Kommentar
12:03 Uhr, 27.05.2015

Renminbi kaufen?

  • Mit der Öffnung der chinesischen Finanz­märkte gerät der Renminbi in den Fokus der Anleger.
  • Fundamental spricht alles gegen eine weite­re Aufwertung der chinesischen Währung, politisch alles dafür. In China zählt am Ende die Politik.
  • Europäische Anleger, die sich für China in­te­ressieren, müssen immer auch die Entwick­lung des US-Dollars im Blick haben.

Dass die chinesische Wirtschaft in der Welt im Vor­marsch ist, wissen alle. Gemessen am Sozialprodukt ist sie inzwischen die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Der Kapitalmarkt ist noch relativ klein, beginnt sich aber zu mausern. An den Börsen des Landes schießen die Kurse nach oben. Es werden auch immer mehr Anleihen in Renminbi aufgelegt. Sie sind vom Zins her attraktiv.

Das macht China zunehmend auch für Finanzinvestoren interessant. Für sie kommt es freilich nicht nur auf die lokale Rendite an. Genauso wichtig ist die Entwicklung der Währung. Wie steht es hier? Wird sich der Renminbi aufwerten oder muss man mit Kursverlusten rechnen?

In der Vergangenheit war der Renminbi eine sichere Wette. Er war bombenstark – so stark, dass die chine­sische Notenbank gezwungen war, massiv auf den De­visenmärkten zu intervenieren und die Aufwertung zu bremsen. Schauen Sie sich die Grafik an.

Aufwertung des Renminbi

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Quelle: Riksbank

Seit dem Jahr 2000 hat sich der Renminbi gegenüber dem US-Dollar um 25 % befestigt. Die Entwicklung vollzog sich vor al­lem in den Jahren 2005 bis 2013 (mit einer kurzen Un­terbrechung während der Finanzkrise).

In den letzten zwei Jahren hat sich die Situation geän­dert. Mit der Öffnung der chinesischen Kapitalmärkte hat der Kapitalexport zugenommen. Chinesische Investoren wollten von den attraktiven internationalen Anlagemög­lichkeiten profitieren. Die chinesische Zentralbank hielt dagegen. Sie verkaufte Dollar, um die Währung zu stüt­zen. Der Wechselkurs schwankte etwas mehr und be­wegte sich insgesamt seitwärts.

Wird es in Zukunft wieder zu einer Aufwertung kommen, von der der Investor profitieren könnte? Hier stehen sich zwei Theorien gegenüber. Fundamental spricht alles da­gegen. Politisch sieht es dagegen eher nach einem stär­keren Renminbi aus. Wer wird gewinnen?

Fundamental: Chinas Wirtschaftswachstum ist zwar hoch (7 %), es schwächt sich jedoch deutlich ab. Die In­flation geht zurück, aber nicht weil die Währung so gut ist, sondern weil es an Nachfrage fehlt. An den Immobi­lienmärkten platzen Blasen. Die Notenbank ist besorgt. Mehrfach hat sie die Mindestreserven der Banken und damit die Geldmarktzinsen gesenkt. China hat zwar ei­nen Leistungsbilanzüberschuss. Er hat sich in den letz­ten Jahren jedoch deutlich verringert. Betrug er zu Zei­ten der Finanzkrise noch 9 % bis 10 % des BIP, macht er heute nur noch 3 % aus. Die Währungsreserven sind zwar immer noch die höchsten der Welt (USD 3.700 Mrd.). Sie sind in den letzten zwei Jahren aber um über USD 100 Mrd. zurückgegangen. All das spricht gegen den Renminbi.

Politisch stellt sich die Lage ganz anders da. China be­findet sich in einem weitreichenden Reformprozess. Ziel der Führung ist es, die Binnenwirtschaft zu stärken und das Land in der Weltwirtschaft voranzubringen. Dazu gehört auch eine starke Währung. Peking hat dabei schon einiges erreicht. Der Renminbi ist die fünftwich­tigste Handelswährung der Welt. China drängt bei bilate­ralen Handelsvereinbarungen darauf, die Ex- und Impor­te in Renminbi abzuwickeln. Im Kapitalverkehr wird der Renminbi durch die Öffnung seiner Finanzmärkte ge­stärkt. Immer mehr ausländische Anleger wollen sich die Chancen einer stark wachsenden Wirtschaft nicht entge­hen lassen.

Wo es noch fehlt und was jetzt auf der Agenda steht, ist die Nutzung des Renminbis als Reservewährung. In den Portfolios der Zentralbanken ist er noch kaum ver­treten. Um das zu ändern, strebt Peking die Aufnahme seiner Währung in den Korb der Sonderziehungsrechte des In­ternationalen Währungsfonds an. Bisher sind da­rin nur der US-Dollar, der Euro, der Yen und das Briti­sche Pfund. Wenn der Renminbi dazu käme, wäre das für die Chinesen wie ein Ritterschlag. Er würde sie mit einem Mal auf eine Ebene mit den bisherigen Reservewährun­gen heben. Die Chancen dazu stehen nicht schlecht. Das gäbe dem Wechselkurs weiteren Auftrieb.

Peking kann sich unter diesen Umständen keine größe­re Abwertung des Renminbi leisten. Wenn es in Zukunft Marktkräfte in dieser Richtung geben sollte, wird die Zentralbank gegensteuern.

Für den Anleger

Wenn es bei der Bestimmung des künftigen Kurses ei­ner Währung unterschiedliche Kräfte gibt, ist dies immer mit Unsicherheiten verbunden. Es wird daher vermutlich größere Schwankungen beim Renminbi geben als bis­her. Am Ende jedoch, davon bin ich überzeugt, werden sich die politischen Ambitionen Pekings durchsetzen. China ist mehr als jedes andere Land eine politische Ökonomie. Da ticken die Uhren anders. Deshalb wird sich auch die Währung anders entwickeln. Ich rechne daher auf längere Frist mit einer Aufwertung des Ren­minbi, selbst wenn das der chinesischen Industrie das Leben schwerer macht.

Euro-Investoren sollten aber mit voreiligen Schlussfolge­rungen vorsichtig sein. Peking orientiert seine Wechsel­kurspolitik am US-Dollar. Der ist im Augenblick gegen­über dem Euro fest. Das hat dazu geführt, dass die Auf­wertung des Renminbi gegenüber dem Euro in der Ver­gangenheit noch größer war als gegenüber dem US-Dollar. Es gibt viele, die den Euro auch in Zukunft noch schwach gegenüber dem US-Dollar sehen. Das wäre gut für europäische Renminbi-Investoren. Wenn sich der Euro dagegen langfristig stabilisiert oder gar aufwertet (womit ich rechne), muss man vorsichtig sein. Denn dann würde der Renminbi gegenüber dem Euro schwä­cher, ohne dass Peking etwas dagegen tun würde.

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