Renten anhaltend fest
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Die Rentenmärkte präsentierten sich im Juni in anhaltend fester Verfassung. In der Eurozone konnten weder der steigende Ölpreis noch die Euro-Schwäche den Anleihen etwas anhaben. In den USA zog die Notenbank die geldpolitischen Zügel weiter an und erhöhte den Leitzins auf 3,25 Prozent.
Eurozone
Die Situation in der Eurozone unterscheidet sich wesentlich von der der USA. Geringes Wachstum, hohe Arbeitslosenzahlen und die Krise der EU dämpfen die Stimmung. Einziger Lichtblick: Die Schwäche des Euro verbessert die Absatzchancen der europäischen Industrie auf den Weltmärkten. Dies hat auch dazu geführt, dass wichtige Frühindikatoren wie der deutsche Ifo-Index oder der französische INSEE nach längerer Zeit erstmals wieder eine leichte Aufwärtsbewegung verzeichneten. Der Silberstreif am deutschen Konjunkturhorizont war neben der Euro-Schwäche auch der Aussicht auf einen baldigen Regierungswechsel geschuldet.
Die europäischen Rentenmärkte präsentierten sich im abgelaufenen Monat erneut in freundlicher Verfassung. Nach einem kurzen Zwischenhoch zur Monatsmitte setzte sich der Renditerückgang weiter fort. Mit 3,1 Prozent verzeichneten die Zehnjahresrenditen dabei ein neues Rekordtief. Hierzu beigetragen haben Gerüchte über eine mögliche Zinssenkung der Europäischen Zentralbank, die sich aber erneut als gegenstandslos erwiesen. Angesichts steigender Ölpreise, eines schwachen Euro und einer über dem Zielwert liegenden Geldmengenexpansion werden sich die Währungshüter nach unseren Erwartungen auch weiter in Zurückhaltung üben und die Leitzinsen auf absehbare Zeit nicht senken - trotz der immer lauter vorgetragenen Forderungen von politischer Seite nach Lockerung der Geldpolitik. Die EZB dürfte diesem Druck unseres Erachtens jedoch standhalten. Auf der anderen Seite gibt es in Anbetracht der schwachen Konjunkturaussichten auch keinen Anlass für eine Zinserhöhung. Dies sollte auf das lange Ende abstrahlen. Wir sehen jedenfalls gegenwärtig keine Anzeichen für kräftige Gegenbewegungen am Kapitalmarkt, sodass das Niedrigzinsumfeld noch längere Zeit Bestand haben sollte.
Euro-Outs
Es kommt Bewegung in die Zinspolitik in Europa, wobei unterschiedliche Tendenzen zu beobachten sind. Die norwegische Zentralbank hob zum Monatsende den Einlagensatz um 25 Basispunkte auf jetzt 2,0 Prozent an. Den Ausschlag gab die anhaltend kräftige Binnennachfrage sowie der Boom im norwegischen Immobiliensektor. Dagegen senkte die schwedische Riksbank den Reposatz um 50 Basispunkte auf 1,5 Prozent, womit Schweden das nach Japan und der Schweiz niedrigste Leitzinsniveau unter allen Industrieländern aufweist. Damit schöpften die schwedischen Währungshüter ihren geldpolitischen Spielraum voll aus, nachdem die jüngsten Konjunkturdaten überraschend schwach ausfielen. Auch in Großbritannien gibt es inzwischen konkretere Anzeichen für einen Richtungswechsel in der Geldpolitik. Hinweise auf eine Abschwächung der Binnenkonjunktur lassen in den Sommermonaten eine Zinssenkung erwarten.
In Osteuropa geht der Trend zu niedrigeren Zinsen weiter. Konjunktursorgen veranlassten die polnische Zentralbank, den Refinanzierungssatz um 50 Basispunkte auf 5,0 Prozent zu senken. Polen kommt dabei immer stärker in den Sog der Wachstumsschwäche der westeuropäischen Länder. Begünstigt wurde der Zinsschritt jedoch auch durch den weiter nachlassenden Inflationsdruck. In Ungarn setzte die Notenbank angesichts nachlassender Inflationsgefahren ebenfalls ihren Zinssenkungskurs fort. Der Leitzins liegt jetzt bei 7,0 Prozent und damit 25 Basispunkte tiefer als noch im Mai. Die Ablehnung des EU-Verfassungsentwurfs sowie die Krise im Zusammenhang mit den EU-Finanzen hinterließ an den osteuropäischen Rentenmärkten bislang noch keine Spuren.
