Kommentar
08:56 Uhr, 29.06.2004

Rentenmärkte in fester Verfassung

Während der vergangenen Woche zeigten sich die Rentenmärkte vor dem Hintergrund wenig veränderter Konjunkturdaten in fester Verfassung. Mit Spannung blicken die Finanzmarktakteure jedoch auf die anstehende Notenbanksitzung in den USA. Eine erste Zinserhöhung erscheint unvermeidlich. Ebenfalls in überwiegend ruhigem Fahrwasser präsentierte sich der Euro, der sich über 1,20 US-Dollar stabilisierte.

Die zuletzt in der Eurozone veröffentlichten Stimmungsindikatoren ergaben keinen einheitlichen Trend. Der auf der Befragung von Finanzmarktanalysten basierende ZEW-Index zur Konjunkturlage in Deutschland verzeichnete nach fünf Rückgängen in Folge im Juni wieder einen moderaten Anstieg. Entscheidend für die leichte Aufhellung waren insbesondere die anhaltend hohe Auslandsnachfrage, robuste Auftragseingänge in der Industrie und die wieder etwas nachgebenden Ölpreise. Mit dem leichten Anstieg hat der ZEW-Index dem wichtigeren Ifo-Index zwar eine gute Vorlage geliefert, welche dieser aber nicht verwandeln konnte. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im Juni unerwartet auf 94,6 Punkte gefallen, wobei sowohl die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage als auch der Erwartungen schwächer als im Vormonat ausfiel. Dabei mangelt es nach Aussage von Ifo-Chef Hans-Werner Sinn insbesondere an einer Verbesserung der Binnennachfrage, von der keine entscheidenden Impulse auf das Wachstum ausgehen. Ebenfalls leicht rückläufig war der italienische ISAE-Index, während sich der belgische BNB-Frühindikator etwas verbesserte. An der Preisfront scheint sich die Lage nach den kräftigen Anstiegen im Vormonat dagegen zu entspannen. Nach 2,0 Prozent im Mai fiel die Inflationsrate hierzulande im Juni auf 1,8 Prozent. Dies spricht dafür, dass der Preisdruck im gesamten Euroraum nachlassen wird. Dennoch warnten EZB-Mitglieder vor den negativen Folgen sogenannter Zweitrundeneffekte durch die gestiegen Ölpreise. Sie appellierten an die Tarifpartner, diese nicht zum Anlass für höhere Lohnabschlüsse zu nehmen. Ansonsten drohe die Gefahr von Lohn-Preis-Spiralen. Eine Abkehr von der neutralen geldpolitischen Haltung der Europäischen Zentralbank steht jedoch bislang nicht bevor. Wir gehen für die nächsten Monate weiterhin von stabilen Leitzinsen im Euroraum aus. Bei Anleihen mit kürzerer Laufzeit, wie sie beispielsweise im UniEuroKapital, UniKapital oder UniEuroKapital Corporates enthalten sind, sehen wir daher kaum Gefahren für Kursverluste, während das lange Ende unter dem Einfluss des US-Bondmarktes eher mit Renditeanstiegen zu kämpfen hat.

Die US-Bondinvestoren und mit ihnen Finanzmarktteilnehmer aus der ganzen Welt blicken am Dienstag und Mittwoch nach New York, wo der Offenmarktausschuss der Federal Reserve Bank (FOMC) auf seiner regulären Sitzung den Beginn des Zinserhöhungszyklus einläuten wird. In der Mehrheit wird auch angesichts des überraschend nach unten korrigierten BIP-Wachstums eine Zinsanhebung um 25 Basispunkte erwartet, was auch unserer Meinung entspricht. Da ein solcher Zinsschritt in den Rentenmarktkursen bereits eingepreist ist, rechnen wir nicht mit kräftigen Renditeschwankungen. Sollte sich die Fed aber wider Erwarten zu einem großen Zinserhöhungsschritt durchringen, könnten die Rentenmärkte jedoch spürbar unter Druck geraten. Die für Freitag zur Veröffentlichung vorgesehenen US-Arbeitsmarktdaten dürften die Anleihekurse dann erneut in Bewegung versetzen. Eine Fortsetzung des günstigen Arbeitsmarkttrends sollte die Tendenz zu steigenden Renditen am langen Ende verstärken. In den Terminkontrakten sind auf Jahressicht bereits Zinserhöhungen von mehr als 1,5 Prozent eingepreist, was uns allerdings zu hoch erscheint. Bis Jahresende sehen wir Leitzinsanhebungen von überschaubaren 75 Basispunkten, sodass der Spielraum für Renditesteigerungen bereits zu einem erheblichen Teil ausgeschöpft sein sollte.

Ausblick: Angesichts der FOMC-Sitzung und den US-Arbeitsmarktzahlen treten die übrigen Konjunkturdaten, die in der kommenden Woche bekannt gegeben werden, in den Hintergrund. Beiderseits des Atlantiks werden u.a. Einkaufsmanagerindizes sowie eine Reihe weiterer Wirtschaftsgrößen veröffentlicht. Aufschluss über die Konjunkturentwicklung in Japan sollte der Tankan-Index geben.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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