Kommentar
12:29 Uhr, 10.03.2009

Rettet sich China selbst?

Nach einem schwachen Wochenbeginn legten die weltweiten Aktienmärkte, in Erwartung einer möglichen Aufstockung des umgerechnet etwa 470 Mrd. Euro umfassenden Konjunkturpakets der chinesischen Regierung, am vergangenen Mittwoch kräftig zu. So gewann etwa der DAX mehr als 5 Prozent. Die Kursgewinne waren jedoch nur von kurzer Dauer. Regierungschef Wen Jiabao kündigte zwar weitere Maßnahmen zur Stützung des heimischen Konsums an, verzichtet jedoch vorerst auf eine Aufstockung des Hilfspakets. Entsprechend enttäuscht zeigten sich die Börsenbarometer und drehten wieder in die Verlustzone. Letztlich gaben die führenden Leitindizes auf Wochensicht erneut ab. Während die US-Märkte etwa 6 Prozent verloren, büßte der DJ EuroStoxx50 Index gar 8 Prozent ein.

China konnte sich hingegen erneut abkoppeln. Besonders die hohen Devisenreserven ermöglichen es dem Land die Kauflaune der inländischen Bevölkerung zu stimulieren. So legten zuletzt die Industrieaufträge wieder zu und auch eine anziehende Kreditvergabe verdeutlichen, dass sich das Reich der Mitte vermutlich selbst aus der Krise herausholen kann. Zwar sind jährliche Wachstumsraten von über 10 Prozent inzwischen in weite Ferne gerückt, 8 Prozent sollen der Regierung zu Folge aber auch 2009 möglich sein können. Der chinesische Aktienmarkt legte im Wochenvergleich 6,8 Prozent zu und liegt somit seit Jahresanfang beachtliche 18,3 Prozent im Plus.

USA: Ausverkauf bei Finanzwerten geht weiter

An den Börsen in Nordamerika geht indes der Ausverkauf der Finanzwerte weiter, die auch in der vergangenen Woche die Verliererliste der weltweiten Aktienindizes anführten. Die ehemals größte Bank der Welt, die Citigroup, notierte zwischenzeitlich unter einem US-Dollar und läuft nun Gefahr als Penny Stock ihren Platz im Leitindex Dow Jones Industrial zu verlieren. Seit Anfang 2008 hat die Aktie über 95 Prozent an Wert verloren. Zuletzt belasteten Sorgen über eine mögliche Verstaatlichung die Notierung.

General Electric, einer der größten Mischkonzerne der Welt, gerät ebenfalls zunehmend ins Wanken. Während der Wert lange Zeit als Fels in der Brandung galt und von den starken Kursverlusten im vergangenen Herbst kaum betroffen war, verstärken sich nun Sorgen um die Finanzsparte. Töchter wie die GE Money Bank sollen ebenfalls unter der Finanzkrise leiden, der Umfang ist hingegen noch unklar. Die Unsicherheit treibt Anleger jedoch reihenweise aus der Aktie. Im Wochenvergleich verloren Titel von GE etwa 17 Prozent an Wert.

Konjunkturdaten konnten ebenfalls keine Entlastung schaffen. Die USA mussten erneut einen deutlichen Anstieg ihrer Arbeitslosenquote vermelden, die inzwischen bei 8,1 Prozent liegt. Allein im Februar gingen außerhalb der Landwirtschaft 651.000 Stellen verloren. Seit Beginn der Rezession in den USA im Dezember 2007 haben etwa 4,4 Mio. Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren. Angesichts solcher Zahlen wundert es nicht, dass die US-Notenbank Fed in ihrem Konjunkturausblick nach wie vor einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität auf breiter Front sieht.

Europa: Sorge um Abschreibungen bei Versicherern

In Europa waren vor allem Versicherungswerte unter Druck geraten. Nachdem die britische Assekuranz Aviva hohe Abschreibungen auf Kapitalanlagen vornehmen musste, wurden auch andere Werte der Branche abgestraft. Bereits seit einigen Wochen befürchten Marktteilnehmer, vor dem Hintergrund des starken Kursverfalls an den Aktienmärkten, entsprechende Verlustausweisungen bei Versicherungswerten. Die Notierung von Aviva gab am Donnerstag 33 Prozent nach und auch die europäischen Mitbewerber Aegon und Allianz mussten zweistellige Verluste verbuchen.

Angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage senkten die Notenbanken in Großbritannien und Europa erwartungsgemäß den Leitzins um jeweils 50 Basispunkte. Mit jetzt 1,5 Prozent befindet sich der Leitzins der Eurozone auf einem Rekordtief. Die Bank of England sieht sich mit 0,5 Prozent einer faktischen Nullzinspolitik gegenüber stehen.

DAX-Umstellung bringt keine Überraschungen

Am Mittwoch entschied die Deutsche Börse über die turnusmäßigen Änderungen in den deutschen Aktienbarometern. Mit Wirkung zum 23. März werden die Deutsche Postbank und Infineon den Index verlassen müssen. Beide Werte erfüllen hinsichtlich ihrer Marktkapitalisierung nicht mehr die Kriterien für den Verbleib. Neu aufgenommen wir die Aktie der Hannover Rückversicherung. Darüber hinaus steigen auch Fresenius Vorzüge in den DAX auf. Somit sind Mutter und Tochter in der ersten deutschen Börsenliga wieder vereint, da bereits Fresenius Medical Care ein Indexmitglied ist.

Ausblick

Vor uns steht eine verhältnismäßig datenarme Woche. Am Donnerstag werden die Januarzahlen zur Produktionstätigkeit in Deutschland veröffentlicht. Angesichts der Verlängerung der Weihnachtsferien in vielen Firmen ist mit einem Rückgang zu rechnen.

Am Sonntag trifft sich die OPEC in Wien, um über die Rohölförderquoten zu entscheiden. Mit der Preisentwicklung des schwarzen Goldes in den letzten Wochen werden die Förderländer vermutlich nicht zufrieden sein. Eine weitere Kürzung der Förderung könnte daher eine Option sein.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 174,5 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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