von den EU-Staaten und dem IWF verabschiedete Hilfspaket für Griechenland konnte die Märkte nur kurzzeitig beruhigen. Zum einen kamen sehr schnell Spekulationen auf, das Volumen von insgesamt 110 Mrd. € für einen 3-Jahreszeitraum könnte nicht ausreichen, den von Griechenland benötigten Finanzierungsbedarf zu decken. Zum anderen wurde befürchtet, andere Mitgliedsländer könnten ebenfalls in einen Abwärtsstrudel geraten und auf externe Hilfsmittel angewiesen sein. In der Folge haben die Risikoaufschläge für Anleihen der sogenannten Peripheriestaaten immer neue Rekordhochs erreicht. Die Regierungen haben auf diese Entwicklung mit einem umfangreichen Rettungspaket für in Schwierigkeiten geratene Mitgliedsländer reagiert. Es hat ein Gesamtvolumen von 750 Mrd. €, das sich aus Mitteln der EU, der Mitgliedsstaaten der Eurozone sowie des IWF zusammensetzt. Die Hilfen werden in Form von Krediten und Garantien gewährt und sind an Maßnahmen zur Konsolidierung des öffentlichen Haushaltes gebunden. Die Konsolidierungsfortschritte werden von der EU, dem IWF und der EZB streng überwacht. Zusätzlich hat die EZB beschlossen, zur Sicherstellung der Funktionsfähigkeit der Märkte im Bedarfsfall Staatsanleihen der Euro-Mitgliedsländer anzukaufen. Laut EZB-Präsident kam es bereits am Tag der Bekanntgabe zu ersten Ankäufen der Notenbank.
Die beschlossenen Maßnahmen sind sehr weitreichend und dürften unseres Erachtens zu einer nachhaltigen Stabilisierung der Märkte beitragen. Zumindest auf Sicht der kommenden Jahre ist der Zahlungsausfall eines Mitgliedslandes der Eurozone durch das Rettungspaket sehr unwahrscheinlich geworden. Auf längere Sicht hängt die Zahlungsfähigkeit der Staaten aber in starkem Maße vom Fortschritt der Maßnahmen zur Entschuldung der Staatshaushalte ab. Durch die Bindung der Auszahlung von Hilfsmitteln an Konsolidierungsfortschritte besteht für die betroffenen Staaten ein starker Anreiz, ihre Sparbemühungen auch tatsächlich voranzutreiben. Für den Erfolg der Konsolidierungsmaßnahmen sehr wichtig ist auch die weitere wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone. Denn nur durch wachstumsbedingte Steuermehreinnahmen und sinkende Ausgaben für die Arbeitslosigkeit kann eine schnelle Reduktion von Defiziten erreicht werden. Die Chancen, dass die Konjunktur den Finanzministern zu Hilfe kommt, stehen aus unserer Sicht nicht schlecht. Zuletzt gab es in einigen großen Mitgliedsländern vermehrt Anzeichen für eine kräftige Erholung der Konjunktur.
Positiver Ausblick für Aktien bleibt erhalten
Zeitweise Turbulenzen an den Märkten bleiben auch nach Verabschiedung des Rettungspakets möglich. Die Märkte werden in den kommenden Monaten sehr genau beobachten, inwieweit die von EU, EZB und IWF geforderten Maßnahmen auch umgesetzt werden. Einen ähnlichen Einbruch der Märkte wie nach dem Konkurs der US-Bank Lehman Brothers im Herbst 2008 oder in den Wochen vor Verabschiedung der Hilfsmaßnahmen erwarten wir aber nicht mehr. Insbesondere an den Aktienmärkten sollte sich der positive Grundtrend in den kommenden Monaten fortsetzen. Das sich verbessernde konjunkturelle Umfeld dürfte für wachsende Unternehmensgewinne sorgen. Eine Überbewertung der Dividendentitel ist insbesondere im Euroraum weiterhin nicht erkennbar. Die Bäume werden unseres Erachtens angesichts der von der Verschuldungskrise ausgehenden latenten Risiken für Konjunktur und Märkte allerdings auch nicht in den Himmel wachsen.
