Renten profitieren vom hohen Ölpreis
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Mit weiter anziehenden Ölpreisen auf nahezu 45 US-Dollar profitierten festverzinsliche Wertpapiere weiterhin von ihrem Status als Safe Haven. Hinzu kamen erneute Terrorwarnungen in den USA, die ebenfalls eine Anlage in Rentenpapieren begünstigten. Ausgesprochen enttäuschende US-Arbeitsmarktdaten taten schließlich ein Übriges, um für - zuletzt sogar kräftig - nachgebende Renditen und damit steigende Anleihekurse zu sorgen. Die Beschäftigtenzahlen schickten allerdings den Dollar auf Talfahrt, der in einer Bewegung rund zwei Cent gegenüber dem Euro einbüßte.
Die Rekordjagd des Ölpreises hielt auch in der Berichtswoche die Finanzmärkte in Atem. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Sorte WTI ist mittlerweile auf nahezu 45 US-Dollar geklettert, was den höchsten Stand seit Beginn des Handels an der NYMEX 1983 markiert. Als Ursache für die Preisexplosion gelten Risiken in Bezug auf mögliche Lieferausfälle durch Anschläge und Streiks - wie etwa im Irak, in Saudi-Arabien oder auch in Bahrain - und damit einer Verknappung des Angebots. Zwar hat die OPEC entgegen früheren Äußerungen die Möglichkeit einer Anhebung der Förderquote unterstrichen, doch sorgte diese Meldung nur kurzfristig für Entspannungen. Nachdem bekannt wurde, dass die russische Regierung die Freigabe der eingefrorenen Konten des mit der Insolvenz kämpfenden Ölkonzerns Yukos teilweise wieder rückgängig gemacht hat, zogen die Preise erneut an. Die als sicherer Anlagehafen angesehen Bondmärkte profitierten von dieser Entwicklung, da durch die gestiegenen Öl-/ Benzinpreise das verfügbare Einkommen der Konsumenten geschmälert wird, sie weniger nachfragen und damit dem Wirtschaftswachstum schaden. Allerdings wirkt der hohe Ölpreis auch inflationstreibend, ein Aspekt, der derzeit von den Rentenmärkten jedoch weitgehend ignoriert wird.
Am US-Bondmarkt konnten sich die Renditen der zehnjährigen Treasuries in der vergangenen Woche um rund 26 Basispunkte auf zuletzt 4,22 Prozent ermäßigen. Neben dem Einfluss des Ölpreises hatten Warnungen über mögliche Anschläge gegen Finanzeinrichtungen in New York, Washington und New Jersey Marktteilnehmer verunsichert, die vor diesem Hintergrund Zuflucht in Rentenpapieren suchten. Auf konjunktureller Seite konnte der ISM-Index für die Dienstleistungsbranche kräftig zulegen und auch der US-Einkaufsmanagerindex setzte seinen Anstieg fort. Mit Spannung allerdings warteten die Märkte auf die Arbeitsmarktdaten, welche zum Wochenschluss bekannt gegeben wurden. Bei einem Anstieg der Beschäftigung um lediglich 32.000 erwies sich die Meldung angesichts erwarteter 228.000 als Schock. Zuvor hatten bereits wenig überzeugende Juli-Verkaufszahlen der US-Einzelhändler angedeutet, dass die vergleichsweise schwache Konsumentwicklung im zweiten Quartal noch keine Wende zum Besseren genommen hat. Während Aktien heftige Kursverluste erlitten, profitierten Renten von den nunmehr verstärkt aufkommenden Zweifeln an einer anhaltenden Wachstumsdynamik der Konjunktur und damit von der Zuversicht für eine maßvolle Zinserhöhungspolitik der FED. An diesem Dienstag findet wieder ein FOMC-Meeting statt. Wenn überhaupt dürfte der Tagesgeldsatz um 25 Basispunkte angehoben werden, was die Märkte bereits eingepreist haben. Wir gehen davon aus, dass auch die weiteren noch zu erwartenden Schritte klein ausfallen werden.
Euro-Renten tendierten in der Berichtswoche analog ihrer US-Pendants ebenfalls gut behauptet. Auch sie konnten aufgrund der US-Arbeitsmarktdaten zuletzt kräftige Kurssteigerungen verbuchen, wobei die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen auf 4,07 Prozent zurück fiel. Im Euroraum blieb die Arbeitsmarktsituation gleichermaßen eingetrübt. Besonders unerfreulich ist das Bild in Deutschland, wo die Arbeitslosigkeit im Juli weiter anstieg. Der exportgetriebene Konjunkturaufschwung reicht offensichtlich noch nicht aus, um die Unternehmen zu Personalaufstockungen zu bewegen. Die anhaltende Schwäche der Binnennachfrage dürfte mit ein Grund für diese Entwicklung sein. Mit Blick auf die Zinspolitik beließ die EZB die Leitzinsen wie erwartet unverändert. Da ein Anziehen der Inflation derzeit in erster Linie auf Sonderfaktoren wie den Ölpreisanstieg und Verbrauchsteuererhöhungen zurückzuführen ist, wird unseres Erachtens die EZB vorerst keine Leitzinserhöhungen vornehmen. Engagements in Kurzläuferfonds ergänzt um ausgewählte höherverzinsliche Papiere sollten daher im Mittelpunkt eines Rentenportfolios stehen.
Ausblick: In den kommenden Tagen dürfte das Hauptaugenmerk auf der am Dienstag anstehenden FED-Sitzung liegen. Darüber hinaus steht der US-Verbrauchervertrauensindex der Uni Michigan für August an. In der Eurozone wird zum Ende der Woche die erste Schätzung für die BIP-Entwicklung im zweiten Quartal veröffentlicht.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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