USA
Die konjunkturelle Lage in den USA bleibt überwiegend freundlich. Nachdem der zu Monatsbeginn veröffentlichte Arbeitsmarktbericht noch unerwartet schwach ausfiel, hellte sich im weiteren Verlauf die Stimmung wieder spürbar auf. Insbesondere die erneute Aufwärtsrevision des BIP-Wachstums für das erste Quartal 2005 auf 3,8 Prozent - die erste Schätzung lag noch bei vergleichsweise niedrigen 3,1 Prozent - deutet auf einen anhaltend robusten Aufschwung hin. Abgerundet wird das Bild durch den Zuwachs der Industrieproduktion, einen günstigen Konjunkturbericht aus den FED-Bezirken (Beige Book) sowie den Anstieg des Verbrauchervertrauens auf den höchsten Stand seit drei Jahren. Das Rekordhoch beim Ölpreis - für ein Barrel der Sorte WTI musste kurzzeitig mehr als 60 US-Dollar bezahlt werden - schlug sich dagegen in den Konjunkturindikatoren bislang nicht spürbar nieder.
Angesichts einer BIP-Wachstumsrate, die über der Veränderung der Produktionspotenzials liegt, überraschte es nicht, dass die amerikanische Notenbank Ende Juni die Leitzinsen erneut anhob. Die Zielrate der Fed Funds liegt nunmehr bei 3,25 Prozent und damit 100 Basispunkte höher als zu Jahresbeginn. Das lange Ende der Zinskurve zeigte sich davon jedoch weiter unbeeindruckt. Die Zehnjahresrenditen schwankten im Monatsverlauf unter moderaten Ausschlägen um die vier Prozent. Der Renditeunterschied zwischen den kürzeren und längeren Laufzeiten bleibt damit vergleichsweise gering.
In Anbetracht des festen konjunkturellen Umfelds und latenter Inflationsrisiken ist mit einer Fortsetzung des Zinserhöhungszyklus in Richtung vier Prozent zu rechnen. Korrekturbewegungen am Bondmarkt, wie sie sich Mitte Juni bereits einmal kurz andeuteten, können daher nicht ausgeschlossen werden.
Unternehmensanleihen
Die in der zweiten Maihälfte einsetzende Erholungsbewegung setzte sich im Juni fort. Inzwischen sind wieder die niedrigen Renditeaufschläge von vor der GM-Krise erreicht. Die erneute Gewinnwarnung von Ford machte sich am Gesamtmarkt dabei nicht bemerkbar. Eine Reihe von Unternehmen nahm die verbesserten Rahmenbedingungen zum Anlass, um am Primärmarkt aktiv zu werden. So begaben unter anderem verschiedene Autohersteller wie DaimlerChrysler, Peugeot oder Renault neue Anleihen. Der französische Wasserversorger Veolia kam erstmals mit einem inflationsindexierten Bond an den Markt. Positiv für den europäischen Corporate-Bond-Markt wirkten sich auch die erneuten Renditerückgänge im Benchmarksegment aus.
Emerging Markets
Die deutliche Spreadeinengung in dem für dieses Marktsegment relevanten Index JP Morgan EMBI+ ist im Wesentlichen eine Reaktion auf die Umschuldung Argentiniens. Die neu in den Benchmarkindex aufgenommenen Bonds weisen einen viel niedrigeren Risikoaufschlag auf als die ausgeschiedenen Titel. Der Gesamtmarkt zeigte sich im Juni dabei in insgesamt stabiler Verfassung. Brasilianische Anleihen tendierten vor dem Hintergrund des Korruptionsskandals zeitweise zwar etwas leichter, konnten sich zum Monatsende jedoch wieder erholen. Unbeeindruckt von der EU-Krise zeigten sich türkische Bonds. Gute makroökonomische Daten drängten die Unsicherheiten über den Konvergenzprozess in den Hintergrund.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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