Rentenmärkte weiterhin schwach
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Angesichts überraschend starker US-Konjunkturdaten setzt sich der Renditeanstieg in den USA und im Euroraum unvermindert fort. In einer relativ datenarmen Woche steht die EZB-Sitzung am Mittwoch im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Eine Erhöhung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf 4,0 Prozent ist so gut wie sicher. Die Turbulenzen an der chinesischen Aktienbörse haben so gut wie keine Auswirkungen auf das Geschehen am Bondmarkt.
Internationale Rentenmärkte weiterhin schwach
In den USA wie im Euroraum hält der Abwärtstrend an den Rentenmärkten an. Die Rendite von US-Schatzanweisungen kletterte auf zuletzt 4,95 Prozent. Zehnjährige Bundesanleihen haben mit fast 4,5 Prozent das höchste Niveau seit drei Jahren erreicht. Die seit Anfang 2007 im Euroraum erlittenen Kursverluste weiteten sich in den beiden abgelaufenen Wochen nochmals aus, wobei diese nicht mehr vollständig durch laufende Zinserträge kompensiert werden können. Auf Indexebene - gemessen am JP Morgan EMU Bond Index - liegt das Minus inzwischen bei 1,3 Prozent.
Hauptantriebsfeder für diese Entwicklung ist die sich wieder verbessernde Einschätzung der US-Konjunktur. Letzte Woche wurden Daten veröffentlicht, die eine baldige Leitzinssenkung durch die FED wieder in weite Ferne rückten. Sowohl die Arbeitsmarktzahlen als auch das Verbrauchervertrauen konnten die Erwartungen deutlich übertreffen. So wurden in den Vereinigten Staaten im Mai außerhalb der Landwirtschaft insgesamt 157.000 neue Stellen geschaffen. Die Experten hatten mit 132.000 gerechnet. Auch der viel beachtete ISM-Konjunkturindex für das verarbeitende Gewerbe war im Mai von 54,7 auf 55 Punkte gestiegen. Erwartet wurde ein Rückgang auf 54 Zähler. Große Aufmerksamkeit kommt auch dem Verbrauchervertrauensindex der Universität Michigan zu, der mit einem Stand von 88,3 ebenfalls besser als erhofft ausfiel. Es scheint, als dass sich die angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt nur begrenzt auf den privaten Verbrauch auswirkt.
Noch vor wenigen Wochen ging das Gros der Marktteilnehmer davon aus, dass die Federal Reserve Bank (FED) in absehbarer Zeit die Zinsen senken wird. Davon ist angesichts der aktuellen Datenlage inzwischen nichts mehr zu spüren. Die Inflation bleibt zweifellos am oberen Rand der "Comfort Zone" der FED. Deshalb verfestigt sich inzwischen die Einschätzung, dass die Notenbanker auf unbestimmte Zeit an dem bestehenden Leitzinssatz von 5,25 Prozent festhalten werden.
Auch in der Eurozone deuten die jüngsten Wirtschaftszahlen auf eine Fortsetzung des robusten Wachstums bei stabiler Teuerung hin. Kommenden Mittwoch tagt der Zentralbankrat der EZB. Hier gilt es als ausgemachte Sache, dass der Leitzins von 3,75 auf 4,0 Prozent erhöht wird. Hierauf hatten die Währungshüter den Markt bereits seit längerem vorbereitet. Die Frage ist nun, wie weit die EZB mit ihren Zinsschritten gehen wird. Zum Jahresende sind 4,25 Prozent für den EZB-Leitzins bereits fest eingepreist. Spekuliert wird teilweise aber auch schon auf zwei Erhöhungen um jeweils 25 Basispunkte im September und Dezember 2007. Wieder einmal kommt dem genauen Wortlaut der Presseerklärung im Anschluss der EZB-Sitzung große Bedeutung zu.
Die Rentenmärkte beurteilen wir gegenwärtig als leicht teuer in den USA und als neutral bewertet in der Eurozone. Eine weiche Landung in den Vereinigten Staaten und das anhaltend positive Konjunkturbild in der Eurozone sollten in den aktuellen Kursen weitgehend eingepreist sein. Stabile Inflationserwartungen, hohe Zuflüsse aus den Währungsreserven der Schwellenländern in den Staatsanleihe-Markt sowie eine robuste Nachfrage aus dem Asset-Liability-Management sollten einem weiteren starken Renditeanstieg ebenso entgegen stehen wie die anhaltende Emissionstätigkeit. Somit sollte es wieder zu einer Verflachung der Zinsstrukturkurve kommen. Investoren können vor diesem Hintergrund das lange Ende langsam wieder ins Visier nehmen.
US-Dollar auf Erholungskurs
Vor dem Hintergrund der unerwartet guten Daten zu Arbeitsmarkt und Verbrauchervertrauen in den Vereinigten Staaten erholte sich der US-Dollar letzte Woche auf breiter Front. So mussten für einen Euro erstmals seit Mitte April nur noch 1,34 Dollar gezahlt werden. Zum Yen stieg der US-Dollar mit 1,22 Yen sogar auf den höchsten Stand seit Ende Januar. Alleine der kanadische Dollar konnte sich aufgrund lokaler Sonderfaktoren gegenüber dem US-Dollar behaupten.
Ausblick
Im Euroraum wird das wichtigste Ereignis in dieser Woche die EZB-Sitzung am Mittwoch sein. Hier wird allgemein mit einer Anhebung des Leitzinses von 3,75 auf 4,0 Prozent gerechnet. Die anschließende Presseerklärung dürfte Aufschluss über die weitere Zinspolitik der EZB im zweiten Halbjahr 2007 geben. Weitere bedeutende Konjunkturindikatoren aus dem Euroraum sind die Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor, die morgen für Deutschland, Italien und Großbritannien veröffentlicht werden. Interesse werden ebenfalls die Zahlen zu Auftragseingang und Industrieproduktion in Deutschland (jeweils April) auf sich ziehen.
In den USA stehen unter anderem die Auftragseingänge in der Industrie sowie der ISM-Index für die Dienstleistungsbranche auf der Agenda. Diese sollten das aktuelle positive konjunkturelle Bild bestätigen.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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