Renditen sinken auf neue Tiefstände
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Die Renditen an den Rentenmärkten sind in der vergangenen Woche auf neue Tiefstände zurückgegangen. Abzüglich der Inflation von etwa zwei Prozent liegt der Realzins in Deutschland und der Eurozone somit lediglich bei rund eineinhalb Prozent. In den USA ist die Situation vergleichbar - trotz der regelmäßigen Zinsanhebungen durch die FED.
Verantwortlich dafür sind mehrere Faktoren. Zum einen ist Geld aufgrund der Niedrigzinspolitik der Notenbanken seit langem sehr billig. Zum anderen beurteilen die Marktteilnehmer dies- und jenseits des Atlantiks die Inflationsgefahren als gering. Die Folge daraus ist eine unverändert hohe Nachfrage nach Anleihen. Hinzu kommt, dass amerikanische Rentenpapiere von asiatischen Notenbanken gekauft werden, um die eigene Währung gegenüber dem US-Dollar auf einem niedrigen Niveau zu halten, das den Export in die USA begünstigt. In Europa wiederum stehen Lebensversicherungen und Pensionsfonds auf der Käuferseite. Da diese nur noch einigermaßen attraktive Renditen im längeren Laufzeitbereich erzielen können (um beispielsweise den Garantiezins für Lebensversicherungen von aktuell 2,75% zu verdienen), verlagert sich die Nachfrage zunehmend auf Bonds mit längeren Restlaufzeiten. Mit entsprechend kurstreibender Wirkung, was wiederum die Renditen sinken lässt.
Anschaulich wird dieses Zusammenspiel im Vergleich mit Anfang 2004. Damals wie heute betrug der Leitzins in der Eurozone 2,00 Prozent. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen ist trotz eines Wirtschaftswachstums von 1,7 Prozent und einer Inflationsrate von um die 2,0 Prozent aber auf 3,46 Prozent von damals 4,15 Prozent gefallen. In den USA treten die Widersprüche noch offener zu Tage: Der Leitzins wurde im Zuge des Aufschwungs von 1,00 Prozent auf 2,50 Prozent angehoben; der damit gesetzte Impuls hat sich jedoch noch nicht in den langfristigen Bereich fortgepflanzt. Im Gegenteil, die genannten Faktoren sorgten dafür, dass die Rendite der 10-jährigen US-Treasury-Bonds derzeit so niedrig ist wie vor einem Jahr.
Nach unserer Einschätzung wird diese paradoxe Entwicklung von Zinsen und Renditen 2005 enden. Wir rechnen bis zum Jahresende mit einem Leitzins in der Eurozone von 2,0 bis 2,5 Prozent und einer auf 3,75 bis 4,00 Prozent steigenden Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe. In den USA prognostizieren wir einen Leitzins von 3,00 Prozent und einen Renditeanstieg der 10-jährigen US-Treasuries auf 4,50 bis 5,00 Prozent. Rentenfondsanlegern empfehlen wir in diesem Szenario unverändert europäische Papiere mit kürzeren Laufzeiten, ergänzt um höherverzinsliche Papiere, wie sie zum Beispiel im UniEuroAspirant und UniEuroRenta Corporates enthalten sind.
Konjunkturrelevante Neuigkeiten gab es in der vergangenen Woche nur wenige. Im Blickpunkt stand gleich zu Beginn der Etatentwurf für das US-amerikanische Fiskaljahr 2005/06 (30.09.). George W. Bush kündigte zwar Einsparungen bei einer Vielzahl von Programmen an und plant zudem ab dem 2006/07 eine Verringerung des Budgetdefizits. Der Aussagegehalt ist jedoch gering, denn die hohen und kurzfristig wahrscheinlich auch noch steigenden Militärausgaben sind in dem Zahlenwerk nicht enthalten. Interessant wird nun das Tauziehen im US-Kongress werden. Ungeachtet der dort zu erwartenden Nachbesserungen setzte der US-Dollar seine Aufwertung gegenüber dem Euro aber zunächst fort, verlor zum Wochenende jedoch wieder etwas an Stärke. Ursache dafür war das Handelsbilanzdefizit, das in 2004 auf den Rekordwert von 617,7 (2003: 496,5) Mrd. USD anschwoll. Das Defizit im Dezember lag allerdings unter dem des Vormonats - der Importüberschuss reduzierte sich also etwas.
Ausblick: Ob sich hier nun der Trend wendet, wird die Handelsbilanz für den Januar zeigen. Bis zu deren Präsentation werden vorerst andere Konjunkturindikatoren das Interesse auf sich ziehen, allen voran am Dienstag die Zahlen zum 2004er BIP-Wachstum in der Eurozone. Frankreich meldete vergangene Woche bereits eine ordentliche Zuwachsrate von 2,3 Prozent für das Gesamtjahr und rund 0,8 Prozent im vierten Quartal. Zudem wird der Markt aufmerksam in die USA schauen, wo u.a. der Einzelhandelsumsatz und die Industrieproduktion des Januar veröffentlicht werden.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.