Rentenmärkte weitgehend stabil
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EZB und Fed nehmen keine Leitzinsänderung vor, die BoE erhöht dagegen auf 5,5 Prozent. Rentenmärkte zeigten sich vor diesem Hintergrund weitgehend stabil. In der Türkei klart sich das Bild langsam auf. Wichtige Konjunkturdaten stehen in dieser Woche zur Veröffentlichung an.
EZB: Nächste Zinserhöhung im Juni
Wie erwartet beließ die Europäische Zentralbank auf ihrer Sitzung am vergangenen Donnerstag den Leitzinssatz bei 3,75 Prozent. Allerdings machte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet mit der Verwendung des Signalworts "starke Wachsamkeit" (strong vigilance) allen Marktteilnehmern klar, dass bei dem Treffen der Währungshüter Anfang Juni die nächste Zinsanhebung auf der Tagesordnung steht. Da auch dies keine Überraschung darstellte, zeigten sich die Rentenmärkte weithin entspannt. Im Wochenvergleich blieben die Renditen auf fast unverändertem Niveau.
Im Gegensatz zur EZB beließ es die Bank of England (BoE) nicht bei der Ankündigung eines Zinsschritts. Sie setzte die Ausleiherate gleich um 25 Basispunkte auf 5,5 Prozent hoch, wodurch der Leitzins jetzt höher als in den USA liegt. Bei gestiegener Kapazitätsauslastung haben die Inflationsrisiken - im März lag die Teuerungsrate bei 3,1 Prozent - merklich zugenommen und die BoE zu diesem Schritt gezwungen. Am Devisenmarkt konnte das britische Pfund daraufhin in den letzten Tagen spürbar gegenüber dem Euro an Boden gutmachen.
Fed bleibt auf Kurs
Die amerikanische Notenbank hat die Zielrate für die Fed Funds auf ihrem regulären Meeting in der letzten Woche nicht geändert. Gefahren für die US-Konjunktur werden von Bernanke und Co. zwar durchaus gesehen. Angesichts der Ungewissheit über die weitere Inflationsentwicklung und einem festen Arbeitsmarkt hielten sie jedoch an ihrer "wait-and-see"-Strategie fest. Daran wird sich auch nach unserer Einschätzung bis auf weiteres nichts ändern - sofern bei den volkswirtschaftlichen Daten keine massiven Ausreißer nach unten bekannt gegeben werden, womit nicht unbedingt gerechnet werden kann. Die am Freitag veröffentlichen Einzelhandelsumsätze stellen indes keinen Grund zur Entwarnung dar. Im April sind sie um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gefallen. Immerhin rund 40 Prozent des privaten Konsums werden durch diese Kennziffer erfasst.
Da die Zinspolitik von EZB und Fed keine Überraschungen mit sich brachte, blieb es am Devisenmarkt insgesamt recht ruhig. Der Euro musste lediglich einen geringen Teil seiner zuvor erzielten Gewinne abgeben, ohne dass es jedoch zu einer Trendwende kam.
Wie geht es in der Türkei weiter?
Die jüngsten Ereignisse in der Türkei haben die Finanzmärkte zeitweise gehörig aufgeschreckt. Zwar ist die erste Aufregung inzwischen abgeklungen, ein genauerer Blick auf die politische und wirtschaftliche Lage des Landes am Bosporus lohnt sich jedoch allemal.
Die Phase der politischen Unsicherheit in der Türkei wird mindestens bis zu den Parlamentswahlen im Juli anhalten. Sie könnte sich aber noch verlängern, solange die Hängepartie über die Präsidentenwahl nicht beendet ist. In unserem Hauptszenario gehen wir davon aus, dass die AKP-Regierung unter Ministerpräsident Erdogan auch nach der Parlamentswahl im Amt bleiben wird und damit ihren politischen Reformkurs fortsetzen kann. Die Suche nach einem Kompromisskandidaten für das Präsidentenamt ginge dann weiter, sollte aber bis Jahresende zu einer Lösung kommen. Ob die AKP bereits in Kürze eine verfassungsändernde Mehrheit zur Direktwahl des Präsidenten zustande bringt - dies wäre die Voraussetzung für eine rasche Beendigung der politischen Unsicherheit -, erscheint derzeit fraglich.
Durch die jüngsten Turbulenzen sind die guten wirtschaftlichen Daten der Türkei in den Hintergrund gerückt. Der seit dem Jahr 2002 regierenden AKP ist vor allem eine sehr solide Finanzpolitik zu attestieren, wodurch sich die Budgetsituation entspannt hat. Die Türkei erwirtschaftet inzwischen deutliche Etatüberschüsse. Weitere Indizien für die ökonomische Konsolidierung sind Verbesserungen in der Leistungsbilanz sowie stark rückläufige Inflationsraten. In den Augen des IWF ist "die Türkei eine der Erfolgsgeschichten der jüngsten Zeit in der Weltwirtschaft".
Verglichen mit anderen Schwellenländern bietet der türkische Anleihemarkt derzeit ein attraktives Rendite-Risiko-Profil. Dies ist nicht zuletzt auf die hohen Kurzfristzinsen zurückzuführen. Türkische Rententitel werfen zurzeit rund 19 Prozent Zinsen ab. Die anhaltende politische Unsicherheit dürfte sich in erster Linie in der Türkischen Lira sowie am Lokalwährungsmarkt niederschlagen, wo es durchaus zu kräftigeren Kursausschlägen kommen könnte. Insgesamt sehen wir den Markt jedoch weiter als Halteposition.
Ausblick
Konjunkturdaten aus den USA dürften in der kommenden Woche das Geschehen an den internationalen Finanzmärkten bestimmen. Die größte Aufmerksamkeit sollte dabei der April-Inflationsrate zufallen. Aber auch die Daten zur Industrieproduktion sowie aus dem Immobiliensektor könnten Spuren hinterlassen. Aus dem Euroraum wird das BIP-Wachstum für das erste Quartal auf das größte Interesse stoßen.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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