Rentenmärkte gefestigt
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In der Vorwoche zeigten sich die internationalen Rentenmärkte in gefestigter Verfassung. US-Notenbankchef Ben Bernanke hat in seiner Rede vor dem US-Kongress die Fortsetzung des geldpolitischen Kurses seines Vorgängers Greenspan angekündigt. Der Euro konnte sich zum Wochenschluss leicht erholen.
USA: Bernanke auf den Spuren Greenspans
Die mit Spannung erwartete erste Rede des frisch gekürten US-Notenbankchefs Ben Bernanke vor dem amerikanischen Kongress brachte keine Überraschungen. Er betonte die Kontinuität der Geldpolitik und deutete weitere Anhebungen der Zielrate für die Fed Funds in Richtung fünf Prozent an. Allerdings stellte er klar, dass zinspolitische Entscheidungen in höherem Maße als in der Vergangenheit von den jeweils aktuellen Inflations- und Wachstumsaussichten der US-Wirtschaft abhingen. Die Zeit automatischer Zinserhöhungen durch die Federal Reserve Bank ist vorbei. Da aber die Konjunkturperspektiven alles in allem als robust bezeichnet werden müssen und der Inflationsdruck noch etwas zunehmen könnte, dürfte das Ende der zinspolitischen Fahnenstange noch nicht ganz erreicht sein.
Steigende Geldmarktsätze sollten aber auch die Kapitalmarktzinsen mit in die Höhe ziehen trotz der Tendenz zu einer Inversion der US-Zinsstrukturkurve. Eine Rendite von fünf Prozent bei zehnjährigen US-Treasuries bis zur Jahresmitte halten wir daher nicht für ausgeschlossen. Erst in der zweiten Jahreshälfte, wenn die Konjunkturdynamik aller Voraussicht etwas nachlassen wird, könnten spürbare Gegenbewegungen einsetzen. Vor diesem Hintergrund empfiehlt sich eine gewisse Vorsicht im Hinblick auf Engagements am US-Bondmarkt. Wir tragen diesem Umstand Rechnung, indem wir in unseren internationalen Rentenportefeuilles die Duration von USD-Positionen in jüngster Zeit wieder auf ein leicht unterdurchschnittliches Niveau verringert haben. Speziell das kurze Ende der US-Renditekurve bleibt wegen der erheblichen Zinsdifferenz für Investoren aus dem Euroraum interessant sofern bei einem Verzicht auf Währungsabsicherungen der US-Dollar gegenüber dem Euro nicht allzu stark an Boden verliert.
Seit rund neun Monaten bewegt sich die europäische Gemeinschaftswährung zum US-Dollar in einem relativ breiten Band zwischen 1,15 und 1,25 USD seitwärts. Die Zinspolitik der Notenbanken ist dabei der mit Abstand bedeutendste Markttreiber. Aussichten auf eine verringerte Zinsdifferenz zwischen dem Euroraum und den USA stärken den Euro, Erwartungen für eine Ausweitung unterstützen hingegen den US-Dollar. Andere Themen spielen unter den Devisenmarktteilnehmern zurzeit jedoch offensichtlich keine Rolle. Woher der Anstoß für eine Euro-Aufwertung kommen soll, welche nach Meinung der meisten Marktakteure fundamental nach wie vor begründet ist, bleibt indes unklar. Solange ein solcher Markttreiber für eine Euro-Rallye nicht in Sicht kommt, ist mit einem Verharren innerhalb der oben genannten Bandbreite zu rechnen.
Euroland: Wie kräftig ist der Aufschwung?
Vor allem aufgrund der unerwartet schwachen Entwicklung in Deutschland das Bruttoinlandsprodukt stagnierte auf dem Niveau des Vorquartals hat sich das Wirtschaftswachstum im Euroraum zwischen Oktober und Dezember 2005 auf 0,3 Prozent verlangsamt. Im dritten Quartal lag der Zuwachs noch bei 0,6 Prozent. Hauptsorgenkind bleibt hierzulande der zurückhaltende Konsum der privaten Haushalte, während die Investitionen der deutschen Unternehmen weiter anziehen. Selbst die seit langem anhaltende Malaise im hiesigen Baugewerbe scheint überwunden. Wir sehen die Schwäche im zurückliegenden Quartal daher mehr als Delle im Aufschwung denn als Vorbote für einen neuerlichen Rückschlag. Die Frühindikatoren deuten jedenfalls darauf hin. Der ZEW-Index verzeichnete beispielsweise im Februar mit 69,8 Punkten (Januar: 71,0 Punkte) erneut einen außergewöhnlich hohen Wert. An den europäischen Rentenmärkten waren in der Vorwoche leichte Renditerückgänge zu beobachten gewesen, was zu entsprechenden Kursgewinnen bei bereits im Umlauf befindlichen Anleihen führte. Das große Bild blieb aber unverändert. Am 2. März steht eine weitere Leitzinserhöhung durch die EZB an, was in der Folge auch am langen Ende zu moderatem Druck auf die Kapitalmarktrenditen führen könnte. Allerdings sind diese nach oben durch die anhaltend hohe Nachfrage institutioneller Investoren gedeckelt, sodass die Vier-Prozent-Marke im Zehnjahresbereich in weiter Ferne bleiben wird.
Ausblick:
Im Euroraum steht die laufende Woche ganz im Zeichen der zur Veröffentlichung anstehenden Frühindikatoren wie dem deutschen Ifo-, dem französischen INSEE und dem belgischen BNB-Index. Eine Stabilisierung auf den gegenwärtig hohen Niveaus ist dabei zu erwarten. In den Vereinigten Staaten dürften hingegen die Inflationsdaten die größte Aufmerksamkeit erwecken, da überraschend hohe Raten die Wahrscheinlichkeit für eine Fortsetzung des Zinserhöhungskurses durch die Fed vergrößerten. Davon blieben auch die Kapitalmarktrenditen nicht unberührt.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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