Kein „Absturz“ des Euro
Der Abwertungsdruck auf den Euro dürfte mit der Verabschiedung des Rettungspaketes nachlassen. Von einem dramatischen Kursverfall der Gemeinschaftswährung im Zuge der Verschuldungskrise kann ohnehin nicht die Rede sein. Der Euro war unseres Erachtens gegenüber dem USDollar vor der jüngsten Abwärtsbewegung eher zu hoch bewertet und hat sich den fundamental gerechtfertigten Niveaus nun angenähert. Für die Eurozone stellt die Abwertung des Euro in den vergangenen Monaten sogar eine Art Konjunkturprogramm dar. Insbesondere die Exportindustrie dürfte sich über die Euro-Schwäche freuen, da sie die preisliche Wettbewerbsfähigkeit stärkt. Die Kehrseite der Medaille ist ein wachsender Kostendruck über steigende Rohstoffpreise.
Neben dem Rettungspaket spricht gegen eine starke Abwertung des Euro aber auch, dass sich Konjunktur und Staatshaushalte in anderen großen Währungsräumen in einer ähnlich schwierigen Verfassung befinden. Aus heutiger Sicht ist es eher unwahrscheinlich, dass sich die USA oder Großbritannien schneller aus der Schuldenspirale befreien können als der Euroraum. Insofern dürfte die Attraktivität des Euro als Anlagewährung im Verhältnis zu anderen wichtigen Währungen unter der Verschuldungskrise nicht nachhaltig leiden. Gleichwohl könnte eine Zinserhöhung hierzulande später erfolgen als in anderen Währungsräumen, so dass eine weitere moderate Abwertung des Euro unter fundamentalen Gesichtspunkten nicht unwahrscheinlich ist.
Chronologie der Verschuldungskrise im Euroraum
- 8.12.2009 Fitch senkt Griechenland-Rating von "AA-" auf "BBB+".
- 9.12.2009 S & P senkt Ausblick für Spanien-Rating von "stabil" auf "negativ".
- 16.12.2009 S & P senkt Griechenland-Rating von "A-" auf "BBB+".
- 22.12.2009 Moody's senkt Griechenland-Rating von "A1" auf "A2".
- 24.3.2010 Fitch senkt Portugal-Rating von "AA" auf "AA-". Ausblick bleibt negativ.
- 25.3.2010 Verabschiedung eines Notfallplans für Griechenland. Ein Volumen von 22 Mrd. Euro ist im Gespräch.
- 9.4.2010 Fitch senkt Griechenland-Rating von "BBB+" auf "BBB-".
- 11.4.2010 Die Euro-Länder einigen sich auf ein 30 Mrd. Euro schweres Rettungspaket für Griechenland.
- 22.4.2010 Eurostat veröffentlicht erhöhte Defizit-Zahlen für Griechenland und andere Euro-Staaten. Moody's senkt
Griechenland-Rating von "A2" auf "A3".
- 23.4.2010 Griechenland bittet bei der EU offiziell um Finanzhilfe.
- 27.4.2010 S & P senkt Griechenland-Rating um drei Stufen auf "BB+" und Portugal um zwei Stufen auf "A-".
- 28.4.2010 S & P senkt Spaniens Rating um eine Stufe auf "AA+".
- 2.5.2010 Einigung auf ein 110 Mrd. Euro schweres Hilfspaket der Euro-Länder und des IWF für Athen.
- 3.5.2010 Die Europäische Zentralbank akzeptiert ab sofort griechische Staatsanleihen unabhängig von deren
Bonität als Pfand im Rahmen ihrer Refinanzierungsgeschäfte.
- 4.5.2010 Berichten zufolge beträgt Griechenlands Finanzbedarf 150 Mrd. statt 110 Mrd. Euro.
- 5.5.2010 Moody's prüft die abermalige Herabstufung Portugals.
- 6.5.2010 Griechisches Parlament billigt Sparpaket.
- 7.5.2010 Bundestag und Bundesrat segnen deutsche Griechenland-Hilfe im Volumen von 22,4 Mrd. Euro ab.
- 9.5.2010 EU und IWF beschließen umfangreiches Rettungspaket für in Schwierigkeiten geratene Staaten.
- 10.5.2010 EZB erklärt Bereitschaft, Staatsanleihen anzukaufen, um die Märkte zu stabilisieren.
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